Samstag, 15. Dezember 2012

Das Beste aus 2012 - Teil 4: Songs Plätze 100-51

Das Beste aus 2012 - Teil 1: Musikvideos
Das Beste aus 2012 - Teil 2: Alben Plätze 20-11
Das Beste aus 2012 - Teil 3: Alben Plätze 10-1


100. Kettcar – Rettung (Indie Rock):   
Rettung ist ein charmantes, ehrliches Liebeslied, das statt großen Gesten und Gefühlen lieber eine echte Liebe beschreibt, die auch noch oder gerade im größten Elend bestehen bleibt. Ein Mann bringt eine Frau nach einer durchzechten Nacht ins Bett, kümmert sich rührend um sie und die Kunst von Kettcar ist es zwischen Kater, Kotze und Sabberfäden noch so viel Romantik und Schönheit zu finden.

Nachdem Ben Drew zuletzt seine Hip Hop-Wurzeln verlassen hatte und ein ambitioniertes und mutiges Konzept-Soul-Album geschrieben hat, das ein Riesenerfolg war, nutzte er das gemachte Geld und seine Popularität um einen sozialkritischen Kinofilm zu drehen und den Soundtrack dazu gleich als neues Album zu veröffentlichen...Der ist wieder überwiegend Hip Hop, weniger experimentell, dafür brutaler und dreckiger, aber mit ebenso viel Herzblut..Das beste Stück darauf aber ist auch das mit Abstand souligste und sorgt wieder für jede Menge Gänsehaut.

Bloody Knuckles verbeugt sich vor alten Slayer- und Metallica-Platten und stampft sich dann durch vier Minuten pure Unterhaltung. High on Fire machen immer noch unerbittliche Metalhymnen und klingen nach wie vor wie eine äußerst mächtige Stoner Metal-Truppe mit Lemmy von Motörhead am Mikrofon und Benzin im Blut. 
 
Auf die Dauer ist mir die Kombination von 80er-Nostalgie und kitschiger Popmusik bei Chairlift zu viel. Doch die euphorische Stimmung von Met Before ist einfach ansteckend und es ist so gut wie unmöglich nicht spätestens beim ersten Refrain unwillkürlich mit zu Schunkeln und -singen. 
 
Exitmusic ist bombastische und dramatische Popmusik perfektioniert. Aleksa Palladino hat eine tiefe Stimme, in der zu gleichen Teilen Verzweiflung und purer Sex mitschwingen und genau diese Mischung ist es auch die diesen Song auszeichnet, der sich von einem Höhepunkt zum nächsten hangelt und wie alle Songs von Exitmusic absolute Aufmerksamkeit einfordert. 


 
Michael Kiwanukas Musik klingt vom Gesang bis zur Produktion absolut nach Soulmusik aus den 70ern. Ob man das unbedingt noch braucht ist fraglich, aber in einer Musikwelt, wo die Hälfte der Musik auf Nostalgie basiert und die andere Hälfte auf gar nichts, ist Kiwanukas Musik nicht nur verzeihlich, sondern fast schon erfreulich. Denn der Mann hat eine tolle Stimme, Spaß an der Sache und seine Musik macht einfach gute Laune.

Alle stumpfen Hardcore/Beatdown-Bands sollten ihre Produktion verbessern und den Sludge/Doom-Anteil hochschrauben, wenn dabei so ein alles zerstörendes Brett wie Xibalbas Hasta la Muerte raus kommt! Soledad ist schleppendes, dreckiges, extrem hartes Monstrum von einem Song, der in Minuten den Hochsommer in Herbst und das Schlafzimmer in einen Moshpit verwandeln kann. 
 
Ropes that Way ist astreine Gitarrenmusik und macht unwiderstehlich gute Laune von der erste Sekunde. Pop und Garage Rock, Schweiß und knisternde Erotik geben sich die musikalische Klinke in die Hand, wenn Allyson Baker und ihre Band los legen. 
 
In einem Zeitalter, in der die Welt mit Folk-Bands aus Großbritannien überschwemmt wird, ist das neue Album von Admiral Fallow eine äußerst angenehme Überraschung. Nach einem soliden, aber eher unauffälligen Vorgänger schreibt die Band aus Schottland plötzlich unwiderstehliche Popsongs, die sich aber immer noch genug Kanten und einen schottischen Charme bewahren. The Way you were raised, eines der Highlights der Platte, ist ein großer Folk Rock-Song mit jede Menge kleiner, schöner Momente und tollen Melodien. 
 
91. Mia. - Der Einzige (Electro Pop):  
Mia. machen schon immer eine Mischung aus tanzbarem Electro-Pop und „ehrlicher, kantiger“ deutscher Musik, die ich eigentlich hasse. Doch die schweißtreibende Energie und Euphorie, die Sängerin Mieze in ihre Darbietung steckt, hebt sie von der Masse „emotionaler“ Musik aus Deutschland ab. Sexy, kratzbürstig, ehrlich, aber immer auch ein wenig mysteriös – und natürlich fies eingängig.


Der Drone-Doom von Monarch! Ist auch so schon ausgezeichnet und braucht sich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Was einen Song wie Blood Seeress darüber hinaus auszeichnet, ist die gespenstische Atmosphäre, die mal an Kirchenmesse, mal an satanisches Ritual erinnert und die gutturalen, Mark erschütternden Schreie der Sängerin, die sich angenehm von den monoton-tiefen Stimmen anderer Bands unterscheidet. 
 
Gitarre und Klavier, dazu die Stimme von Paul Thomas Saunders, ebenso zerbrechlich wie kraftvoll und schon wird man zu den traurigsten und schönsten Momenten des eigenen Lebens zurück transportiert. Denn auch schon ohne den Text vermittelt The Trail remains unseen eine wunderbar nostalgische Stimmung, irgendwo zwischen Melancholie und Triumph. 
 
2:54's Musik erinnert mich mit seinem gitarrenlastigen, leicht psychedelischen Sound und dem kraftvollen, geheimnisvollen Gesang an eine Mischung aus Exitmusic und Warpaint. Zum Abschluss des Albums wartet Creeping mit dem einprägsamsten Riff der Band auf, das gepaart mit dem leidenschaftlichen Gesang, denn Hörer in einen Rausch entführt, wie es nur so aufregende Rockmusik kann. 
 
Zwei gerade einmal Siebzehnjährige, die an einen jungen NAS erinnern, rappen auf einen Oldschool-Beat. Eigentlich nichts neues, aber wenn es so gut ist, verdient es Aufmerksamkeit und wenn es so viel Spaß macht wie dieser Song, kann ich nur hoffen, dass wir bald noch viel mehr von Joey Bada$$ hören. 
 
Auf den ersten Eindruck sind die französischen Stuck in the Sound eine weitere, typische Indie Rock-Band. Doch hinter dieser Fassade steckt so viel wilde Energie und Rockstar-Bravado, dass es eine Freude ist, wenn bei der großartigen Hymne Pursuit all das herausplatzt. Die heulende Gitarre und die wunderbar dramatische Stimme des Sängers machen aus einer Indie Rock-Nummer schnell eine euphorische Rock-Hymne zum Arme ausbreiten und durch die Wohnung hüpfen. 

 
Insgesamt ist das neue Album von Dinosaur Jr. nach dem großartigen Vorgänger etwas enttäuschend. Böse Zungen würden sicher auch wieder sagen, es reicht, wenn man sich nur ein Album der Band kaufen würde. Doch der Opener macht zumindest alles richtig und verblüfft dabei wieder einmal. Diese Mischung aus Melancholie, fast schon Resignation in J Masics Stimme, kombiniert mit einem leichten Stoner-Vibe und dann dem energetischen, verspielten Gitarrenspiel, dürfte eigentlich nicht funktionieren und lässt doch immer wieder zutiefst berührt und sprachlos zurück. 
 
Knives ist eine zärtliche Ballade, die langsam und scheinbar mühelos zu einer kurzen, sexy Rocknummer mutiert, bevor sie sich wieder zurücklehnt und den Hörer weiter träumen lässt. Meagan Grandalls Stimme ist warm und schmeichelhaft, hat aber auch etwas an sich, das sofort fesselt und einen bis lange nach Ende des Songs nicht mehr los lässt. 
 
Kicking ist wie ein Best Of von Torche in einem Song: Poppig und unterhaltsam bis zum geht-nicht-mehr, aber trotzdem ein schweißtreibendes Riff und einen Sludge-Sound - komprimiert auf Radio-Format. 
 
Napalm Death sind eine Legende und allein dafür würden sie schon einen Platz auf dieser Liste verdienen. Und auch wenn ich das Werk der Band nicht aufmerksam verfolge, machen sie durchgehend unterhaltsame Musik, die Konventionen des Grindcore längst überwunden hat und trotzdem immer sofort wiedererkennbar bleibt. Barney Greenway ist immer noch einer der furchterregendsten Shouter, aber was The Wolf I Feed darüber hinaus zu einem Highlight macht, ist seine Experimentierfreudigkeit – cleaner Gesang und ein leichter Industrial-Vibe ergänzen die übliche Abrissbirne äußerst gut.

We have Band sind eine von scheinbar unzähligen Electro Pop-Bands, die immer zwischen Seltsamkeit und Eingängigkeit zu schwanken scheinen. Doch sie schaffen es aus den üblichen Zutaten abwechslungsreiche Songs zu schreiben, die vom niedlichen Pop, über die große Hymne bis hin zur schweißtreibenden Electro-Nummern alles abdecken – oft in einem Song. After All ist dabei eher auf der Tanzfläche angesiedelt; Ein fiebriger, sich stetig steigernder Rock-Song mit elektronischen Mitteln. 

 
Lied und Musikvideo von Forever scheinen direkt aus den 80ern transportiert zu sein, haben aber einen unglaublichen Charme...Ein Ohrwurm des Grauens und das Sommerlied schlechthin für mich! 
 
Bombastisch und atmosphärisch ist das neue Deftones-Album geworden. Und auch wenn es nichts wirklich neues zu hören gibt, ist es erstaunlich, dass eine Band die mal fast in den Nu Metal-Strudel gezogen worden wäre, immer noch konstant so gute Musik macht. Und neben dem immer noch unnachahmlichen Mix aus Härte und Melodie ist es auf Gauze mal wieder besonders Chino Morenos Gänsehaut-Stimme, die nicht nur im Metal-Bereich ihresgleichen sucht und hier wieder alles gibt. 
 
Lucy Rose wird als neue Laura Marling gefeiert und auch wenn sie diese Höhen für mich noch nicht erreicht hat, ist es doch ein guter Orientierungspunkt. Ihre Musik ist zwar deutlich poppiger, aber viele der Songs haben einen doppelten Boden, wie auch Lines. Die schöne Anfangsmelodie wird ergänzt von einer guten Portion Melancholie, einem prominenten Schlagzeug und einer stellenweise überraschend unheimlichen Atmosphäre. Lucy Roses Stimme ist dazu warm, vielseitig und immer gerade weit genug weg von oberflächlichen Popsängerinnen, um diesen Song interessant zu halten. Und das großartige Musikvideo dazu hilft natürlich auch! 
 
DER Gute-Laune-Song des Jahres, DIE Mitgröhlhymne des Jahres...Zwar nicht ganz so atemlos wie die Songs des Vorgänger-Albums, dafür größer angelegt, epischer und selbstbewusster.

Bisher gefielen mir die düsteren, nachdenklichen und härteren Songs des überaus vielseitigen P.O.S. immer am besten. Doch auf dem neuen Album gefällt mir genau der Song fast am besten, der so etwas wie die Indie-Rap-Variante eines „Club Bangers“ ist. Auf einen aggressiven Electro-Beat rappen P.O.S. und Doomtree-Kollege Mike Mictlan gewohnt gekonnt, humorvoll und mitreißend. Nicht was ich erwartet hatte, aber es macht trotzdem viel Spaß! 

 
Zwei Musiker, die für ihre detailverliebte, verkopfte und oft seltsame Musik von Kritikern geliebt werden, mir aber meistens etwas zu kopflastig sind, machen ein Album zusammen. Und dann ist der erste Song auf einmal eine lustige, wunderbar kauzige Popnummer mit prominenten Bläsern und einer unerwarteten Leichtigkeit. Immer wieder schön, wenn die Erwartungen so umschifft werden. 
 
 Wenn zwei so experimentelle Bands ein gemeinsames Album machen, kann das oft in schwer verdauliche Kost ausarten. Doch die Drone-Band Locrian und die Klavier-zentrierte Ambient-Band Mamiffer verbinden auf In Fulminic Black ihre Stärken zu einem schönen, unheimlichen, sehr dynamischen Song. Neben den wenig überraschenden, aber sehr gut gemachten Drone- und Klavierparts wartet der Song am Ende noch mit einem Percussion-getriebenen Rockpart auf, der die anfänglich hypnotische Wirkung des Songs noch in ganz andere Bahnen lenkt. 
 
Zwei der sympathischsten, intelligentesten und angesehensten Aushängeschilder deutscher Gitarrenmusik machen ein Album zusammen. Dann stirbt einer vollkommen unerwartet und viel zu früh. Was trotz dieses riesigen Schattens bleibt ist ein tolles Rock-Album und Songs wie Hier bin ich. mit seinem ansteckenden, stampfenden Rhythmus und der ebenso ansteckenden Energie zweier Menschen, die ganz viel Spaß an der gemeinsamen Musik hatten. 
 
72. Nicki Minaj – Roman Reloaded (feat. Lil Wayne) (Hip Hop): 
Roman Reloaded tauscht die humor- und einfallslosen Raps von Eminem aus Roman's Revenge gegen die Manisch-debilen von Lil Wayne aus, die nicht nur viel unterhaltsamer sind, sondern auch viel besser zu den diversen Rap-Persönlichkeiten von Nicki Minaj passen. Absolutes Highlight bleiben aber für mich der kindlich-süße Lacher von Minaj und Waynes leicht wahnsinniges Lachen, die den Song ungemein bereichern. 
 
Rachel Sermanni ist eine wunderschöne Schottin mit einer noch viel schöneren Stimme, die binnen Sekunden von süß und verschmitzt zu sexy oder weise wechseln kann. Heraus kommt eine leidenschaftlich vorgetragene Geschichte wie die von The Fog, die sofort in den Bann zieht und einen so schnell nicht mehr los lässt.


Das beste Lied zum Luft Gitarre spielen dieses Jahr – ein atemloses, verschwitztes Rock n Roll-Lied, dass trotzdem Zeit hat für ein hypnotisches Zwischengeplänkel, bevor das Gaspedal wieder durchgetreten wird. 
 
69. Herrenmagazin – Gespenster „unplugged“ (Indie Rock):  
Wenn Bands unplugged-Versionen ihrer Songs machen, geht das oft total in die Hose oder klingt zumindest wie blutleere Varianten von geliebten Liedern. Bei Herrenmagazin ist das zum Glück anders. Live wie auf Platte sind ihre Songs durchdacht reduziert, ergänzt und verändert ohne ihnen ihre Stärken zu nehmen. Im Gegensatz kommt bei einem Song wie Gespenster sogar die melancholische Stimmung des Textes noch viel besser zur Geltung. 
 
Es fällt mir schwer diesen Song zu beschreiben – Smother ist wieder das musikalische Äquivalent zu einem Schlag in die Magengrube, die wunderschön-grausame Vertonung eines gebrochenen Herzens...Musikalisch ist Smother wieder eine hervorragende Mischung aus intimer Folk-Ballade und einem Hauch Post-Rock-Gitarre. Und mit der Stimme von Elena Tonra verwandeln sich sogar kitschige und selbst mitleidige Aussagen wie „Sometimes i wish i stayed inside my mother“ in ehrliche und überwältigende Offenbarungen. 
 
Jeder Song des fantastischen Cloud Nothings Album müsste auf dieser Liste stehen, aber Cut You vereint die Stärken des Albums perfekt. Eingängigkeit und Kratzbürstigkeit, tolle Melodien und hingerotztes Geschrammel; Dazu ein Text, der Cut You zu einem herrlich bösartigen Anti-Liebeslied macht. 
 
Die neue Cd von Chelsea Wolfe zeichnet sich natürlich in erster Linie durch ihre akustische Natur aus. Aber viel wichtiger und auffälliger als fehlende Verstärker ist die Unmittelbarkeit von Songs wie Flatlands. Wolfes kraftvolle Stimme ist ganz im Vordergrund und singt mit einer Leidenschaft und Sehnsucht, die man ihr gar nicht zugetraut hätte. Zu der simplen, einprägsamen Gitarre und der großen Stimme gesellen sich dann noch Streicher und geben dem Song eine beeindruckende Größe, vor allem für das erste Lied eines Akustik-Albums.


Nach 8 Jahren Funkstille bringt die Supergroup aus Mitgliedern von Isis, Converge und Cave In ohne Ankündigung ein neues Album heraus, das nahtlos an den alten Sound anknüpft und dabei noch heavier und dreckiger ist. Und auch wenn mich nicht alles auf NO umhaut ist z.B. Common Species ein absolutes Brett. Der Song wandelt sich von einem wütenden, dreckigen Metalsong zu einem schleppenden, pechschwarzen und grinsenden Monstrum.

Jonathan Meiburgs Stimme klingt sogar im Falsetto so kraftvoll, dass sich aus dem melancholischen Anfang in You as you were schnell eine leidenschaftliche Rocknummer entwickeln kann. Dazu kommen bildgewaltige Texte über die Natur und ein ursprüngliches Leben und fertig ist die perfekte Musik für die die weiße Jahreszeit. 
 
Hatch the Plan ist ein tolles Stück elektronischer Musik, das sich um zwei fantastische Komponenten herum aufbaut. Zuerst ist da der großartige Bass, der dem Song Rhythmus und Tiefe gibt und dazu sofort durch Mark und Bein geht. Fast genau so wichtig ist aber die Stimme von Alison Skidmore. Die klassisch ausgebildete Sängerin hat von Natur aus den meisten Sängerinnen einiges an Stimmkraft und Variabilität voraus. Dazu wird sie hier gleichzeitig als „richtige“ Sängerin eingesetzt und als vielfach bearbeitete und verfremdete Stimme, die den Raum von Hatch the Plan ausfüllt. 
 
When we emerged ist ein gigantischer, brutaler Doom Metal-Song mit brodelndem Gesang der Boxen zerstört. Dazu mischen Samothrace aber Gitarrensoli, unwiderstehliche Melodien und Stoner Rock-Elemente und machen aus einem bereits sehr guten Doom-Song eine dynamische und mitreißende Achterbahnfahrt. 
 
61. Woven Hand –Glistening Black (Alt-Country, Folk, Singer-Songwriter): The Laughing Stalk war schon vorher als rockiges Album angekündigt, aber das es stellenweise so heavy würden werde, habe ich nicht erwartet, nach dem eher folkigen, orientalisch anmutenden letzten Album. Glistening Black ist ein düsterer, dramatischer Track mit einem Gitarrenriff und Bass-Sound, der fast schon nach Stoner Rock oder Doom Metal klingt. David Eugene Edwards bombastischer Gesang macht das epische Feeling komplett. 

 
The Walkmen sind erwachsen geworden, sie sind Väter und offensichtlich sehr glücklich. Musikalisch gefällt mir das zwar nicht ganz so gut, aber zu gönnen ist es ihnen natürlich und wenn dabei so ansteckend gut-launige Nostalgienummern wie Heaven heraus kommen, ist das ja auch was feines...

Die Gottväter des Post Rock sind nach zehn Jahren zurück und scheinen nichts verlernt zu haben. Mladic ist ein 20-minütiges Epos, dass langsamen Spannungsaufbau aufgibt zugunsten einer ständig in Bewegung bleibenden Soundlandschaft – dramatisch, euphorisch, gigantisch!
 
Wood and Plastic klingt ein wenig nach ganz vielen britischen Bands aus der jüngeren Vergangenheit, aber während man noch versucht fest zu machen, welches Element einen genau an welche Band und welches Lied erinnert, packt einen der Song schon mit seiner faszinierenden Mischung aus typisch englischen Indie-Geschrammel, leidenschaftlichem Gesang, elektronischen Beats und Streichern und zwingt zum immer wieder spielen.

Shards knistert und raschelt zu jeder Sekunde und begeistert durch seine Ruhelosigkeit und Lebendigkeit. Durch den orientalisch angehauchten Sound und den eindringlich geraunten Gesang entfaltet der Song dazu eine hypnotische Erotik, die alles andere vergessen lässt. 
 
Normalerweise bevorzuge ich bei Power Piano-Balladen immer die akustische, unbearbeitete Live-Version deutlich, aber Rae Morris gigantische, die Seele streichelnde Stimme, kann die Studio-Produktion und die deutlich prominentere Instrumentierung nichts anhaben. Im Gegenteil verstärken sie sogar nur noch die emotionale und musikalische Einzigartigkeit ihrer Stimme. 

 
Es ist eigentlich sinnlos einen Song aus diesem Album raus zu greifen, da sich Book Burner am besten als atemloses, brutales Gesamtkunstwerk anhören lässt. Etwas direkter und gradliniger als der Vorgänger, mischen Pig Destroyer auch hier wieder kompromisslose Härte mit einem höllischen Groove, unheilvoller Atmosphäre und stimmigen Samples. Was The Bug für mich besonders auszeichnet ist der Gastauftritt einer meiner absoluten Lieblings-Shouterinnen Katherine Katz (Agoraphobic Nosebleed, Salome).
 
Angel Haze ist erst 19 Jahre alt, und neben Azealia Banks schon die zweite Frau dieses Jahr, die ebenso rappen wie singen kann und ein kostenloses Album herausgebracht hat auf dem sie sowohl die RnB als auch die Hip Hop-Konkurrenz alt aussehen lässt. Werkin Girls ist ein pfeilschneller Rapsong auf dem Angel Haze mit einem eindrucksvollen Flow glänzt, der vor wohl verdientem Selbstbewusstsein nur so strotzt. 
 
53. ...And you will know us by the trail of Dead – Up to Infinity (Indie Rock/Prog Rock): 
Trail of Dead haben eines der besten Indie-Rock Album aller Zeiten geschrieben und wurden danach langsam aber sicher von der progressiven Seite ihrer Musik überrollt. Lost Songs ist das erste Album seit 2005, das ich von der Band gehört habe und es ist nicht nur überraschend rockig, direkt und energetisch, sondern auch größtenteils ziemlich gut. Up to Infinity ist ein explosiver, hektischer Rocksong, der gegen Ende mit einem gigantischen Riff aufwartet, der das neue Album endgültig in episches Territorium bringt.
 
Born to die war sicher ein äußerst enttäuschendes Album. Der betäubte Gesangsstil war auf Albumlänge einfach nur langweilig und eintönig, die meisten Songs öde und mit peinlichen Texten versehen. Doch der Titelsong bleibt für mich ein großartiger Popsong, voller großer Gesten, dramatischem Gesang und vor allem einer fast erdrückenden Schwere und Traurigkeit, die von Del Reys Gesang, Aussehen und Auftreten perfekt verkörpert werden. 
 
Kate Nash, die bisher eher durch freche Popmusik mit teilweise süßen, teilweise cleveren Texten bekannt war, verneigt sich in einem spontan zusammen gezimmerten Song, vor der Riot Grrrl-Bewegung und lebt ihre eigenen Punk-Vorlieben aus. Die Reaktionen alleine, würden dem Song schon einen Platz auf dieser Liste einräumen: Sensible Kate Nash-Fans halten sich die Ohren zu und kündigen fast ihre „Freundschaft“ mit Nash, während die Musikpolizei versucht ihr zu verbieten solche Songs zu machen, weil sie ja nichts von echter Musik verstehe. Von der ganzen Hysterie abgesehen ist Under-estimate the Girl aber einfach ein lustiger Schrammel-Song, der einem ein Grinsen aufs Gesicht zaubert und darauf hoffen lässt, dass Nash auch weiterhin einfach macht worauf sie Lust hat und sich nicht einfach wiederholt ihren über sensiblen Fans zuliebe...


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