Rettung ist ein charmantes,
ehrliches Liebeslied, das statt großen Gesten und Gefühlen lieber
eine echte Liebe beschreibt, die auch noch oder gerade im größten
Elend bestehen bleibt. Ein Mann bringt eine Frau nach einer
durchzechten Nacht ins Bett, kümmert sich rührend um sie und die
Kunst von Kettcar ist es zwischen Kater, Kotze und Sabberfäden noch
so viel Romantik und Schönheit zu finden.
Nachdem
Ben Drew zuletzt seine Hip Hop-Wurzeln verlassen hatte und ein
ambitioniertes und mutiges Konzept-Soul-Album geschrieben hat, das
ein Riesenerfolg war, nutzte er das gemachte Geld und seine
Popularität um einen sozialkritischen Kinofilm zu drehen und den
Soundtrack dazu gleich als neues Album zu veröffentlichen...Der ist
wieder überwiegend Hip Hop, weniger experimentell, dafür brutaler
und dreckiger, aber mit ebenso viel Herzblut..Das beste Stück darauf
aber ist auch das mit Abstand souligste und sorgt wieder für jede
Menge Gänsehaut.
Bloody
Knuckles verbeugt sich vor alten Slayer- und Metallica-Platten und
stampft sich dann durch vier Minuten pure Unterhaltung. High on Fire
machen immer noch unerbittliche Metalhymnen und klingen nach wie vor
wie eine äußerst mächtige Stoner Metal-Truppe mit Lemmy von
Motörhead am Mikrofon und Benzin im Blut.
Auf die Dauer ist mir die
Kombination von 80er-Nostalgie und kitschiger Popmusik bei Chairlift
zu viel. Doch die euphorische Stimmung von Met Before ist einfach
ansteckend und es ist so gut wie unmöglich nicht spätestens beim
ersten Refrain unwillkürlich mit zu Schunkeln und -singen.
Exitmusic ist
bombastische und dramatische Popmusik perfektioniert. Aleksa
Palladino hat eine tiefe Stimme, in der zu gleichen Teilen
Verzweiflung und purer Sex mitschwingen und genau diese Mischung ist
es auch die diesen Song auszeichnet, der sich von einem Höhepunkt
zum nächsten hangelt und wie alle Songs von Exitmusic absolute
Aufmerksamkeit einfordert.
Michael
Kiwanukas Musik klingt vom Gesang bis zur Produktion absolut nach
Soulmusik aus den 70ern. Ob man das unbedingt noch braucht ist
fraglich, aber in einer Musikwelt, wo die Hälfte der Musik auf
Nostalgie basiert und die andere Hälfte auf gar nichts, ist
Kiwanukas Musik nicht nur verzeihlich, sondern fast schon erfreulich.
Denn der Mann hat eine tolle Stimme, Spaß an der Sache und seine
Musik macht einfach gute Laune.
Alle stumpfen Hardcore/Beatdown-Bands sollten ihre Produktion
verbessern und den Sludge/Doom-Anteil hochschrauben, wenn dabei so
ein alles zerstörendes Brett wie Xibalbas Hasta la Muerte raus
kommt! Soledad ist schleppendes, dreckiges, extrem hartes Monstrum
von einem Song, der in Minuten den Hochsommer in Herbst und das
Schlafzimmer in einen Moshpit verwandeln kann.
Ropes that
Way ist astreine Gitarrenmusik und macht unwiderstehlich gute Laune
von der erste Sekunde. Pop und Garage Rock, Schweiß und knisternde
Erotik geben sich die musikalische Klinke in die Hand, wenn Allyson
Baker und ihre Band los legen.
In einem Zeitalter, in der die
Welt mit Folk-Bands aus Großbritannien überschwemmt wird, ist das
neue Album von Admiral Fallow eine äußerst angenehme Überraschung.
Nach einem soliden, aber eher unauffälligen Vorgänger schreibt die
Band aus Schottland plötzlich unwiderstehliche Popsongs, die sich
aber immer noch genug Kanten und einen schottischen Charme bewahren.
The Way you were raised, eines der Highlights der Platte, ist ein
großer Folk Rock-Song mit jede Menge kleiner, schöner Momente und
tollen Melodien.
91. Mia. - Der Einzige
(Electro Pop):
Mia. machen schon immer eine
Mischung aus tanzbarem Electro-Pop und „ehrlicher, kantiger“
deutscher Musik, die ich eigentlich hasse. Doch die schweißtreibende
Energie und Euphorie, die Sängerin Mieze in ihre Darbietung steckt,
hebt sie von der Masse „emotionaler“ Musik aus Deutschland ab.
Sexy, kratzbürstig, ehrlich, aber immer auch ein wenig mysteriös –
und natürlich fies eingängig.
Der Drone-Doom von Monarch! Ist auch so schon ausgezeichnet und
braucht sich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken. Was einen Song
wie Blood Seeress darüber hinaus auszeichnet, ist die gespenstische
Atmosphäre, die mal an Kirchenmesse, mal an satanisches Ritual
erinnert und die gutturalen, Mark erschütternden Schreie der
Sängerin, die sich angenehm von den monoton-tiefen Stimmen anderer
Bands unterscheidet.
Gitarre und Klavier, dazu die Stimme von Paul Thomas Saunders,
ebenso zerbrechlich wie kraftvoll und schon wird man zu den
traurigsten und schönsten Momenten des eigenen Lebens zurück
transportiert. Denn auch schon ohne den Text vermittelt The Trail
remains unseen eine wunderbar nostalgische Stimmung, irgendwo
zwischen Melancholie und Triumph.
2:54's
Musik erinnert mich mit seinem gitarrenlastigen, leicht
psychedelischen Sound und dem kraftvollen, geheimnisvollen Gesang an
eine Mischung aus Exitmusic und Warpaint. Zum Abschluss des Albums
wartet Creeping mit dem einprägsamsten Riff der Band auf, das
gepaart mit dem leidenschaftlichen Gesang, denn Hörer in einen
Rausch entführt, wie es nur so aufregende Rockmusik kann.
Zwei gerade einmal Siebzehnjährige, die an einen
jungen NAS erinnern, rappen auf einen Oldschool-Beat. Eigentlich
nichts neues, aber wenn es so gut ist, verdient es Aufmerksamkeit und
wenn es so viel Spaß macht wie dieser Song, kann ich nur hoffen,
dass wir bald noch viel mehr von Joey Bada$$ hören.
Auf den ersten Eindruck sind
die französischen Stuck in the Sound eine weitere, typische Indie
Rock-Band. Doch
hinter dieser Fassade steckt so viel wilde Energie und
Rockstar-Bravado, dass es eine Freude ist, wenn bei der großartigen
Hymne Pursuit all das herausplatzt. Die heulende Gitarre und die
wunderbar dramatische Stimme des Sängers machen aus einer Indie
Rock-Nummer schnell eine euphorische Rock-Hymne zum Arme ausbreiten
und durch die Wohnung hüpfen.
Insgesamt
ist das neue Album von Dinosaur Jr. nach dem großartigen Vorgänger
etwas enttäuschend. Böse Zungen würden sicher auch wieder sagen,
es reicht, wenn man sich nur ein Album der Band kaufen würde. Doch
der Opener macht zumindest alles richtig und verblüfft dabei wieder
einmal. Diese Mischung aus Melancholie, fast schon Resignation in J
Masics Stimme, kombiniert mit einem leichten Stoner-Vibe und dann dem
energetischen, verspielten Gitarrenspiel, dürfte eigentlich nicht
funktionieren und lässt doch immer wieder zutiefst berührt und
sprachlos zurück.
Knives ist eine zärtliche
Ballade, die langsam und scheinbar mühelos zu einer kurzen, sexy
Rocknummer mutiert, bevor sie sich wieder zurücklehnt und den Hörer
weiter träumen lässt. Meagan
Grandalls Stimme ist warm und schmeichelhaft, hat aber auch etwas an
sich, das sofort fesselt und einen bis lange nach Ende des Songs
nicht mehr los lässt.
Kicking ist wie ein Best Of von
Torche in einem Song: Poppig und unterhaltsam bis zum
geht-nicht-mehr, aber trotzdem ein schweißtreibendes Riff und einen
Sludge-Sound - komprimiert auf Radio-Format.
Napalm
Death sind eine Legende und allein dafür würden sie schon einen
Platz auf dieser Liste verdienen. Und auch wenn ich das Werk der Band
nicht aufmerksam verfolge, machen sie durchgehend unterhaltsame
Musik, die Konventionen des Grindcore längst überwunden hat und
trotzdem immer sofort wiedererkennbar bleibt. Barney Greenway ist
immer noch einer der furchterregendsten Shouter, aber was The Wolf I
Feed darüber hinaus zu einem Highlight macht, ist seine
Experimentierfreudigkeit – cleaner Gesang und ein leichter
Industrial-Vibe ergänzen die übliche Abrissbirne äußerst gut.
We have Band sind eine von scheinbar unzähligen Electro Pop-Bands,
die immer zwischen Seltsamkeit und Eingängigkeit zu schwanken
scheinen. Doch sie schaffen es aus den üblichen Zutaten
abwechslungsreiche Songs zu schreiben, die vom niedlichen Pop, über
die große Hymne bis hin zur schweißtreibenden Electro-Nummern alles
abdecken – oft in einem Song. After All ist dabei eher auf der
Tanzfläche angesiedelt; Ein fiebriger, sich stetig steigernder
Rock-Song mit elektronischen Mitteln.
Lied und Musikvideo von
Forever scheinen direkt aus den 80ern transportiert zu sein, haben
aber einen unglaublichen Charme...Ein Ohrwurm des Grauens und das
Sommerlied schlechthin für mich!
Bombastisch
und atmosphärisch
ist das neue Deftones-Album geworden. Und auch wenn es nichts
wirklich neues zu hören gibt, ist es erstaunlich, dass eine Band die
mal fast in den Nu Metal-Strudel gezogen worden wäre, immer noch
konstant so gute Musik macht. Und neben dem immer noch
unnachahmlichen Mix aus Härte und Melodie ist es auf Gauze mal
wieder besonders Chino Morenos Gänsehaut-Stimme, die nicht nur im
Metal-Bereich ihresgleichen sucht und hier wieder alles gibt.
Lucy
Rose wird als neue Laura Marling gefeiert und auch wenn sie diese
Höhen für mich noch nicht erreicht hat, ist es doch ein guter
Orientierungspunkt. Ihre Musik ist zwar deutlich poppiger, aber viele
der Songs haben einen doppelten Boden, wie auch Lines. Die schöne
Anfangsmelodie wird ergänzt von einer guten Portion Melancholie,
einem prominenten Schlagzeug und einer stellenweise überraschend
unheimlichen Atmosphäre. Lucy Roses Stimme ist dazu warm, vielseitig
und immer gerade weit genug weg von oberflächlichen Popsängerinnen,
um diesen Song interessant zu halten. Und das großartige Musikvideo
dazu hilft natürlich auch!
DER Gute-Laune-Song des Jahres, DIE Mitgröhlhymne des Jahres...Zwar
nicht ganz so atemlos wie die Songs des Vorgänger-Albums, dafür
größer angelegt, epischer und selbstbewusster.
Bisher
gefielen mir die düsteren, nachdenklichen und härteren Songs des
überaus vielseitigen P.O.S. immer am besten. Doch auf dem neuen
Album gefällt mir genau der Song fast am besten, der so etwas wie
die Indie-Rap-Variante eines „Club Bangers“ ist. Auf einen
aggressiven Electro-Beat rappen P.O.S. und Doomtree-Kollege Mike
Mictlan gewohnt gekonnt, humorvoll und mitreißend. Nicht was ich
erwartet hatte, aber es macht trotzdem viel Spaß!
Zwei Musiker, die für ihre
detailverliebte, verkopfte und oft seltsame Musik von Kritikern
geliebt werden, mir aber meistens etwas zu kopflastig sind, machen
ein Album zusammen. Und dann ist der erste Song auf einmal eine
lustige, wunderbar kauzige Popnummer mit prominenten Bläsern und
einer unerwarteten Leichtigkeit. Immer wieder schön, wenn die
Erwartungen so umschifft werden.
Wenn zwei so experimentelle
Bands ein gemeinsames Album machen, kann das oft in schwer
verdauliche Kost ausarten. Doch die Drone-Band Locrian und die
Klavier-zentrierte Ambient-Band Mamiffer verbinden auf In Fulminic
Black ihre Stärken zu einem schönen, unheimlichen, sehr dynamischen
Song. Neben den wenig überraschenden, aber sehr gut gemachten Drone-
und Klavierparts wartet der Song am Ende noch mit einem
Percussion-getriebenen Rockpart auf, der die anfänglich hypnotische
Wirkung des Songs noch in ganz andere Bahnen lenkt.
Zwei der sympathischsten,
intelligentesten und angesehensten Aushängeschilder deutscher
Gitarrenmusik machen ein Album zusammen. Dann stirbt einer vollkommen
unerwartet und viel zu früh. Was trotz dieses riesigen Schattens
bleibt ist ein tolles Rock-Album und Songs wie Hier bin ich. mit
seinem ansteckenden, stampfenden Rhythmus und der ebenso ansteckenden
Energie zweier Menschen, die ganz viel Spaß an der gemeinsamen Musik
hatten.
72. Nicki Minaj –
Roman Reloaded (feat. Lil Wayne) (Hip
Hop):
Roman
Reloaded tauscht die humor- und einfallslosen Raps von Eminem aus
Roman's Revenge gegen die Manisch-debilen von Lil Wayne aus, die
nicht nur viel unterhaltsamer sind, sondern auch viel besser zu den
diversen Rap-Persönlichkeiten von Nicki Minaj passen. Absolutes
Highlight bleiben aber für mich der kindlich-süße Lacher von Minaj
und Waynes leicht wahnsinniges Lachen, die den Song ungemein
bereichern.
Rachel Sermanni
ist eine wunderschöne Schottin mit einer noch viel schöneren
Stimme, die binnen Sekunden von süß und verschmitzt zu sexy oder
weise wechseln kann. Heraus kommt eine leidenschaftlich vorgetragene
Geschichte wie die von The Fog, die sofort in den Bann zieht und
einen so schnell nicht mehr los lässt.
Das beste Lied zum Luft Gitarre spielen dieses Jahr – ein
atemloses, verschwitztes Rock n Roll-Lied, dass trotzdem Zeit hat für
ein hypnotisches Zwischengeplänkel, bevor das Gaspedal wieder
durchgetreten wird.
69. Herrenmagazin – Gespenster „unplugged“
(Indie
Rock):
Wenn
Bands unplugged-Versionen ihrer Songs machen, geht das oft total in
die Hose oder klingt zumindest wie blutleere Varianten von geliebten
Liedern. Bei Herrenmagazin ist das zum Glück anders. Live wie auf
Platte sind ihre Songs durchdacht reduziert, ergänzt und verändert
ohne ihnen ihre Stärken zu nehmen. Im Gegensatz kommt bei einem Song
wie Gespenster sogar die melancholische Stimmung des Textes noch viel
besser zur Geltung.
Es fällt mir schwer diesen Song zu beschreiben – Smother ist
wieder das musikalische Äquivalent zu einem Schlag in die
Magengrube, die wunderschön-grausame Vertonung eines gebrochenen
Herzens...Musikalisch ist Smother wieder eine hervorragende Mischung
aus intimer Folk-Ballade und einem Hauch Post-Rock-Gitarre. Und mit
der Stimme von Elena Tonra verwandeln sich sogar kitschige und selbst
mitleidige Aussagen wie „Sometimes i wish i stayed inside my
mother“ in ehrliche und überwältigende Offenbarungen.
Jeder
Song des fantastischen Cloud Nothings Album müsste auf dieser Liste
stehen, aber Cut You vereint die Stärken des Albums perfekt.
Eingängigkeit und Kratzbürstigkeit, tolle Melodien und hingerotztes
Geschrammel; Dazu ein Text, der Cut You zu einem herrlich bösartigen
Anti-Liebeslied macht.
Die neue Cd von Chelsea
Wolfe zeichnet sich natürlich in erster Linie durch ihre akustische
Natur aus. Aber viel wichtiger und auffälliger als fehlende
Verstärker ist die Unmittelbarkeit von Songs wie Flatlands. Wolfes
kraftvolle Stimme ist ganz im Vordergrund und singt mit einer
Leidenschaft und Sehnsucht, die man ihr gar nicht zugetraut hätte.
Zu der simplen, einprägsamen Gitarre und der großen Stimme gesellen
sich dann noch Streicher und geben dem Song eine beeindruckende
Größe, vor allem für das erste Lied eines Akustik-Albums.
Nach 8 Jahren Funkstille bringt die Supergroup aus Mitgliedern von
Isis, Converge und Cave In ohne Ankündigung ein neues Album heraus,
das nahtlos an den alten Sound anknüpft und dabei noch heavier und
dreckiger ist. Und auch wenn mich nicht alles auf NO umhaut ist z.B.
Common Species ein absolutes Brett. Der Song wandelt sich von einem
wütenden, dreckigen Metalsong zu einem schleppenden, pechschwarzen
und grinsenden Monstrum.
Jonathan Meiburgs Stimme klingt
sogar im Falsetto so kraftvoll, dass sich aus dem melancholischen
Anfang in You as you were schnell eine leidenschaftliche Rocknummer
entwickeln kann. Dazu kommen bildgewaltige Texte über die Natur und
ein ursprüngliches Leben und fertig ist die perfekte Musik für die
die weiße Jahreszeit.
Hatch
the Plan ist ein tolles Stück elektronischer Musik, das sich um zwei
fantastische Komponenten herum aufbaut. Zuerst ist da der großartige
Bass, der dem Song Rhythmus und Tiefe gibt und dazu sofort durch Mark
und Bein geht. Fast genau so wichtig ist aber die Stimme von Alison
Skidmore. Die klassisch ausgebildete Sängerin hat von Natur aus den
meisten Sängerinnen einiges an Stimmkraft und Variabilität voraus.
Dazu wird sie hier gleichzeitig als „richtige“ Sängerin
eingesetzt und als vielfach bearbeitete und verfremdete Stimme, die
den Raum von Hatch the Plan ausfüllt.
When
we emerged ist ein gigantischer, brutaler Doom Metal-Song mit
brodelndem Gesang der Boxen zerstört. Dazu mischen Samothrace aber
Gitarrensoli, unwiderstehliche Melodien und Stoner Rock-Elemente und
machen aus einem bereits sehr guten Doom-Song eine dynamische und
mitreißende Achterbahnfahrt.
61. Woven Hand –Glistening Black (Alt-Country, Folk, Singer-Songwriter):
The Laughing Stalk war schon vorher als rockiges Album angekündigt,
aber das es stellenweise so heavy würden werde, habe ich nicht
erwartet, nach dem eher folkigen, orientalisch anmutenden letzten
Album. Glistening Black ist ein düsterer, dramatischer Track mit
einem Gitarrenriff und Bass-Sound, der fast schon nach Stoner Rock
oder Doom Metal klingt. David Eugene Edwards bombastischer Gesang
macht das epische Feeling komplett.
The Walkmen sind erwachsen geworden, sie sind Väter und
offensichtlich sehr glücklich. Musikalisch gefällt mir das zwar
nicht ganz so gut, aber zu gönnen ist es ihnen natürlich und wenn
dabei so ansteckend gut-launige Nostalgienummern wie Heaven heraus
kommen, ist das ja auch was feines...
Die
Gottväter des Post Rock sind nach zehn Jahren zurück und scheinen
nichts verlernt zu haben. Mladic ist ein 20-minütiges Epos, dass
langsamen Spannungsaufbau aufgibt zugunsten einer ständig in
Bewegung bleibenden Soundlandschaft – dramatisch, euphorisch,
gigantisch!
Wood and Plastic klingt ein wenig nach ganz vielen britischen Bands
aus der jüngeren Vergangenheit, aber während man noch versucht fest
zu machen, welches Element einen genau an welche Band und welches
Lied erinnert, packt einen der Song schon mit seiner faszinierenden
Mischung aus typisch englischen Indie-Geschrammel, leidenschaftlichem
Gesang, elektronischen Beats und Streichern und zwingt zum immer
wieder spielen.
Shards knistert und raschelt zu jeder Sekunde und begeistert durch
seine Ruhelosigkeit und Lebendigkeit. Durch den orientalisch
angehauchten Sound und den eindringlich geraunten Gesang entfaltet
der Song dazu eine hypnotische Erotik, die alles andere vergessen
lässt.
Normalerweise
bevorzuge ich bei Power Piano-Balladen immer die akustische,
unbearbeitete Live-Version deutlich, aber Rae Morris gigantische, die
Seele streichelnde Stimme, kann die Studio-Produktion und die
deutlich prominentere Instrumentierung nichts anhaben. Im Gegenteil
verstärken sie sogar nur noch die emotionale und musikalische
Einzigartigkeit ihrer Stimme.
Es
ist eigentlich sinnlos einen Song aus diesem Album raus zu greifen,
da sich Book Burner am besten als atemloses, brutales Gesamtkunstwerk
anhören lässt. Etwas direkter und gradliniger als der Vorgänger,
mischen Pig Destroyer auch hier wieder kompromisslose Härte mit
einem höllischen Groove, unheilvoller Atmosphäre und stimmigen
Samples. Was The Bug für mich besonders auszeichnet ist der
Gastauftritt einer meiner absoluten Lieblings-Shouterinnen Katherine
Katz (Agoraphobic Nosebleed, Salome).
Angel Haze
ist erst 19 Jahre alt, und neben Azealia Banks schon die zweite Frau
dieses Jahr, die ebenso rappen wie singen kann und ein kostenloses
Album herausgebracht hat auf dem sie sowohl die RnB als auch die Hip
Hop-Konkurrenz alt aussehen lässt. Werkin Girls ist ein
pfeilschneller Rapsong auf dem Angel Haze mit einem eindrucksvollen
Flow glänzt, der vor wohl verdientem Selbstbewusstsein nur so
strotzt.
53. ...And you will
know us by the trail of Dead – Up to Infinity (Indie
Rock/Prog Rock):
Trail of Dead haben eines der besten
Indie-Rock Album aller Zeiten geschrieben und wurden danach langsam
aber sicher von der progressiven Seite ihrer Musik überrollt. Lost
Songs ist das erste Album seit 2005, das ich von der Band gehört
habe und es ist nicht nur überraschend rockig, direkt und
energetisch, sondern auch größtenteils ziemlich gut. Up to Infinity
ist ein explosiver, hektischer Rocksong, der gegen Ende mit einem
gigantischen Riff aufwartet, der das neue Album endgültig in
episches Territorium bringt.
Born to die war sicher ein äußerst enttäuschendes Album. Der
betäubte Gesangsstil war auf Albumlänge einfach nur langweilig und
eintönig, die meisten Songs öde und mit peinlichen Texten versehen.
Doch der Titelsong bleibt für mich ein großartiger Popsong, voller
großer Gesten, dramatischem Gesang und vor allem einer fast
erdrückenden Schwere und Traurigkeit, die von Del Reys Gesang,
Aussehen und Auftreten perfekt verkörpert werden.
Kate
Nash, die bisher eher durch freche Popmusik mit teilweise süßen,
teilweise cleveren Texten bekannt war, verneigt sich in einem spontan
zusammen gezimmerten Song, vor der Riot Grrrl-Bewegung und lebt ihre
eigenen Punk-Vorlieben aus. Die Reaktionen alleine, würden dem Song
schon einen Platz auf dieser Liste einräumen: Sensible Kate
Nash-Fans halten sich die Ohren zu und kündigen fast ihre
„Freundschaft“ mit Nash, während die Musikpolizei versucht ihr
zu verbieten solche Songs zu machen, weil sie ja nichts von echter
Musik verstehe. Von der ganzen Hysterie abgesehen ist Under-estimate
the Girl aber einfach ein lustiger Schrammel-Song, der einem ein
Grinsen aufs Gesicht zaubert und darauf hoffen lässt, dass Nash auch
weiterhin einfach macht worauf sie Lust hat und sich nicht einfach
wiederholt ihren über sensiblen Fans zuliebe...
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