Donnerstag, 27. Dezember 2012

Das Beste aus 2012 - Teil 6: Filme

Das Beste aus 2012 - Teil 1: Musikvideos
Das Beste aus 2012 - Teil 2: Alben Plätze 20-11
Das Beste aus 2012 - Teil 3: Alben Plätze 10-1 
Das Beste aus 2012 - Teil 4: Songs Plätze 100-51  
Das Beste aus 2012 - Teil 5: Songs Top 50


Im Gegensatz zu meinen Musiklisten ist das hier nicht wirklich eine Best Of-Liste, sondern eine kleine Sammlung von 20 sehr unterschiedlichen Filmen (Trailer bei Klick auf den Titel des Films), die mir dieses Jahr sehr gefallen, mich positiv überrascht oder einfach nur gesteckte  Erwartungen äußerst gut erfüllt haben. Deswegen gibt es hier auch nur teilweise eine Reihenfolge und nicht mal ansatzweise einen Anspruch auf Vollständigkeit. Einzige Voraussetzung ist ein deutscher Start-Termin im Jahr 2012...

Drive
Drive wurde von den Massen abgestraft, da viele einen Fast & The Furious-artigen Film erwarteten und von dem gezeigten Film eindeutig überfordert waren und auch von den Preisverleihungen für die der Film wohl zu seltsam und zu brutal war. In einer fast trotzigen Gegenbewegung wurde der Film von vielen Kritikern und besonders im Internet erbarmungslos gefeiert und gehyped. Zum Glück hält der Film diesen Lobeshymnen stand und ist ein wunderschöner und spannender Film, wenn man offen an das Filmerlebnis herangeht...

Die eigentliche Story ist schnell erzählt. Der „Driver“ (Ryan Gosling) ist Stuntwagenfahrer und Mechaniker bei Tag und Fluchtwagenfahrer für zahlungskräftige Kriminelle bei Nacht. Er führt ein zurückgezogenes und weitgehend schweigsames Dasein bis ihn seine Nachbarin (Carey Mulligan) und ihr Sohn aus seiner selbst gewählten Isolation reißen. Diese vorsichtige und zärtliche Annäherung an Mutter und Sohn wird schnell zerstört, als ihr Mann aus dem Gefängnis entlassen wird und den Driver in einen Raubüberfall verwickelt, der Probleme mit der ganzen städtischen Unterwelt nach sich zieht. Mehr sollte zur einer Handlung auch nicht gesagt werden, die ohnehin mehr als Gerüst für das optische und schauspielerische Feuerwerk des Films dient.
Regisseur Nicoals Winding Refn (Bronson, Pusher, Vahalla Rising) schafft es scheinbar mühelos die auf den ersten Blick merkwürdige Mischung aus absolutem Style-Film, zarter Liebesgeschichte, Gangsterthriller und ultrabrutalem Rache-Epos zu einem einheitlichen Ganzen zusammen zu fügen. Die ruhigen, langen Einstellungen werden unvermittelt von Momenten natürlicher Wärme oder aber abstoßender Gewalt unterbrochen und erzeugen eine Abwechslung von träumerischer Schönheit und unberechenbarer Unruhe. Die Bilder erzeugen dabei ebenso wie der großartige Soundtrack oftmals ein 80's-Feeling, trotzdem bleibt Drive ein durch und durch moderner und origineller Film.

Hauptdarsteller Ryan Gosling und Carey Mulligan haben von der ersten gemeinsamen Szene an eine tollen Chemie und sind beide Meister der subtilen Gesten und Regungen. In einem Film, der mit so wenig Dialog auskommt, steht und fällt der Erfolg des Gezeigten mit den Fähigkeiten der Darsteller und Gosling und Mulligan schaffen es in kürzester Zeit und in kleinsten Momenten so viel aus zu drücken und zu transportieren, dass man nur staunen kann.

Abgerundet wird der Film von Veteranen-Schauspielern wie Albert Brooks und Bryan Cranston, die eindeutig Spaß an ihren Rollen haben und den Film endgültig zu einem runden und oftmals atemberaubenden Erlebnis machen. 


The Avengers schafft das Unmögliche - Nach dem Überraschungserfolg der Iron Man-Filme erweiterte Marvel langsam mit mehr oder weniger erfolgreichen Adaptionen anderer Helden sein Film-Universum um es dann in einem groß angelegten Team-Film kulminieren zu lassen. Und entgegen aller Zweifel und Probleme ist The Avengers nicht nur die beste, sondern auch einfach unterhaltsamste Verfilmung aus der Marvel-Schmiede bisher.

Der Film schafft es fast mühelos 6 Helden mit gänzlich unterschiedlichen Kräfteverhältnissen, gespielt von Schauspielern mit sehr unterschiedlicher Star-Power in einem spannenden, kohärenten und lustigen Film zu vereinen und jedem dieser Figuren einen kleinen Story-Arc und mehr Tiefe zu geben als andere Filmemacher ihrem Hauptprotagonisten in kleiner angelegten Helden-Filmen zugestehen. Alle dieser Figuren bekommen genug Raum um zumindest einmal zu strahlen und finden dann organisch und nachvollziehbar zu einem Team zusammen, das die Erde vor einer in zweifacher Hinsicht außerirdischen Bedrohung schützen muss.

The Avengers belohnt Comic-Fans und Zuschauer, die bereits alle vorherigen Einzelfilme gesehen haben. Thors Bruder Loki gibt wieder hervorragend verächtlich und überheblich den Hauptgegner und versucht den Tesserakt, eine mächtige Energiequelle, die bereits in den Thor- und Captain America-Filmen eine Rolle spielte, zu stehlen und einer mysteriösen Alien-Rasse zu übergeben. Aber der Film schafft gleichzeitig den Spagat Comic-Neulingen das wichtigste in ein paar Szenen zu erklären, ohne sie zu verwirren und trotzdem Comic-Nerds nicht zu langweilen oder ärgern. Die Story ist dabei natürlich eher dünn, aber zum Glück nie dumm oder pseudo-intelligent. Stattdessen ist der Plot schlank, weitgehend logisch und gibt den farbenfrohen und kontrastreichen Helden und Schauspielern Raum sich zu entfalten.

Regisseur und Schreiber Joss Whedon war auf den ersten Blick sicher eine riskante Wahl. Er schrieb vorher fast nur liebevolle, kultisch verehrte TV-Serien mit niedrigen Einschaltquoten (Firefly, Buffy, Angel, Dollhouse) und hat erst einen Kinofilm gedreht. Doch ihm dieses Projekt und gigantische 260 Millionen Dollar zu Verfügung zu stellen, wurde mit einem Film belohnt, der wie kaum ein anderer des Genres alles richtig macht, alle Zielgruppen anspricht und nicht zuletzt eben einfach unterhaltsam ist.

Sogar die gigantischen und zahlreichen Action-Szenen sind nicht nur atemberaubend, sondern im Gegensatz zu vielen anderen Filme auch nachvollziehbar und nicht zu Tode geschnitten. Ich halte 3D zwar immer noch für ein nerviges Geldmacher-Gimmick, aber selbst damit war immer klar, was gerade auf dem Bildschirm passiert.

Mein einziger anderer Kritikpunkt ist vielleicht die gesichtslose und teilweise albern aussehende Alien-Rasse als Verbündete von Loki. Doch neben dem charismatischen Gott und seinen zahlreichen schillernden Gegnern ist eigentlich auch kaum Raum mehr für weitere Figuren in diesem Film.

Und trotz dieser zahlreichen, wichtigen Personen und einer Lauflänge von fast 2 ½ Stunden ist The Avengers am Ende weder zu vollgestopft, noch von vielen Längen durchzogen. Die Laufzeit wirkt stattdessen genau richtig und lässt sogar noch Raum für einige Überraschungen. Die größte davon ist sicher, dass der Hulk nach zwei nicht gerade hervorragenden Einzelfilmen die unterhaltsamste Figur des Films ist. Fast noch größer ist die überraschende Erkenntnis am Ende des Films, dass ich keinen einzigen der Helden unwichtig oder langweilig fand. Und so kann ich die Fortsetzung mit vermutlich noch mehr Helden und einem aufregenden neuen Gegner (Thanos!) kaum abwarten.

Shut Up And Play The Hits ist nicht wirklich ein Konzertfilm und auch keine klassische Musikdokumentation, sondern eine aufregende Reise durch die letzten Momente einer bedeutenden Band und ein intimer Einblick in das Innenleben von LCD Soundsystem und James Murphy (dem Mann dahinter). Vom ersten Moment gelingt dem Film dieses Unterfangen außergewöhnlich gut und das höchste Kompliment, das ich den Filmemachern geben kann ist, dass ich nach dem Schauen endgültig ein Fan von LCD Soundsystem geworden bin.

Shut Up And Play The Hits reiht sich dabei in den kontrollierten und für Musiker fast einzigartigen Abschied der Band LCD Soundsystem ein: Letzte Platte, Ankündigung der Auflösung, Abschiedskonzert und dann eben dieser Abschiedsfilm. Doch die Dokumentation zeigt sehr schön auf, dass der Abschied eben doch nicht so klar und kontrolliert war, sondern eine große Ungewissheit und Unsicherheit dahinter lag. Abwechselnd mit in jeder Hinsicht fantastischen Live-Eindrücken des letzten Konzerts im Madison Square Garden vor 18.000 Menschen, sehen wir Murphys verkaterten Morgen danach, Ausschnitte von einem Interview mit Chuck Klostermann und jede Menge Eindrücke von den Stunden und Tagen vor dem letzten Hurra. Das Interview ist vielleicht nicht außergewöhnlich spannend, zeigt aber einen Künstler der seine Zeit als „Rockstar“ Revue passieren lässt und sozusagen in Echtzeit seinen Abschied von diesem Leben verarbeitet.

Die wahre Kunst des Films aber ist es die ekstatische Atmosphäre des Live-Auftritts mit Backstage-Szenen und dem so leeren und alltäglichen „Tag danach“ zu kombinieren. Diese Kontraste zerstören dabei keineswegs die Partystimmung, sondern geben ihr Kontext. Denn der Alltagstrott von Murphy (inklusive dem heimlichen Star des Films, Bulldoge Petunia!) macht den Indie-Gott zu einem Menschen und macht ihn dazu unheimlich sympathisch. Die Euphorie des Vorabends wird ersetzt durch eine leise Melancholie aber auch durch leise Zukunftshoffnung und eine ansteckende Aufbruchstimmung. Die Backstage-Momente dagegen zeigen eine Band, die wie eine große Familie wirkt, die vor allen Dingen äußerst viel Spaß an der Sache hat. Und auch wenn der Zuschauer diese Leute nicht kennt, macht es doch das Konzerterlebnis noch viel toller, wenn man sieht, wie viel diese bezaubernden, interessanten Menschen in diesen Abend hinein stecken.

Dieser ganze Kontext macht das Musikerlebnis auf jeden Fall besser, aber es muss zum Schluss auch noch mal angemerkt werden, wie bemerkenswert der Live-Auftritt an sich ist! James Murphy wirkt ein wenig wie ein hipper, zerstreuter College-Professor, hat aber eine atemberaubende Live-Stimme und eine mitreißende Freude in mitten seines großen Zirkus. Dazu gibt es eine perfekt eingespielte Band, jede Menge Gastmusiker, große Lichtshow, Lutballons und absolut euphorische Fans. Das einzige, was den Genuss dann noch stört, ist die immer wieder aufkommende Erkenntnis, dass man diese geniale Band nie mehr live sehen wird...

Warrior 
Warrior ist wie Rocky auf Steroiden. Statt Boxen gibt es das ungleich brutalere und dynamischere Mixed Martial Arts und statt einem „Underdog“, der den amerikanischen Traum verkörpert, bekommen wir gleich zwei, überraschend 3-dimensionale Protagonisten. Ein zusätzlicher Haken ist, dass es sich bei den beiden Hauptfiguren um zwei entfremdete Brüder handelt, denen der Film nahezu gleich viel Zeit widmet, bevor er sie auf den unvermeidlichen Konfrontationskurs schickt. Zusammen gehalten werden die beiden Handlungsstränge vom gemeinsamen Vater (großartig gespielt von Nick Nolte), einem geläuterten Trinker und Schläger, der die Hauptschuld an der Entfremdung der Brüder trägt und nun unbeholfen versucht sie wieder zusammen zu führen. 

Brendan (Joel Edgerton) ist Familienvater und Physiklehrer, der nur wegen Geldproblemen wieder anfängt zu kämpfen und durch einen glücklichen Zufall einen Platz in einem 5-Millionen Dollar-Wettbewerb ergattert. Sein jüngerer Bruder Tommy (Tom Hardy), ein ehemaliger Wrestling-Champion mit dunkler Vergangenheit in der Armee, erkämpft sich einen Platz in dem selben Turnier, um mit dem Preisgeld der Familie eines gefallenen Kameraden helfen zu können. Diese Hintergrundgeschichten sind natürlich massiv mit amerikanischen Klischees beladen, aber Warrior gibt seinen Schauspielern überraschend viel Raum, um sich zu entfalten. So entwickeln die Protagonisten eine Tiefe, die für Sportlerdramen mehr als ungewöhnlich ist. Es hilft natürlich, dass die beiden Hauptdarsteller nicht nur körperlich uneingeschränkt glaubwürdig sind als harte MMA-Kämpfer, sondern dazu noch ausgezeichnete Schauspieler. So steht dann auch die Familie und der Konflikt zwischen den Brüdern im Vordergrund und wir bekommen sozusagen zwei mitreißende Sportlerdramen eingewickelt in ein ebenso mitreißendes Familiendrama. 
 
Das soll aber nicht heißen, dass die Action hier zu kurz kommt! Die Kampfszenen sind zahlreich, großartig choreographiert und erzeugen unaufhörliche Adrenalinschübe. Und auch wenn man sich natürlich denken kann, wie es ungefähr ausgehen wird, steigert sich die Spannung fast ins Unerträgliche, nicht zuletzt weil sich der Film vorher Zeit gelassen hat den Brüdern eben jene Tiefe und großes Identifikationspotential mit zu geben. Das Warrior fast 2 Stunden lang ist, fällt dabei überhaupt nicht auf und der Film fesselt ohne Schwachstellen von der ersten Minute an. 

Martha Marcy May Marlene ist einer dieser Filme, die man gleichzeitig großartig findet und überall weiter empfehlen will und dennoch nur ungern noch einmal schaut. Von Anfang an bewirkt er ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend, das sich im Laufe des Filmes langsam steigert und nach dem Ende des Films eine tiefe Beunruhigung zurück lässt. Und das ist natürlich auch ein großes Kompliment an alle Beteiligten.

Der Film beginnt als sich Martha (Elizabeth Olsen) nach 2 Jahren Aufenthalt heimlich aus einer Sekte davon schleicht und zum Sommerhaus ihrer Schwester und deren Mann flüchtet. Martha wird von ihren traumatischen Erfahrungen in der Sekte heimgesucht und kann sich weder dem scheinbar normalen Leben außerhalb anpassen noch ihre Erinnerungen abschütteln. Mit ihrem zunehmend paranoiden und erratischem Verhalten zerstört sie dabei langsam nicht nur sich selbst, sondern auch die fragile Ehe-Idylle ihrer Schwester.

Der Film gehört dabei der sensationellen Newcomerin Elizabeth Olsen, die eine wortkarge und zutiefst gestörte Perönlichkeit hervorragend glaubwürdig durch ihre Körpersprache und Mimik zur Schau stellt. Das sie die kleine Schwester der Olsen-Zwillinge (Full House) ist, vergisst man da schnell, da sie nicht nur äußerst hübsch, sondern eben auch eine verdammt gute Schauspielerin ist.

Der Film beschreibt in Rückblenden aus Marthas Blickwinkel das Leben in der kleinen Sekte, die unter der Führung des charismatischen Patrick (John Hawkes) zunächst fast wie eine harmlose Hippie-Kommune wirkt, sich aber in immer beängstigenderen Szenen als Alptraum voller Kontrolle, Gewalt, Manipulation und Misshandlung offenbart. Die wenigen, expliziten Szenen kommen dabei unvermittelt und schockierend, das meiste wird aber der Fantasie des Zuschauers überlassen. Marthas Schwester und ihr Mann dienen dazu als Kontrast und zeigen den traditionellen amerikanischen Way of Life. Sie sind weniger Personen, sondern mehr dazu da uns Marthas rasche Transformation von einem naiven, weltfremden Mädchen zur verängstigten, misshandelten, paranoiden, absolut traumatisierten und nicht mehr lebensfähigen Frau zu verdeutlichen. John Hawkes zeigt als extrem charismatischer und ebenso furchteinflößender Sektenführer wieder einmal was für ein genialer, wandlungsfähiger und unterschätzter Schauspieler er ist. Sein Patrick ist gleichzeitig überlebensgroßer Anführer und eine alptraumhafte Präsenz, die sich im Kopf von Martha verpflanzt hat. Obwohl sie ihn hasst und fürchtet, bleibt seine Weltanschauung in ihrem Kopf und sorgt dafür, dass Martha bis zum Ende des Films ihrem Peiniger nicht entfliehen kann und genauso wie der Zuschauer nie weiß, was real und was Traum bzw. Wahnvorstellung ist. Martha Marcy May Marlene ist ein unangenehmer Film, aber auch ein sehr Sehenswerter.

Fünf befreundete Studenten fahren mit dem Wohnmobil zur einer abgelegenen Hütte für ein erholsames und spaßiges Wochenende. Doch alles ist so gar nicht wie es scheint und bald werden die fünf mit unvorstellbarem Horror konfrontiert...Klingt wie jeder billige und langweilige Horrorfilm der letzten 40 Jahre, oder? Als ein solcher fängt The Cabin in the Woods auch an, aber der Schein trügt. Die fünf Freunde entsprechen auf den ersten Blick zwar den üblichen Stereotypen: Sportler, Schlampe, Jungfrau, Denker und Spaßvogel. Doch bei genauerer Betrachtung ist der Sportler ein äußerst intelligenter Student, die "Schlampe" in einer monogamen Beziehung usw. Damit fängt The Cabin in the Woods schon an die Klischees auszuhöhlen und auf den Kopf zu stellen. 

Doch das alles bereitet einen keinesfalls auf die durchgeknallte und rabenschwarz komische Horrorkomödie vor, die sich langsam aus einem genreüblichen Slasher heraus entwickelt. Denn während die Gruppe einen Keller erforscht, der nicht ein düsteres Geheimnis enthält, sondern bis oben hin vollgestopft scheint mit allen klischeehaften Horrofilmsettings überhaupt, springt der Film immer wieder zu einer Gruppe Angestellter einer gigantischen Untergrundfirma, die scheinbar die fünf Hauptdarsteller und ihre Umgebung nicht nur zu beobachten, sondern auch zu kontrollieren scheint. 
Mehr verrät der Trailer des Films nicht und mehr sollte man auch gar nicht wissen, sonst macht das Ganze nur halb so viel Spaß. Gesagt sei nur noch, dass der Film immer wieder Erwartungen an typische Horrorfilme gleichzeitg erfüllt und doch total auf den Kopf stellt. Slasher, schwarze Komödie, übersinnlicher Horrofilm, Verschwörungsthriller und auch jede Menge Gemetzel, alles organisch zusammen gemischt in gerade mal 90 Minuten...und das wichtigste: Der Film macht einfach unglaublich viel Spaß! 
 
Chronicle ist nicht nur einer der ungewöhnlichsten Superhelden-Filme seit langem, sondern auch einer der realistischsten und vor allem Besten überhaupt. Dabei fällt zuerst ein mal nur das ausgelutschte Gimmick des „Found Footage“ negativ auf: Der High Schooler Andrew, einsam und gepiesackt, sowohl in der Schule als auch zuhause, beschließt sein ganzes Leben zu filmen. Später kommen noch Aufnahmen einer Randfigur, sowie Überwachungskameras aller Art dazu, um dem Zuschauer ein umfassendes, aber "authentisches" Gesamtbild geben zu können. Die Dynamik, die dadurch erzeugt wird, lässt das Gewackel und die gelegentliche Gezwungenheit des Films zum Glück meistens vergessen.

Viel wichtiger ist aber die Story und die ist zwar simpel, aber ebenso spannend wie durchgehend unterhaltsam: Andrew findet gemeinsam mit seinem Cousin Matt und dem beliebten Schulsprecher Steve ein merkwürdiges Erdloch in dem ein sterbendes Alien steckt. Kurz nach dieser Begegnung entwickeln alle drei telekinetische Kräfte. Und spätestens hier unterscheidet sich der Film angenehm von den üblichen Heldengeschichten. Denn Andrew, Matt und Kevin tun das, was wohl jeder in ihrer Situation tun würde: Sie testen ihre Kräfte, albern herum und werden zu engen Freunden, während ihre Kräfte immer weiter wachsen. Zu viel davon zu verraten, würde den Spaß verderben, den es bereitet diesen Figuren dabei zu zu sehen, wie sie immer mehr Fähigkeiten erlernen.

Doch nach dem durchaus spaßigen und lockeren ersten Teil, wird Andrew von seinem vorherigen Leben eingeholt. Er wird immer noch von allen Seiten missachtet oder misshandelt und die Diskrepanz von der Macht, die er jetzt fühlt und der Hilflosigkeit, die er für all seine Peiniger noch ausstrahlt, treibt ihn weiter in Isolation, Wut und Depression. Umso mehr sich seine Kräfte und die der Anderen steigern, um so mehr eskaliert auch der Film bis hin zu einem absolut beeindruckenden und unerwarteten Ende. Interessanterweise erinnert vor allem dieser gewaltige Showdown, ebenso wie die Kombination aus fast unendlicher Macht nach außen und totaler Hilflosigkeit nach innen an den wegweisenden Manga/Anime-Klassiker Akira. Und dafür liebe ich den ohnehin schon genial gemachten und trotz allem auch eigenständigen Heldenfilm (wirklich nur im weitesten Sinne) noch viel mehr: Denn auch wenn eine (sicherlich grausame) US-Adaption von Akira schon ewig geplant ist, haben wir hier doch schon die wahrscheinlich bestmögliche Umsetzung dieses Stoffes...Auf jeden Fall aber einen verdammt guten Film.

Like Crazy
Like Crazy ist schon ein fieser Film. Die ersten 20 Minuten verbringt er damit, eine unglaublich Herz erwärmende und ebenso glaubwürdige Liebesgeschichte zu erzählen, nur um sie dann im Rest des Films langsam unter den nüchternen, unermüdlichen Kräften des Alltags zu zermalmen. Wer also gerne eine schöne Romanze sehen will, sollte nach dem ersten Akt des Films aufhören zu schauen, für alle anderen gibt es ein sehenswertes Beziehungsdrama.

Die Engländerin Anna (Felicity Jones) verliebt sich während eines Auslandssemesters in den USA in ihren Kommilitonen Jacob (Anton Yelchin). Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Beziehung immer mit dem unruhigen Blick auf das Ende von Annas Aufenthalt und somit auch dem Ende ihres Zusammenseins. Doch in den nächsten Jahren, über die sich der Film erstreckt, lässt diese Liebe die beiden nicht mehr los, trotz Visaproblemen, vollkommenen anderen Lebenswelten auf verschiedenen Kontinenten und den üblichen Konflikten einer Fernbeziehung. Jacob und Anna können nicht zusammen sein, aber schaffen es auch mit großer Anstrengung nicht ohne den anderen zu leben. Ihre Liebe verändert sich von den niedlichen Anfängen zu etwas großem, erschütternden aber oft auch zutiefst Ungesundem und Erdrückenden.
 
Die große Zeitspanne, die der Film dabei abdeckt, ist dem Zuschauer nicht immer erkenntlich und so erscheinen einige Entwicklungen oft abrupt und nicht so ganz glaubwürdig. Diese Probleme lassen die beiden Hauptdarsteller jedoch größtenteils vergessen lassen. Die Chemie zwischen Jones und Yelchin ist von Anfang an sehr natürlich und kraftvoll. Anton Yelchin wirkt zwar wie so oft an vielen Stellen wie ein kleiner Junge, schafft es aber durch sein Talent das auszubügeln. Der eigentlich Star ist aber Felicity Jones, die den Film mühelos trägt und mit ihrer kraftvollen Darstellung eindrucksvoll die Glaubwürdigkeit und emotionale Wucht dieser großen Liebe transportiert. 

James Bond ist zurück! Wer hätte gedacht, dass ich mich mal so auf einen Bond-Film freuen würde? Und Skyfall enttäuscht keinesfalls. Nach dem oft etwas zähen und insgesamt auch etwas drögen Quantum of Solace ist Skyfall wieder eine kurzweilige, unterhaltsame und durchweg spannende Angelegenheit. Und wo wie letzten beiden Filme mit Daniel Craig in der Hauptrolle komplizierte, weltumspannende Storys hatten, steht bei Skyfall ein einfacher, aber wirkungsvoller Konflikt im Vordergrund, den man fast als Familiendrama bezeichnen könnte. Bond muss gegen eine skrupellosere und verrücktere Version seiner Selbst kämpfen, einen ehemaligen Spion des MI6, der an Bonds Chefin M Rache üben will. Es ist sozusagen der gute Sohn gegen den Bösen. Beide haben nichts, außer (genau so wie wegen) ihres Lebens als Spione. Natürlich gibt es dazu trotzdem noch eine weltumspannende Verschwörung und einen schurkischen Masterplan, aber das ganze steht angenehm im Hintergrund. 

Das zweite eindrucksvoll umgesetzte Thema von Skyfall ist eine für Bond revolutionäre Auseinandersetzung mit dem Alter. Nachdem Casino Royale und Quantum of Solace Bonds seelischen und ethischen Verfall gezeigt haben, steht in diesem Film der körperliche Verfall im Mittelpunkt. Anders als bei seinen Vorgängern gehen all die Verletzungen nicht spurlos an Craigs Bond vorüber. Diese Menschlichkeit in der unsterblichen und unverwüstlichen Figur, macht das ganze Filmerlebnis viel interessanter. Der Film neigt zwar manchmal dazu uns etwas zu viel über Bonds Hintergründe zu verraten, aber das ist immer noch viel befriedigender als seine glatten und gesichtslosen Vorgänger.

Vor allem bringt Skyfall hoffentlich endlich die Kritiker von Daniel Craig zum schweigen. Der Mann IST James Bond. Egal wie er aussieht, er verkörpert James Bond einfach perfekt. Charmant, skrupellos, intelligent, loyal und nicht zuletzt cool ohne Ende. Judi Denchs M bekommt dazu in Skyfall erstmals eine größere Rolle und ist gewohnt wunderbar. Ben Wishaw als arroganter, nerdiger Q ist perfektes Casting und auch Ralph Fiennes glänzt in einer eher unauffälligen Rolle. Die kontroverseste Rolle hat sicher Javier Bardem als Bond-Widersacher Silva. Nach den eher unauffälligen Geschäftsmann-Bösewichtern der letzten beiden Filme, ist Bardems Silva mal wieder ein psychopathischer, schillender Irrer. Das Problem ist nur manchmal, dass ein total durchgeknallter, körperlich entstellter Meisterschurke mit einem größenwahnsinnigen Plan, nicht so recht in diese neue Bondwelt passen will. Er wirkt eher wie ein Superschurke aus einem Comic (und erinnert doch stellenweise sehr an den Joker oder Loki). Doch Javier Bardem hat so viel Spaß mit der Rolle des wahnsinnigen Genies, dass man diese Probleme gerne übersieht. Über die Bondgirls schweigen wir dagegen lieber (auch wenn Naomie Harris als Money Penny durchaus kompetetent ist), denn eine Vesper Lynd kann nicht getoppt werden. Aber dann wäre dieser Bond ja auch längst im Ruhestand...

Was den Film aber letztendlich wirklich sehenswert macht sind die sagenhaften Kulissen und die meisterhafte Regie und Kamera-Arbeit. Von der atemlosen Eröffnungsszene in Istanbul, über den schillernden, ekstatischen Mitteteil in China bis hin zu einem fantastisch stimmungsvollen Finale auf dem schottischen Land, strotzt Skyfall nur so vor gigantischen Bildern und wunderschönen Settings. Sam Mendes Regie lässt sich dabei Zeit wenn nötig, schafft es aber genau so leicht, atemberaubende Actionszenen ohne unnötige Hektik oder Kameraspielereien zu erschaffen. Es hilft, dass der Schnitt des Films wirklich tadellos ist und die Story durchweg kurzweilig, verständlich und nachvollziehbar bleibt. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Bond! 

Ziemlich Beste Freunde ist ein wunderbarer Film, der genau die richtige Mischung aus Feel Good Movie und Tiefe trifft. Ein reicher, querschnittsgelähmter Mann, der noch dazu die Liebe seines Lebens verloren hat, lebt vollkommen vereinsamt nur noch auf intellektueller Ebene, von der Welt zurück gezogen. Ein vorbestrafter Einwanderer aus dem Senegal, der sich zunächst nur für den Stempel beim Arbeitsamt um einen Job als sein Betreuer bewirbt, bekommt überraschenderweise den Job, nachdem er als einziger seinen zukünftigen Arbeitgeber vollkommen ohne Samthandschuhe anfasst.

Es geht in Ziemlich Beste Freunde um die schwierigen Lebenswelten eines perspektivlosen Einwanderers und eines körperlich Behinderten. Doch der Film verrennt sich zum Glück weder in der Dramatik dieser Lebensumstände, noch nimmt er diese Probleme zu locker. Stattdessen erinnert er daran, dass Menschen Menschen sind, egal ob schwarz oder weiß, gebildet oder ungebildet, arm oder reich und behindert oder nicht. Die beiden Hauptfiguren des Films entwickeln eine tiefe Freundschaft, weil sie hinter die Fassade dieser „Labels“ blicken und einen Menschen sehen, den sie mögen. Sie lernen von einander und finden Liebe, Selbstvertrauen und erweitern ihren Horizont durch den Anderen. Dabei haben die Schauspieler so einen ansteckenden Spaß an dem was sie tun, dass man als Zuschauer aus dem Lachen nur heraus kommt, wenn man vor Rührung mal wieder unvermittelt zum Schweigen gebracht wurde.

Looper ist ein Science Fiction-Film aus Hollywood, bei dem die Story und die Figuren Vorrang haben – Diesen Satz muss man gleich an den Anfang stellen, in einer Zeit, wo in den meisten futuristischen Filmen ein Gimmick oder atemberaubende Welten das Hauptaugenmerk bilden, zu Lasten einer kohärenten Geschichte oder interessanten Figuren. Looper schafft auf ungewöhnliche Art all diese Phänomene zu verbinden und ist damit gleichzeitig ein absolut untypischer Science Fiction Film und ein fast schon Klassischer.

Regie und Drehbuch kommen von Rian Johnson (Brick, Brothers Bloom) und allein deswegen war klar, dass Looper sein Geld wert sein würde. Ohne zu viel vorweg zu nehmen ist die Geschichte des Films kurz erklärt: In 60 Jahren sind Zeitreisen möglich, aber aufgrund der möglichen Folgen sofort illegal. Da aufgrund der entwickelten Technik auch Morde nahezu unmöglich sind, benutzen kriminelle Organisationen Zeitmaschinen, um unliebsame Menschen  30 Jahre in die Vergangenheit zu schicken, wo sie von den so genannten „Loopern“ entsorgt werden. Joe (Joseph Gordon-Levitt) ist so ein Looper und verrichtet seine Arbeit problem- und emotionslos bis eines Tages sein zukünftiges Ich (Bruce Willis) zurück gesandt wird. Mehr sollte man nicht verraten, außer das noch viel mehr in diesem Film steckt und er bis zum Schluss ebenso schlüssig wie aufregend bleibt.

Was den Film dabei vor allem auszeichnet ist seine Innovationskraft und seine Herangehensweise an ein so ausgelutschtes Genre. Zeitreisen in Filmen sind immer kompliziert und meistens voller Logikfehler, doch Looper schafft es über weite Strecken logisch und verständlich zu bleiben und hat dazu noch ein absolut passendes und naheliegendes Ende, das trotzdem noch überraschen kann. 

Die Zukunft in Looper wird nicht durch übermäßige CGI dargestellt, sondern durch viele Details und einen ungewöhnlichen Aufnahmestil. So ist zu jeder Zeit klar, dass hier nicht die Gegenwart gezeigt wird, sondern etwas ein wenig fremdes und anderes. Gleichzeitig bleibt so genug Raum für die Geschichte und die Schauspieler. Der Film ist dazu glücklicherweise bis in die Nebenrollen großartig besetzt. Joseph Gordon-Levitt und Bruce Willis sind beide sehr gut, aber am bemerkenswertesten ist für mich das Mutter-Tochter-Gespann aus Emily Blunt und dem erst 10-jährigen Pierce Gagnon, die dem Film seinen emotionalen Kern geben. Dazu gibt es dann noch Jeff Daniels und Paul Dano, die in kleinen Rollen glänzen. 

Das alles sieht dann nach einem Indie-Film aus, aber der Film hat gleichzeitig genug Spannung und Action um auch ein größeres Publikum zu unterhalten. Das der Film das auch geschafft hat und ein Erfolg war, ist für mich aber trotzdem verwunderlich. Denn Joseph Grodon-Levitt trägt den ganzen Film über Make Up, um seinem älteren Ich ähnlicher zu sehen. Das macht Gordon-Levitt nicht nur hässlicher, sondern auch kaum wiedererkennbar. Das Johnson das bei einem Studio durch bekommen konnte ist erstaunlich. Das die Story so spannend ist, dass die Maskierung schnell egal wird, noch erstaunlicher. Am erstaunlichsten aber ist, dass Looper ein durchdachter, über weite Strecken ruhiger Science Fiction Film ist, dessen letztes Drittel fast komplett auf einer technikfreien Farm spielt und trotzdem nicht nur bei Kritikern ein moderater Hit war. Das macht mir wieder Hoffnung – vor allem auch für die Karriere des immens talentierten Rian Johnson.

Shame ist sicher nicht für jeden und definitiv kein Feel Good-Movie. Stattdessen bekommt der Zuschauer, wenn er sich darauf einlässt ein unangenehmes, unbehagliches Meisterstück zu sehen. 
 
Brendan (Michael Fassbender) ist ein gut aussehender, erfolgreicher und charmanter New Yorker, der auf den ersten Blick ein beneidenswertes Leben führt. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich eine absolute Leere und Einsamkeit, die Brendan verzweifelt mit Sex zu füllen versucht. Er verbringt krampf- und zwanghaft jede freie Minute seines Lebens mit Sex. Es ist interessant und erschreckend wie schnell es Regisseur Steve McQueen schafft dem magischen Thema Sex, von dem Hollywood so besessen ist, jede Schönheit und Aufgeregtheit zu rauben und es stattdessen in einen gefühllosen Akt ohne jegliche Erotik zu verwandeln. 
 
Das monotone, aber doch funktionierende Leben von Brendan wird aus der Bahn geworfen, als unerwartet seine Schwester Sissy (Carey Mulligan) bei ihm einzieht. Sie ist das genaue Gegenteil ihres Bruders: laut, emotional, chaotisch. Ihre Probleme und Depressionen versteckt sie nur wenig erfolgreich hinter einer extrovertierten und flatterhaften Fassade. Sissy wirft Brendan immer mehr aus seiner Routine. Je mehr sie sich nach Zuneigung und Halt sehnt, um so mehr empfindet er sie als Bürde. Dahinter verbirgt sich der verzweifelte Versuch die Risse, die Sissy in sein Leben bringt und die Erinnerungen an eine gemeinsame, traumatische Kindheit zu verdrängen.
 
Die Geschwister leiden unter den selben Problemen, aber auf diametral verschiedene Art und die Folgen dieser entgegegen gesetzten Bewältigungsstrategien können nur tragisch enden. McQueen beleuchtet diese Leere und Verzweiflung mit langen Einstellungen und durchweg schönen, aber kalten Bildern. Die größte Leistung aber vollbringen die beiden Hauptdarsteller, die sich in jeglicher Hinsicht komplett für ihre Rollen entblößt haben. Fassbenders Mimik, zwischen mühelosen Charme, kaum unterdrücktem Zorn und einer alles zerfressenden Leere, ist atemberaubend und auch Mulligan bewegt sich in dieser pikanten und verstörenden Rolle gewohnt außergewöhnlich weit außerhalb ihres bisherigen Schauspielhorizonts.
 
Es gibt Filme, die einen sehr unbehaglich machen, wenn man sie mit anderen schaut. Bei Shame stellt sich dieses Gefühl auch beim alleinigen Schauen ein. Und am Ende fühlt man sich unwohl, schmutzig, verstört aber doch auch zutiefst bewegt...

Prometheus zeigt die große Gefahr die aufgebaute Erwartungen und monatelanger Hype bei Betrachtung eines Films haben können. Als bekannt wurde, dass Ridley Scott nicht nur zu seinen Science Fiction Wurzeln zurück kehren würde, sondern auch zu der Alien-Reihe, war die Aufregung groß. Hoffnung und Skepsis vermischten sich zu einer gigantischen Erwartungshaltung im Internet. Die Beteiligten waren damit beschäftigt abwechselnd die Gerüchte, dass es sich bei Prometheus um ein Alien-Prequel handelte zu bestätigen und dann wieder zu entkräften. Doch in der Erwartung der meisten Kinogänger musste nun ein Film her, der so gut sein würde, wie das Original, auf jeden Fall aber ähnlich. Und das ist unmöglich, denn Alien ist ein absoluter Meilenstein im Science Fiction und Horror Genre, eine Leistung, die in der heutigen Filmlandschaft gar nicht wiederholbar ist. Wenn man aber versucht etwas Abstand zu diesem ganzen Ballast zu halten und den Film unvoreingenommen zu schauen, bekommt man einen visuell umwerfenden Film, dessen dünne Story durch die geniale Atmosphäre ausgeglichen wird, die auch den Originalfilm auszeichnete. 

Und da merkt man schon wie schwer es ist, die Vergleiche zu unterlassen, vor allem, weil Prometheus nicht nur in der selben Welt spielt, wie die anderen Alien-Filme, sondern auch Designs und Themen seiner Vorgängerfilme teilt. Das ist auch vielleicht das größte Problem des Films. Er kann sich nicht ganz entscheiden, ob er eigenständig sein oder in die Schatten seiner berühmten Vorgänger einreihen will. Deswegen sind viele Fans auch enttäuscht, die Aliens und Gemetzel erwarten. Stattdessen lebt der Film besonders in der ersten Hälfte mehr von seiner beunruhigenden Atmosphäre, ohne große Schockmomente.

In Prometheus finden Wissenschaftler Hinweise auf eine Sternenkonstellation, die in verschiedenen Kulturen der Erde zu finden ist und an deren Stelle sie auf den Ursprung der Menschheit zu treffen hoffen. Sie machen sich daraufhin auf die Reise zu dieser Konstellation, finanziert von einem mysteriösen Gönner und begleitet von der für Science Fiction-Filme unerlässlichen bunten Crew aus Kanonenfutter. Am Ziel angekommen, entdeckt die Besatzung ein altes, scheinbar verlassenes Raumschiff und langsam gerät alles außer Kontrolle. Die Story ist dünn und an vielen Stellen kaum schlüssig, das Konzept von einer allmächtigen Schöpferrasse aber macht auf jeden Fall neugierig und die unvergleichliche Atmosphäre macht die Hintergrundgeschichte in der zweiten Hälfte des Films fast unwichtig. Denn da wird Beklemmung, Horror, Ekel und Spannung extrem aufgedreht und erschreckt und fesselt bis zum Ende.

Was denn Film darüber hinaus noch auszeichnet, sind seine Schauspieler: Noomi Rapace ist hervorragend als naive Wissenschaftlerin, die durch die Schrecken, denen sie begegnet, überraschende Stärke und Überlebenswillen entwickelt, ähnlich wie ihr offensichtliches Vorbild Ripley. Michael Fassbender wurde geboren um den unheimlichen, gefühllosen und wissbegierigen Androiden zu spielen, den er hier verkörpert. Und auch der Rest des Films ist bis ins kleinste Cameo mit guten bis sehr guten Schauspielern besetzt. Zum Ende hin zieht der Film dann die meisten Verbindungen zum Original-Alien, bleibt aber ansonsten sehr offen und klärt nur wenige der aufgeworfenen Fragen: Wo kommt die Menschheit her, wer sind seine Schöpfer und wo sind Sie? Und vielleicht auch am Rande - Woher kommen die Aliens aus den Vorgängerfilmen? Als stimmungsvoller Film, der zum nachdenken anregen soll, brauchen diese Fragen nicht unbedingt geklärt werden. Als Teil der Alien-Reihe (eine Fortsetzung des Films ist bereits in Planung) hinterlassen sie aber einen bitteren Geschmack und darüber hinaus die Gefahr das noch mehr Filme mit  nachträglichen Erklärungen (man erinnere sich an Matrix) den Mythos des Originalfilms zerstören. Andererseits kann die Welt durchaus noch mehr so stimmungsvolle und bildgewaltige Science Fiction-Filme gebrauchen...

The Raid ist ein indonesischer Polizei-Thriller, wahrscheinlich der beste Action Film, den ich seit Jahren sehen durfte und darüber hinaus sicherlich der Film mit den beeindruckendsten Martial Arts-Choreographien, die ich jemals gesehen habe. Vor allem aber ist es ein atemloser Adrenalinrausch, der keine unnötigen Pausen hat und auch keinerlei unnötige, langweilige oder langatmige Szenen. Die Story ist simpel: Eine Elite-Polizei-Einheit soll das heruntergekommene Hochhaus eines legendären Verbrecherbosses stürmen und ihn festnehmen. Doch natürlich geht das schief und die kleine Truppe wird in dem mit Verbrechern vollgestopften Gebäude eingekeilt und langsam dezimiert. Die Hauptfigur Rama, ein Polizeineuling mit einem Geheimnis, ist einer der wenigen Überlebenden und muss sich jetzt durch eine nicht enden wollende Horde an Gegnern kämpfen.

So weit, so gewöhnlich. Doch zwei Dinge unterscheiden den Film von Millionen anderen. Das erste ist die Kulisse. Das heruntergekommene Haus ist mehr als nur atmosphärischer Hintergrund, sondern funktioniert mehr wie ein lebendiger Teil des Geschehens. Die Polizisten bewegen sich horizontal und vertikal durch Wohnungen, Flure, Treppenhäuser und Wände. Dabei spielen sich 95% des Films in diesem einen Haus ab, was dem ganzen gleichzeitig eine einengende Atemlosigkeit aber auch durch wunderbare Kameraarbeit und verblüffende Choreographien eine unglaubliche Dynamik verleiht. Und damit wären wir beim zweiten und wichtigsten Punkt: Die Martial-Arts-Choreographien sind unglaublich einfallsreich, extrem brutal und dabei so schnell, dass andere Filme danach wie in Zeitlupe abgespielt wirken werden. Die indonesische Kampfsportart Silat wird mit verschiedensten Waffen und der vollen Ausnutzung der Umgebung zu einem überwältigenden Tanz verbunden, der den Spagat zwischen einstudierter Kunst und Spontanität mühelos schafft. Alles andere ist da eigentlich schon egal, aber die minimalen Dialoge und die kompetenten Schauspieler machen The Raid dann zu einem nahezu perfekten Genrefilm. 
 
Andrea Arnold dürfte mit ihrer Umsetzung des Emily Bronte-Klassikers Wuthering Heights sicherlich viele Puristen schocken. Sie kürzt den Film inhaltlich deutlich, macht die im Buch eher marginale Kindheit der Hauptfiguren zum Mittelpunkt des Films und verzichtet dagegen auf große Teile besonders der späteren Teile des Buches. Auch szenisch ist Arnolds Version eher so etwas wie ein Theaterstück im Freien. Das titelgebende Anwesen der Familie Earnshaw ist hier ein wettergeplagtes Farmhaus und der ständig heulende Wind ist fast so etwas wie ein Nebendarsteller und gibt dem Film eine Atmosphäre von roher Wildheit und ständig drohendem Unheil.

Die ganze erste Hälfte des Films befasst sich mit der innigen, intensiven und fast schon unheimlichen Beziehung zwischen Catherine Earnshaw und Heathcliff - einem Jungen, der bei ihrer Familie wohnt seit Catherines Vater ihn in der Wildnis fand. Die Kinderdarsteller sind perfekt und spielen die innige Beziehung der Beiden und auch ihre unbehaglich starke sexuelle Spannung wunderbar. In dieser kalten Welt haben die beiden nur einander und die wilde Natur, die sie ständig umgibt und perfekt das Temperament und die Natur ihrer Beziehung widerspiegelt.

Der zweite Teil einige Jahre später kann diese Intensität mit neuen Schauspielern und einer neuen Umgebung nicht ganz aufrecht erhalten. Doch er kontrastiert erfolgreich die wilde Natur mit den gezähmten Lebenswelten der erwachsenen Catherine und ihrer Familie, sowie damit auch die  Unvereinbarkeit der ungestümen Liebe zwischen Catherine und Heathcliff mit den klar formulierten Konventionen der Gesellschaft in der sie leben. Die minimalistische und naturbelassene Verfilmung verzichtet dabei auf jeglichen Kostümfilmballast und ersetzt ihn mit dem Kern dieser tragischen, besessenen und unmöglichen Liebesgeschichte und ihren tragischen Folgen. 

Auch wenn wir eigentlich den Grad der Superhelden-Übersättigung im Kino schon lange überschritten haben war 2012 doch ein großartiges Jahr für Comicverfilmungen. Nachdem Marvel Comics mit The Avengers den bisherigen Höhepunkt seiner lange geplanten und äußerst ambitionierten Superhelden-Welt vorgelegt hat, folgte nun also das sehnlichst erwartete Ende von Christopher Nolans Batman-Trilogie. Und auch wenn The Avengers sicher der aufwendigere, defintiv der unterhaltsamere und sehr wahrscheinlich auch der erfolgreichere der beiden Filme bleiben wird, ist The Dark Knight Rises doch der bedeutendere der beiden Filme.

Denn wie auch seine beiden Vorgängerfilme schafft es Christopher Nolan wieder einen komplexen, fast 3-stündigen Film zu machen, der gleichzeitig ein Blockbuster über einen der bekanntesten Superhelden der Welt ist und auch eine ambitionierte Spiegelung unserer Gesellschaft. Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass ein Film über Batman nicht nur ein absoluter Publikumsrenner werden, sondern auch von nahezu allen Kritikern geliebt und respektiert würde. Nolans Filme konnten so zu allererst einmal die schrecklichen Vorgängerfilme aus den 90ern vergessen machen und Comic-Nerds mit dem Massenpublikum versöhnen.

The Dark Knight Rises holt sich wieder einmal Inspiration bei diversen ikonischen Comicvorlagen und mischt sie mit einer eigenständigen Geschichte in der der ewige Kampf zwischen Gut und Böse in die modernen USA in mitten der Finanzkrise katapultiert wird. Es wurde oft der Realismus in Nolans Filmen gelobt und der Mut richtig düster zu werden, aber am wichtigsten bleibt auch hier die Erkenntnis, dass es in seinen Batmanfilmen, im Gegensatz zu den meisten anderen Comic-Verfilmungen wirklich Personen gibt, nicht einfach nur lächerliche Klischees. So ist auch für mich die vermeintliche Schwäche des Films, eher eine Stärke. Ja es gibt keinen Joker, wie im letzten Film, der alle Augen auf sich zieht und durch Heath Ledgers großartiger Leistung den ganzen Film an sich reißt. Dafür bekommen endlich auch mal die anderen Figuren Raum zum atmen. Denn gerade weil der Joker-Nachfolger Bane in jeder Hinsicht das Gegenteil ist - Kontrolliert, eine oft rein physische Präsenz und absichtlich weniger auffällig gespielt - haben wir mehr Zeit uns mit Batman/Bruce Wayne zu beschäftigen. Denn seien wir ehrlich, im letzten Film ging Christian Bale total unter. Hier kann er jetzt mehr zeigen, was in ihm steckt und hat genug Raum seine Transformation vom weltmüden Einsiedler zum gebrochenen Helden und schließlich zum letzten Triumph durch zu spielen. Und auch die Nebenrollen, allen voran Anne Hathaways Catwoman/Selina Kyle und Joseph Gordon-Levitts Polizist John Blake bekommen genug Zeit sich zu entfalten.

Deswegen ist für mich The Darkn Knight Rises wohl der beste Film der Nolan-Trilogie, denn die Geschichte ist einfach insgesamt schlüssiger, spannender und hat weniger Längen. Auf der einen Seite eine interessante Charakterstudie eines gefallenen Helden und seines letzten Kampfes gegen einen scheinbar übermächtigen und gewissenlosen Gegner, ist der Film nämlich trotz aller großen Worte auch einfach ein mächtig unterhaltsamer, technisch hervorragend gemachter Action-Film. Die beklemmenden, bürgerkriegsähnlichen Zustände in Gotham City, nachdem Bane dort die Macht an sich gerissen hat, werden toll dargestellt und die letzte Schlacht zwischen Batman und Bane ist vielleicht nicht so gigantisch wie die Actionszenen in The Avengers, aber definitiv innovativer und eben auch emotionaler. Und noch wichtiger wird hier nicht einfach Exzess betrieben, sondern Actionszenen als schlüssige Punkte in einer cleveren, logischen Story eingesetzt.

Das einzige Problem, das der Film noch mehr als seine Vorgänger hat, ist die Überfrachtung: Nolan will einfach zu viel, es gibt zu viele Handlungsstränge und Figuren, die teilweise dann unfertig wirken. Aber das ist sicherlich ein Luxusproblem, denn eben diese Ambitionen haben aus einem filmisch gesehen, vorher lachhaften Comichelden, wieder den düsteren Rächer gemacht, der seinem ikonischen Vorbild würdig ist. Und auch wenn gerade ein Comicneuling im Laufe des Films überfordert sein wird, bekommt er doch ein ebenso würdiges und befriedigendes Ende für diese Trilogie, dass eigentlich jeden mit den geringen Schwächen des Films versöhnen dürfte. Bleibt nur die schwache Hoffnung, dass noch etwas Zeit ins Land gehen wird bis zum nächsten Sequel, Prequel oder Reboot. 
 
Es ist schön, wenn ein Film auf den man sich lange vorher freut, die hohen Erwartungen nicht nur erfüllen, sondern sogar noch übertreffen kann. 50/50 ist so ein Film für mich. 
Der 27-Jährige Adam wird aus seinem in jeder Hinsicht aufgeräumten und wenig aufregenden Leben gerissen, als bei ihm eine seltene Krebsart mit einer Überlebenschance von 50% diagnostiziert wird. Was der Film aus diesem Szenario macht ist ebenso ungewöhnlich wie spannend. Denn 50/50 entwickelt sich weder zu einem Hollywoodtypischen Feel Good-Movie noch zu einem tiefgründigen Drama über Selbstfindung und den Tod. Stattdessen ist 50/50 ein angenehm zurückhaltender und natürlicher Film, der realistisch und trotzdem fesselnd zeigt, wie diese schlimme Krankheit und der Tod vor Augen Adam und die Menschen um ihn herum verändern. 

Da wäre seine chaotische und egoistische Freundin, seine anstrengende, gluckenhafte Mutter, der laute, irgendwo doch sensible beste Freund und die junge, unerfahrene Therapeutin bei der Adam seine Krankheit verarbeiten soll. Die Schauspieler und das Drehbuch füllen diese Rollen mit so viel Leben und Natürlichkeit, dass der Film zu keiner Zeit in kitschiges oder unrealistisches Terrain abdriftet. Joseph Gordon-Levitt in der Hauptrolle, schafft es nicht nur jede Sekunde des Films absolut sympathisch zu bleiben, sondern behält auf seiner Reise zwischen leisem Humor und absoluter Verzweiflung immer ein hohes Identifikationspotential. Seth Rogen als Adams bester Freund ist für mich der einzige Schwachpunkt des ansonsten sehr guten Ensembles. Doch vor dem Hintergrund, dass Drehbuchschreiber Will Reiser den Film nach einer eigenen Krebserkrankung mit Hilfe seines guten Freundes Seth Rogen geschrieben hat, verleiht seiner Rolle nicht nur etwas metahaftes, sondern macht seine Schauspielleistung nachträglich wieder etwas akzeptabler. 
 
50/50 folgt Adam durch die gesamte Odyssee von Diagnose über Chemotherapie bis hin zur letzten Operation und schafft dabei den bereits erwähnten Spagat aus Realismus und Spannung erstaunlich gut. Vor allem gibt es keine billigen Witze oder manipulative Dramaszenen. Der Film zieht seinen stillen Humor ebenso wie die unterschwellig brodelnde Verzweiflung seiner Hauptfigur viel mehr aus den Figuren selbst und den Situationen in denen sie sich befinden. Das erhebt 50/50 angenehm über viele vergleichbare Filme und zeigt wieder ein mal, dass Joseph Gordon-Levitt nach wie vor einer der besten und sympathischsten Schauspieler seiner Generation ist.

Dredd
Der Film Dredd ist trotz durchweg positiver Kritiken ordentlich gefloppt. Das liegt sicherlich zum Großteil an der letzten Verfilmung aus den 90ern mit Sylvester Stallone, die eine absolute Tragödie war und den Marken-Namen Judge Dredd wohl für immer zerstört hat. Das ist eine Schande, nicht nur weil die Comic-Vorlage durchaus ansprechend ist und nichts mit der grauenvollen ersten Verfilmung zu tun hat, sondern auch weil es die meisten Zuschauer von dieser neuen, absolut sehenswerten Verfilmung fern halten wird.

Dredd spielt in einer postapokalyptischen Zukunft, in der alle Amerikaner in einer gigantischen Stadt leben in der nur die so genannten Judges dafür sorgen, dass nicht alles in Chaos und Kriminalität versinkt. Sie sind Polizisten, Richter und Henker in Einem. Der erfahrene und knallharte Judge Dredd (Karl Urban) bekommt die unerfahrene, aber telepathisch begabte Judge Anderson (Olivia Thirlby) zur Seite gestellt, um ihre Eignung als Polizistin zu testen. Gleich ihr erster Fall ist ein Dreifachmord in einem riesigen Hochhauskomplex, der von der Gang-Anführerin Ma-Ma (Lena Heady) kontrolliert wird, die dort die Designer-Droge Slomo produziert. Aus Angst um ihr Produkt riegelt diese daraufhin das ganze Gebäude ab und eröffnet die Jagd auf die beiden Judges. Das ist die ganze Story und das ist auch ausnahmsweise gut so. Dredd hält sich nicht mit einer unnötig komplizierten Geschichte auf, es gibt keine Liebesgeschichte, keinen debilen Humor und am allerwichtigsten keinerlei Atempausen.

Stattdessen ist der Film in jeder Hinsicht kompromisslos. Die Judges kennen keine Gnade und so ist der Film äußerst brutal und blutig. Viel wichtiger und mutiger aber ist das sich der Film sehr nah an das Original hält. Das heißt Karl Urban hat jede Sekunde des Films seinen Schutzhelm auf und der Zuschauer sieht nie sein ganzes Gesicht. Dabei hilft auch, dass Urban perfekt für die Rolle ist. Neben seiner beeindruckenden körperlichen Präsenz ist es vor allem seine imposante Stimme, die ihn zum perfekten Dredd macht. Er knurrt jedes Wort, ist aber trotzdem immer verständlich (für ein Gegenbeispiel, siehe The Dark Knight) und so überzeugend, dass die gelegentlichen One-Liner nicht allzu negativ ins Gewicht fallen. Ansonsten gibt es keine dämlichen Sprüche, keinen erzwungenen Humor und die Mundwinkel bleiben durchgehend unten.

Die größte Überraschung aber war für mich Olivia Thirlby, die den anfänglichen Befürchtungen zum Glück nicht entsprach. Auch wenn sie zu Beginn zögerlicher ist und dem Film eine menschliche Note gibt, macht Dredd sie weder zum Opfer, das gerettet werden muss, noch zur Liebhaberin für den Hauptdarsteller. Im Gegensatz dazu, ist sie von Anfang an kompetent und durch ihre beeindruckenden telepathischen Fähigkeiten ziemlich eindrucksvoll, wenn nicht gar furchteinflössend. Lena Heady als psychopathische Superschurkin ist den Großteil des Films damit beschäftigt durch einschüchternde Gesichtsausdrücke und Gräueltaten ihren Status als Endgegnerin zu untermauern. Und auch wenn diese Rolle undankbar ist, hat Heady Spaß dabei und ist wie gewohnt einwandfrei.

Das einzige, was den Spaß manchmal etwas trübt, sind die aufdringlichen 3D-Effekte, die aber im Gegensatz zu vergleichbaren Filmen noch unauffällig sind und das oft irritierend unrealistische CGI-Blut. Doch das sind Kleinigkeiten, die man bei einem so wunderbar aufgebauten, atemlosen und Adrenalin-geladenen Actionfilm gerne vergisst. Denn davon gibt es einfach viel zu wenige. Also einfach die Stallone-Travestie vergessen und sich auf diese  Neuverfilmung einlassen.

 Vielleicht Lieber Morgen

Vielleicht lieber Morgen gewinnt den Titel der langweiligsten Filmtitel-Übersetzung des Jahres. Der Originaltitel Perks of Being a Wallflower klingt dagegen äußerst poetisch und macht neugierig auf mehr. Aber der nichtssagende deutsche Titel passt sicher gut in die Strategie den Film als romantische Komödie zu vermarkten. Denn auch der Inhalt des Films lässt zunächst einen solchen Film vermuten: Der zurück haltende und unauffällige Charlie beginnt nach unklaren psychischen Problemen sein erstes Jahr an der High School. Unverhoffter Weise lernt er das zwei Jahre ältere Geschwisterpaar Sam und Patrick kennen, die ihn unter ihre Fittiche nehmen und dafür sorgen, dass er langsam aus seiner Schale heraus findet. Natürlich verliebt sich Charlie in Sam und auch sonst hakt Vielleicht lieber Morgen viele typische High School-Film-Klischees ab. Der Film ist aber trotzdem sehr weit von einer romantischen Komödie entfernt.

Stattdessen setzt sich Vielleicht Lieber Morgen äußerst gelungen und realistisch mit Themen wie Missbrauch, ungesunden Beziehungsmustern und psychischen Problemen auseinander ohne dabei die Magie zu verlieren, die guten Coming of Age-Filmen inne wohnt. Er benutzt diese Themen aber auch nicht, um niedliche Stereotypen mit schrägen Macken zu schaffen. Charlie und die anderen Figuren sind echte, dreidimensionale Menschen mit realistischen Problemen.

Das der Film funktioniert, liegt neben der guten Adaption des Buches vom Autor selbst, vor allem an den talentierten Jungschauspielern. Logan Lerman spielt einen wunderbaren Charlie - Egal ob schüchtern, leise euphorisch oder im psychischen Zusammenbruch, er hält den Film mit seiner natürlichen Darstellung zusammen. Ezra Miller ist als offen schwuler Schüler in einer geheimen, ungesunden Beziehung, wie immer eine Offenbarung. Selbst Emma Watson weiß zu überzeugen und profitiert von ihrer Rolle, die sich im Laufe des Films aus der Falle des Manic Pixie Dream Girls befreien kann. 
Sie alle und auch die solide restliche Besetzung machen Vielleicht lieber Morgen mit seiner ungewöhnlichen Mischung aus direkter, schmerzhafter Ernsthaftigkeit und melancholischer Nostalgie zu einem einprägsamen Film mit hohem Identifikationspotential.

 The Amazing Spider-Man
Ein Spider-Man Reboot, jetzt schon?!“ war sicher der erste Gedanke der meisten Menschen, als die Nachricht bekannt wurde, dass es bereits fünf Jahre nach Sam Raimis letztem Film, erneut einen Neuanfang für den Netzschwinger geben sollte. Die Trilogie von Raimi war zumindest die ersten zwei Drittel, trotz seiner Darsteller, größtenteils solide bis sehr gut, bevor im dritten Film alle Stricke rissen und der Spaß an Spider-Man ziemlich gründlich zermalmt wurde. Aber auch die Katastrophe von Spider-Man 3 hielt die Zuschauer nicht ab den Film diverse Rekorde brechen zu lassen und so muss natürlich schnell ein neuer Film und am besten ein neues Franchise her.

Und die Probleme sind dann auch die naheliegenden. Brauchen wir wirklich noch einmal die Entstehungsgeschichte? The Amazing Spider-Man fügt Peter Parkers vermisste Eltern in die Geschichte, macht Tante May und Onkel Ben etwas hipper und Peter selbst smarter und tiefgründiger als im letzten Versuch, dazu gibt es statt Mary Jane in diesem Film Peters erste Comicliebe Gwen Stacy – Doch sonst ist die erste Hälfte des Films einfach immer noch zu lang, um uns zum 100. Mal zu zeigen wie Peter Parker zu Spider-Man wurde. Danach bleibt dann nicht mehr viel Zeit für die eigentliche Story des Films und es wirkt etwas gehetzt und vollgestopft.

Doch trotz all dem hat mir dieser Film viel besser gefallen, als ich zuerst zugeben wollte. Die letzte Trilogie war gut trotz unpassender und unglaubwürdiger Hauptdarsteller. The Amazing Spider-Man ist trotz der oben genannten Schwächen ein guter Film mit viel Potenzial, eben wegen seiner Hauptdarsteller. Andrew Garfield ist mehr oder weniger perfekt in der Hauptrolle – vom Aussehen über das nötige Schauspieltalent bis hin zum Enthusiasmus mit der er diese offensichtliche Traumrolle für ihn meistert. Emma Stone als Gwen Stacy ist dagegen zum Glück nicht nur „love interest“, sondern eine schlaue, eigenständige Frau, die nicht nur gerettet werden muss. Und am wichtigsten: Die beiden haben so viel Chemie, dass die Hektik des Films ihrer Beziehung nichts an Glaubwürdigkeit rauben kann.

Die übrigen Schauspieler sind durchweg solide, aber es ist natürlich in erster Linie Andrew Garfields Film, besonders in der ersten Hälfte. Und die Transformation von Peter Parker dem Nerd, zum unbeschwerten Mann mit neuen Kräften, dann zum wütenden Rächer und schließlich zum stolzen Helden, ist kurzweilig und gut umgesetzt, obwohl ich mich immer noch öfter dabei ertappt habe, lieber gleich die Fortsetzung sehen zu wollen. Denn die eigentlich Comic-Story kommt hier viel zu kurz. Rhys Ifans als Wissenschaftler Curtis Conners, der sich nach der Selbstinjektion eines vermeintlich regenerativ wirkenden Serums in eine gigantische Echse verwandelt, ist zwar ganz interessant, doch es bleibt viel zu wenig Zeit dafür. So muss sich Ifans damit begnügen in Rekordzeit durch diverse fehl geleitete/ verrückte Wissenschaftler-Klischees zu hetzen. Die Echse ist dann auch etwas störend, da sie in einem Film mit ansonsten spektakulären Special Effects, einfach zu unecht aussieht. Dafür ist der Rest, besonders alle Effekte um Spider-Man selbst, wirklich großartig und hat die nötige Dynamik für den so schnellen, kreativen und agilen Superhelden. Marc Webbs (500 Days Of Summer) Regie schafft es so alle Aspekte, die ich an Spider-Man liebe in den Vordergrund zu rücken und ich kann es kaum erwarten den zweiten Film zu sehen, dann zwar wohl wieder mit dem Kobold/Norman Osborne und Mary Jane, aber auch all den Stärken dieses Films ohne den Zwängen eines Filmserien-Auftakts. Dieses Potenzial allein macht auch diesen Film noch mal besser. Aber auch wenn The Amazing Spider-Man nicht so kurzweilig wie The Avengers oder so ambitioniert wie The Dark Knight Rises ist, bleibt es doch der klassischste Superheldenfilm dieses Jahr.


Filme, über die ich nicht mehr rechtzeitig schreiben konnte, die aber einen Platz auf dieser Liste verdient haben: 

Eine Mischung aus rabenschwarzer Komödie und brutalem Thriller mit einem furchteinflössenden Matthew McConaughey in der besten Rolle seines Lebens.

Der Film stellt, manchmal witzig, manchmal tragisch, die Hollywood-Vorstellungen der Traumfrau auf den Kopf - von und mit einer fantastischen Zoe Kazan und eienr der emotional brutalsten Szenen des Jahres.
  

Filme aus diesem Jahr, die ich noch nicht schauen konnte, die sich aber wahrscheinlich in dieser Liste wiedergefunden hätten: 



Sonntag, 16. Dezember 2012

Das Beste aus 2012 - Teil 5: Songs Top 50

Das Beste aus 2012 - Teil 1: Musikvideos
Das Beste aus 2012 - Teil 2: Alben Plätze 20-11
Das Beste aus 2012 - Teil 3: Alben Plätze 10-1 
Das Beste aus 2012 - Teil 4: Songs Plätze 100-51 


Azealia Banks wurde letztes Jahr schon zur Zukunft des Hip Hops erklärt. Diese Vorschusslorbeeren waren durchaus gerechtfertigt, wie sie auf einer EP und dem Mixtape Fantasea eindrucksvoll unter Beweis stellt. Luxury ist eine tanzbare RnB-Nummer, versehen mit einem breiten Grinsen und verdammt viel Sex-Appeal. Ein Hit, wie fast jeder Song auf Fantasea, egal ob Rap, RnB, Pop oder eine Mischung aus allen drei. 
 
Grimes wirkt ein wenig wie das perfekt entworfenes Popsternchen, das bei genauerer Betrachtung „leider“ einige Schrauben locker hat. Heraus kommen dann pervers eingängige Pop-Wunderwerke wie Genesis, die aber immer auch etwas neben der Spur sind und darüber hinaus deutlich mehr Tiefe haben als typische Radiolieder. Es ist nahezu unmöglich diesen Song zu hören ohne danach mit Ohrwurm und breitem Grinsen ausgestattet zu sein. 
 
A Pose for No One ist ein Glanzstück an Songstruktur und Spannungsaufbau – und davon abgesehen auch ein toller Song! Er beginnt nur mit einem einfachen Drumbeat, Geigenzupfen und dezenter Gitarre im Hintergrund. Der Gesang von Corinna Repp ist dazu verhuscht und wird erst im Laufe des Songs immer kraft- und druckvoller. Der flehende Ausruf „Your Body is moving, I can't find a Face“ ist das Zentrum von A Pose for No One und diese Botschaft wird durch einen Backgroundchor, Streicher und andere Erweiterungen des Arrangements vom zarten Beginn bis zum dramatischen Höhepunkt getragen. 
 
Dieser Song schafft es gleichzeitig eine intimes Lied zu sein, das einen sofort traurig macht und auch eine mächtige Power-Ballade mit einem nicht zu tötenden Quäntchen Hoffnung. Sharon van Ettens fantastische Stimme wechselt zwischen diesen Extremen mit Hilfe von zarter Percussion und wunderbar organisch eingebauten Bläsern im Hintergrund. 
 
Fineshrine ist ein merkwürdiger Song. Auf den ersten Eindruck ist es ein eingängiges, fast beschwingtes Liebeslied. Doch ein Blick auf den Text geben dem Song gleich eine viel düstere Richtung, ebenso wie Megan James' Stimme, die nur schwer an einer Stimmung fest zu machen ist. Was bleibt ist ein tolles Electro Pop-Lied mit Tiefe, leichtem Gruselfaktor und jede Menge Interpretationsspielraum.