Berücksichtigt habe ich nur Filme, die 2011 ihren Deutschlandstart hatten. Die Liste ist natürlich keineswegs vollständig, dieses Jahr war ich noch mehr als sonst eher ein Serien-Mensch. Aber folgend ein paar Filme, die auf irgend eine Weise besonders bei mir hängen geblieben sind in den letzten 12 Monaten...
Winter's Bone
Winter's Bone war für mich gleichzeitig der beste und auch der überraschendste Film, den ich dieses Jahr gesehen habe. Er spielt in den Ozark Mountains, einer malerisch schönen Gegend der USA, die in Winter's Bone jedoch von Armut und Drogen zerfressen ist. Ree ist erst 17 muss aber ihre kranke Mutter pflegen, die beiden kleinen Geschwister erziehen und alles tun, damit ihre Familie überleben kann. Als ein Polizist zum Haus der Familie kommt und Ree mitteilt, dass ihr Drogen dealender Vater auf der Flucht ist und das Haus der Familie als Garantie für seine Kaution angegeben hat, macht Ree sich auf die Suche nach ihm. Die eigentlich Story ist aber zweitrangig, in Winter's Bone ist viel mehr eine Charakterstudie dieser Gemeinde am absoluten Rande der amerikanischen Gesellschaft.
Die größte Überraschung des Films ist Newcomerin Jennifer Lawrence, die mit nicht mal 18 Jahren eine absolut organische und glaubwürdige Performance abliefert. Ihre Ree ist ein Mädchen, das viel zu früh erwachsen werden musste und jett in einer unfairen und unerbittlichen Umgebung eine ganze Familie durchbringen muss. Mit jugendlichem Starrsinn und sehr viel Mut kämpft sie sich durch eine zutiefst patriarchalische Gemeinschaft auf der Suche nach ihrem nichtsnutzigen Vater. Alle Menschen, auf die sie trifft, sind direkt oder indirekt in die Drogenproduktion und den Drogenhandel verwickelt und begegnen ihr mit Misstrauen oder offener Feindseligkeit. Es ist hart ein so sympathischen Mädchen, in einer ohnehin schon brutalen Welt, in einer brutalen Situation nach der Nächsten zu sehen. Aber es ist eine Wohltat Lawrence diese so verletzliche Figur mit einer solchen Stärke spielen zu sehen. John Hawkes präsentiert auch in diesem Film mal wieder sein enormes Talent und seine chamäleongleichen Schauspielfähigkeiten als Ree's Onkel Teardrop. Er verweigert seiner Nichte zunächst jegliche Hilfe und gibt ihr äußerst aggressiv zu verstehen, dass sie die Suche nach ihrem Vater abbrechen soll. Als sie sich aber trotzdem auf die Suche macht und immer weiter in Gefahr begibt, siegt seine familiäre Loyalität über seine Feindseligkeit. Ree's Stärke und der Zusammenhalt ihrer Familie sind die einzigen Lichtblicke in der dunklen und weitgehend hoffnungslosen Welt die von Regisseurin Debra Granik eindrucksvoll festgehalten wird. Untermalt wird der Film von altmodischem amerikanischen Folk, der melancholisch und ungeschönt von Anfang den Ton des Films vorgibt. Leider verlor Winter's Bone bei den meisten Preisverleihungen gegen auffälligere Filme von und mit mehr etablierten Hollywood-Akteuren, aber es bleibt die Hoffnung, dass Debra Granik und Jennifer Lawrence (auch außerhalb von Blockbustern) bald noch mehr gute Filme machen werden.
The Fighter
The Fighter ist mehr als solider Film, der, dank guter Schauspielleistungen und der Vorliebe von Preisverleihungskomitees für Sportlerdramen, überraschend große Aufmerksamkeit und Einspielergebnisse erzielen konnte.
Micky Ward (Mark Wahlberg) ist ein Amateurboxer, der das Zeug zum Profi hätte, aber durch eigene Zweifel und der ständigen Einmischerei seiner disfunktionalen Familie lange davon abgehalten wurde. Sein Bruder und Trainer Dicky (Christian Bale) ist ein irritiernder, drogensüchtiger und unzuverlässiger Ex-Boxer, seine Mutter (Melissa Leo), auch gleichzeitig seine Managerin, ist dominant und unprofessionell. Mickys unzählige Schwestern geben als gackernde und meckernde Zaungäste dazu noch ihren Senf aus dem Hintergrund ab. Als Micky sich in die selbstbewusste Kellnerin Charlene (Amy Adams) verliebt und mit ihrer Hilfe langsam aus der ungesunden Beziehung mit seiner Familie löst, kommt es zum großen Konflikt. Neben diesem Portrait einer extrem kaputten, aber doch irgendwie liebenswerten Familie, ist The Fighter eine typisch amerikanische Geschichte des kleinen Mannes, der es durch harte Arbeit an die Spitze schafft und nebenbei eben ein dramatischer, oft leicht kitschiger Boxfilm, der durch ein gutes Drehbuch und durchweg hervorragende Schauspieler zu einem sehr guten Film wird. Mark Wahlberg muss die einzig unauffällige Rolle spielen, die aber der notwendige Mittelpunkt und Gegenpol für all die die auffälligen und im direktem Vergleich teilweise fast aufdringlich wirkenden Nebenrollen bleibt. Er schultert diese Aufgabe adäquat (wie gut er es allerdings verkraftet hat, als Hauptrolle eines Filmes als Einzigster kaum Kritiker-Aufmerksamkeit bekommen zu haben, ist fragwürdig). Um ihn herum können Amy Adams, Melissa Leo und vor allem Christian Bale (es ist wirklich erstaunlich mit welcher scheinbaren Einfachheit Bales Körper von Film zu Film zwischen Bodybuilder- und Cracksüchtigen-Physik wechselt) deswegen neurotische und grellere Figuren spielen (und nebenbei die Preise und Lobeshymnen einstreichen). Am Ende wird so aus einem typischen Drama ein sehenswerter und immer spannender Film, der zwar teilweise dem typischen Hollywood-Storytelling folgt, aber sich immer einen sympathische Realismus bewahrt.
Alles was wir geben mussten
Ein wunderschöner, unheimlich trauriger Film in dem zwei der momentan besten Jungschauspieler und kommende Superstars (Carey Mulligan und Andrew Garfield, wenn die Welt gerecht ist) und ein ehemaliger Fast-Superstar/Starlet auf dem langsamen Weg zurück zurück zur anerkannten Schauspielerei (Keira Knightley) ganz tolle Leistungen abliefern. Alles andere zum Film habe ich bereits
hier geschrieben.
Black Swan
Nach dem nüchternen Realismus von The Wrestler kehrt Darren Aranofsky mit Black Swan wieder zu dem rauschartigen, visuellen Feuerwerk seiner vorherigen Filme zurück. Auf den ersten Blick ist der Film ein gewöhnlicher Psychothriller mit erotischen Elementen, der in weniger versierten Händen auch als Spätabendfilm auf RTL II hätten enden können. Es geht um eine Ballerina, die mit der Hauptrolle in einer modernen Produktion vom Schwanensee, endlich ihren Durchbruch erreichen könnte. Die zutiefst unerfahrene und unschuldige junge Frau, die ihr ganzes Leben zuvor ausschließlich für das Ballett lebte, wird nun von ihrem Regisseur angetrieben ihre wilde und dunkle Seite für eine bessere Darstellung der Rolle zu entdecken. Der unglaubliche Druck, denn sie dabei von ihm, ihrer dominanten Mutter und ihren Kolleginnen erfährt, sowie ihr Drang nach Perfektion, ziehen sie langsam in einen Strudel aus Wahnsinn in dem sie Realität und Fiebertraum nicht mehr unterscheiden kann.
Der Film erfüllt viele Klischees eines Psychothrillers: Alle Figuren wirken oft wie überdrehte Karikaturen, es gibt reichlich Schock- und Ekelmomente und jede Menge Sex. Doch alle Beteiligten hatten offenbar Spaß sich in ihren Rollen auszutoben und Aranofsky hebt durch seine meisterlichen Fähigkeiten den Film zu einem audiovisuellen Spektakel hinauf. Besonders hervorzuheben ist da natürlich Natalie Portman, die für ihre Rolle einen Oscar erhielt. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob das nicht eher ein Oscar für ihr bisheriges Lebenswerk war, aber Portman passt perfekt als die ängstliche, naive Ballerina, die langsam dem Wahnsinn verfällt. Auch ihrem Körper hat sie dabei mit vielen Tanzstunden und einer Abmagerungskur einiges abverlangt. Daneben glänzen Barbara Hershey als ihre Furcht erregende Mutter und Winona Ryder in einer kleinen Rolle als Portmans verbitterte Vorgängerin. Dazu kommen Vincent Cassell, der als Portmans Regisseur irgendwo zwischen lachaft und überzeugend umher wandelt und Mila Kunis, die erstmals beweist, dass sie nicht nur gut aussieht und sympathisch ist. Die Musik wurde von Aranofsky-Dauergast Clint Mansell um die Originalmusik des Schwanensee herum komponiert und verbindet das klassische Meisterwerk gekonnt mit elektronischer Spannungsmusik. Die fiebrigen, flirrenden Bilder und die großartigen Tanzchoreographien tun ihr übriges um aus einem gewöhnlichen Film ein großes Stück Filmkunst zwischen Gemälde und Drogentrip zu machen.
Blue Valentine
In Blue Valentine sieht der Zuschauer abwechselnd die aufregende und romantische Zeit als sich ein ungleiches Paar kennen lernt, verliebt und zusammen kommt und einige Jahre später als ein gemeinsames Kind, der ernüchternde Alltag einer Beziehung und die Unterschiede der beiden die anfängliche Euphorie ersetzt haben. Michelle Williams und Ryan Gosling beweisen wieder einmal, dass sie mit die besten Schauspieler ihrer Generation sind. Sie sind ebenso glaubwürdig als frisch verliebtes Paar voller Hoffnung und Energie wie als desillusionierte, müde und oft verzweifelte Menschen gefangen in einer unglücklichen Ehe. Der Film kontrastiert dabei Szenen aus der Anfangsphase dieser Beziehung mit welchen aus ihrem Ende und stürzt den Zuschauer in ein Stimmungschaos. Der Film ist so realistisch und glaubwürdig, dass man zwar sofort an diese Liebe glaubt, aber ebenso in der nächsten Szene schmerzhaft versteht, warum sie nicht mehr funktionieren kann. Der Realismus ist vor allem auch wegen der großartigen Schauspieler manchmal fast schon schmerzhaft.
127 Hours
Auf den ersten Blick hatte 127 Hours für mich drei Probleme oder eher abschreckende Aspekte. 1. Er basiert auf den realen Erlebnissen von Aron Ralston, einem Extremsportler, der durch eigenen Leichtsinn und Übermut in einem Felsspalt eingeklemmt wird. Eine solche Figur scheint nicht wirklich sympathisch oder bemitleidenswert. 2. Ein Film, der fast ausschließlich in dem engen Raum des Felsspalts spielt und zu 90% nur einen Schauspieler zeigt klingt langweilig und ermüdend. 3. James Franco in einer dramatischen Hauptrolle, die den ganzen Film tragen muss in einer Zeit, wo Franco a) hauptsächlich durch witzige Rollen bekannt geworden war und b) Gefahr lief sich durch seine ständige Präsenz überall schnell ab zu nutzen (siehe Your Highness).
Doch trotz allem funktioniert der Film und zieht den Zuschauer schnell und unweigerlich in einen fiebrigen und kurzweiligen Alptraum von einem Film. Das liegt zuerst einmal an Danny Boyles hervorragender Regie (bis jetzt hat der Mann wirklich ausschließlich gute bis sehr gute Filme gemacht, ohne Ausnahme!) und der perfekten Kameraarbeit von Enrique Chediak und Anthony Dod Mantle, die gemeinsam die Enge und Bedrängtheit des Felsspalts und die zunehmende Verzweiflung und Bedrängnis von Ralston eindrucksvoll einfangen. Die größte Überraschung ist aber James Franco, der mit einer realistischen Tour de Force-Performance den langsamen Abstieg in Panik und Wahnsinn eines hoffnungslos gefangenen Mannes eindrucksvoll darstellt und es scheinbar mühelos schafft aus einem auf dem Papier so unsympathisch wirkenden Menschen einen Helden zu machen, mit dem man als Zuschauer einfach mitfiebern muss. Das Ende des Films ist zuerst schockierend, auch wenn jeder vorher bereits weiß, was passieren wird und trotzdem ist 127 Hours ein Film der zeigt, zu was der menschliche Wille alles fähig ist.
Restless
Enoch ist ein vom Tod besessener junger Mann, der den frühen Unfalltod seiner Eltern verarbeitet indem er seine freie Zeit mit dem Geist eines japanischen Kamikazefliegers verbringt und auf den Beerdigungen fremder Menschen. Auf einer dieser Beerdigungen lernt er Anabell kennen, die todkrank ist, aber, absolut lebensfroh, jede Sekunde, die ihr noch bleibt in vollen Zügen genießt. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine zärtliche Beziehung, die Anabell und Enoch hilft mit dem Tod umzugehen, aber gleichzeitig auch neuen Lebensmut gibt.
Der Film ist nicht frei von Klischees und läuft manchmal fast Gefahr eine Nicholas Sparks-Verfilmung für Alternative, Indie-Fans und Hipster zu werden. Was denn Film aber rettet, sind die unglaublich natürlichen und glaubwürdigen Hauptdarsteller. Mia Wasikowska schafft es, wie in allen ihren Filmen bisher, von der ersten Sekunde an zu strahlen und mich vollkommen einzunehmen. Zusammen mit Henry Hopper, der in diesem Film sein erstaunliches Debüt gibt, spielt sie diese zärtliche, unbeholfene erste Liebe wunderbar realistisch und trotzdem äußerst romantisch. Gemeinsam schaffen es die beiden aus diesem oft dramatischen und schweren Stoff trotz allem einen Film zu zaubern, der immer wieder ein Lächeln beim Zuschauer erzwingt.
Let me In
Let me in ist ein Remake des schwedischen Films Let the right one in und nebenbei eine der schönsten und seltsamsten Liebesgeschichten des Jahres. Owen Ist ein Trennungskind, Außenseiter und häufiges Mobbingopfer. Durch Zufall lernt er das Nachbarsmädchen Abby kennen und es beginnt eine vorsichtige und zärtliche Freundschaft zwischen den Beiden. Auf den ersten Blick haben sich hier zwei Außenseiter gefunden, die sich gegenseitig Stärke und Zuversicht schenken. Doch Abby ist ein Vampir und biologisch ebenso wie geistig auf eine gewisse Weise für immer im Körper eines Kindes gefangen ist. Viel mehr sollte auch nicht über den Inhalt verraten werden, aber der Film ist eine spannende und gekonnte Mischung aus Horrorfilm und Coming of Age-Drama mit äußerst talentierten Jungschauspielern.
Attack the Block
In einem Londoner Problembezirk treibt eine Jugendgang ihr Unwesen. Nachdem sie eine junge Lehrerin überfallen und beklaut haben, beobachten sie einen merkwürdigen Krater in ihrer Nachbarschaft. Als daraus ein hässliches Alien auftaucht, tötet der Anführer der Gang es in Notwehr und beginnt damit einen verzweifelten Kampf gegen eine Alien-Invasion. Vordergründig ist Attack the Block ein beeindruckender Low Budget-Film mit Humor und viel Adrenalin. Die eigentlich Leistung des Films ist es aber aus der klischeehaften, unsympathischen Jugendgang am Anfang des Films nach und nach echte, sympathische Personen zu machen, die unfreiwillig zu Helden ihres Blocks werden. Abgesehen von Nick Frost (Shaun of the Dead, Hot Fuzz, Paul) besteht der Cast nur aus unbekannten aber äußerst talentierten Jungschauspielern. Im Laufe der Nacht werden die zuvor überfallene junge Frau, zwei Drogendealer, ein Dauerkiffer, eine Gruppe Mädchen und zwei kleine Möchtegerngangster in den Überlebenskampf gegen die Aliens hineingezogen und sorgen für durchgehende Unterhaltung und Spannung.
X-Men: Erste Entscheidung / X-Men: First Class
Nach zwei gut besetzten und adäquat umgesetzten X-Men-Verfilmungen waren Teil 3 der X-Men-Reihe und besonders der erste Wolverine-Film seelenlose Machwerke, die eine gute Story gegen leeren und überfrachteten Bombast austauschten. Da ist es schön, dass für das neue Prequel Matthew Vaughn wieder Regie führte und ein neues Franchise begründete bei dem es wieder mehr um Stories und Personen geht. Durch den Prequel-Charakter des Films kann Vaughn problemlos bekannte und neue Figuren auftauchen lassen ohne Kontinuität der anderen Filme zu zerstören oder Comic-Laien zu verwirren. Dabei geht es hauptsächlich um die komplizierte Beziehung zwischen Charles Xavier und Erik Lehnsherr alias Professor X und Magneto. Gespielt werden die beide mit großartiger Leinwandchemie von James Mcavoy und Michael Fassbender, die zusammen schon mehr Schauspieltalent haben, als die meisten Darsteller in den vier bisherigen X-Men-Filmen. Dazu kommt ein junges Team von, für eine Comic-Verfilmung, überraschend talentierten Schauspielern. Der kalte Krieg bietet dabei einen spannenden Hintergrundkonflikt und auch eine schöne Spiegelung des „Mutantenproblems“.
Fright Night
Es hat mich doch überrascht, wie viel Spaß mir dieser Film bereitet hat. Ich kenne das Original nicht und kann den Film somit nur als selbstständiges Werk, nicht als Remake beurteilen. Charley lebt mit seiner Mutter in einem verschlafenen Vorort bei Las Vegas und hat gerade seine Nerdfreunde zurück gelassen für ein Leben mit seiner ersten Freundin und den „coolen“ Leuten an der High School. Als sein ehemaliger bester Freund Ed ihm vom Verschwinden vieler Klassenkameraden erzählt und behauptet Charleys neuer Nachbar Jerry sei ein Vampir, der mordend durch den Vorort zöge, glaubt Charley das natürlich zuerst nicht. Aber als auch Ed verschwindet, wird er plötzlich in den scheinbar aussichtslosen Kampf mit einem 400 Jahren alten Vampir gezogen.
Der Film hatte den Nachteil nicht nur ein Horror Remake in einer Flut von Remake-Filmen zu sein, sondern auch noch ein scheinbar typischer Teenie Horror Film in einer Flut aus Teenie Horror Filmen. Deshalb ging der Film kommerziell unter. Das ist schade, denn Fright Night ist ein schneller, lustiger und adäquat gruseliger Action Horror Film. Natürlich erfüllt Fright Night dabei jede Menge Klischees, aber doch immer augenzwinkernd ohne zur Selbstparodie zu verkommen. Vieles davon verdankt der Film seinen Schauspielern. Colin Farrell hat offensichtlich sehr viel Spaß als moderner, einschüchternder Macho-Vampir und metzelt sich mit einem breiten Grinsen durch den Film. David Tennant als lächerlicher, aber liebenswerter Möchtegernvampirjäger hat auch Spaß und sorgt für einige Lacher. Anton Yelchin und Imogen Poots im Mittelpunkt des Films haben auch angenehm viel Tiefe und Schauspieltalent für so eine Art von Film. Yelchin ist nie ganz Nerd, aber auch kein Superheld und Poots darf ihre typischen Girlfriend-Rolle mit überraschender Selbstständigkeit und „Ass-Kicking“ anreichern. Die Story an sich ist natürlich absolut berechenbar, aber der Film zeigt eindrucksvoll, was für einen Unterschied gute Schauspieler und solide Regiearbeit bringen können.
auch noch gut:
Kill the Boss / Horrible Bosses
Drei Freunde beschließen gegenseitig ihre Chefs umzubringen. Solide Komödie, die durch das enorme Talent der Beteiligten über den Durchschnitt hinauswächst.
Paul
Zwei Nerd-Freunde finden auf einem Road Trip ein Alien auf der Flucht vor der Regierung. Paul ist nicht auf einer Ebene mit Shaun of the Dead oder Hut Fuzz, aber Simon Pegg und Nick Frost alleine machen jeden Film gleich viel lustiger. Und Jason Bateman, Kristen Wiig und Seth Rogen sind natürlich auch nie schlecht.
Crazy, Stupid Love
Extrem ausgelutschtes Rom-Com-Thema wird überraschend ansprechend durch ein gutes, angenehm Nicht-Jugendfreies Drehbuch, einen guten Regisseur und überaus charmante Darsteller mit viel Chemie.
True Grit
Western-Action-Abenteuer-Komödien-Remake von den Coen-Brüdern mit einer eindrucksvollen Jungdarstellerin, die umgeben ist von Hollywoodveteranen: Ein überaus unterhaltsamer Film.
Überraschungen:
The Rite / Das Ritual
Ich hatte keinerlei Erwartungen an diese ausgelutschte Story eines skeptischen Jungpriesters, der sich widerwillig von einem skurrilen, alten Priester zum Exorzisten ausbilden lässt. Doch die Stimmung und die Drehorte des Films sind sehr gut gewählt, Anthony Hopkins hat eindeutig viel Spaß in seiner Rolle und es gibt mehr Gänsehautszenen als in den meisten vergleichbaren Filmen, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich das Konzept von Besessenheit immer noch unheimlich finde...
Scream 4
Überraschung in dem Sinne, dass es bei weitem nicht so schlecht war, wie ich erwartet hätte. Es gibt keinen Horrorfilm und keine Schockeffekte mehr, aber auch keinen reinen, schlechten Abklatsch. Stattdessen eben ein bis zum Gehtnichtmehr selbst- und Genre-referentielles Machwerk in dem die Akteure zwar alle Horrofilm-Regeln und -Klischees kennen, aber trotzdem noch extrem blöd sind. Neve Campbell ist erstaunlich erträglich, die Jungschauspieler größtenteils kompetent und das Ende zumindest für mich relativ überraschend und spaßig.
Freunde mit gewissen Vorzügen / Friends with Benefits
Extrem ausgelutschtes Rom-Com-Thema wird überraschend ansprechend durch ein gutes, angenehm Nicht-Jugendfreies Drehbuch, einen guten Regisseur und überaus charmante Darsteller mit viel Chemie
Enttäuschungen:
Transformers 3
Enttäuschung natürlich nicht im Sinne von „ich dachte er wird einer der Filme des Jahres“. Aber ich gebe zu, ich mochte den ersten Teil trotz der Schauspieler größtenteils (CGI, Sound + Action), fand den zweiten Teil absolut furchtbar und peinlich und hoffte der dritte würde wieder etwas mehr zu den Stärken der Reihe zurückfinden. Doch auch wenn der Sound immer noch großartig ist, sind die Actionszenen nichts mehr neues und außerdem zu vollgestopft und hektisch. Schauspielerei und Dialoge waren natürlich noch nie die Stärke von Transformers, aber wenn Schleimbeutel Mc Dreamy (Patrick Dempsey) nach den Robotern der beste Schauspieler und komplexeste Charakter ist, hat der Film ein Problem. Diesmal bestehen dazu noch wirklich 70% der Dialoge aus den Namen „Optimus“ und „Sam“ in verschiedenen Lautstärken geschrien.
Sucker Punch
Regisseur Zach Synder ließ es sich im Vorfeld nicht nehmen diesen merkwürigen Filmmix aus Nerd- und Altmänner-Fantasien als feministisches Machwerk zu betiteln. Das hat natürlich niemand erwartet, aber nach den großartigen Trailern hatte ich zumindest ein Effektfeuerwerk erwartet. Die zugegeben beeindruckenden Actionszenen werden leider von der absolut hanebüchenen, sexistischen und pseudo-tiefgründigen „Story“ des Films ertränkt, die wie eine absurde Mischung aus Show Girls und Einer flog übers Kuckucksnest, aber ohne echte oder trashige Qualitäten wirkt.
Unknown Identity
Bei Actionfilm und Liam Neeson kommt sofort der Heidenspaß von Taken in den Sinn. Stattdessen gibt es bei Unknown Identity leider den schon tausendmal da gewesenen Mix aus Gedächtnisverlust und Verschwörungsthriller, sowie die extrem hölzerne Kombination aus January Jones und Diane Kruger. Immerhin dürfen ein paar altgediente deutsche Schauspieler in kleinen Rollen ran. Letztendlich bleibt die Frage, wem Liam Nesson eigentlich seine Seele verkauft hat, dass er einfach jede Rolle nimmt die ihm angeboten wird?
Your Highness
David Gordon Green begann seine Regisseur-Karriere mit interessanten Indie-Dramen (All the Real Girls, Snow Angels) und stieg dann um auf gute Comedy (Pineapple Express, „Eastbound and Down“). Your Highness kommt da wie ein Schock daher. Natürlich erwartet man bei dem Titel und der Beschreibung kein gehobenes Kino. In einer fiktiven Mittelalterwelt muss der nichtsnutzige Prinz Thadeous seinem heldenhaften Bruder Fabious helfen dessen Braut aus den Klauen eines bösen Zauberers zu befreien. Das Problem an dem Film: Es gibt keinen einzigen Lacher. James Franco führt sein gesetztes Ziel in jedem Film Hollywoods aufzutauchen fort und nutzt seinen hohen Sympathie-Bonus immer schneller ab. Natalie Portman (sowie ihr Po-Double) und Zooey Deschanel sind offensichtlich nur wegen dem Gehaltsscheck hier und Danny McBride ist definitv kein Leading Man-Material. Greens nächste Regie-Arbeit „The Sitter“ lässt leider auch wenig Hoffnung zu...