Montag, 6. Januar 2020

19 Lieblingssongs aus 2019



Manchmal fehlen einfach clevere Worte um einen Song ausreichend zu beschreiben oder zu erklären, was ihn so wunderschön macht. Auf dem Papier ist Cattails vielleicht nichts besonderes: Ein stampfender, altmodischer Folk Song – er stimmt nostalgisch, aber auch hoffnungsvoll und bleibt sofort im Ohr hängen. Am besten man hört ihn einfach immer wieder, statt sich den Kopf über eine angemessene Beschreibung zu machen...


Das Konzept hinter Holly Herndons neuem Album ist äußerst faszinierend. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Musikern hat sie die künstliche Intelligenz „Spawn“ entwickelt und ihr mit verschiedensten Stimmen das Musikmachen beigebracht. Dass das ganze nicht nur in der Theorie spannend ist, sondern auch musikalisch zeigt das Highlight Frontier. Der Song kombiniert Herndons experimentelle elektronische Musik, Spawns De/Re-Konstruktion menschlichen Gesangs und den traditionellen Sacred Harp-Gesang zu einem zutiefst euphorisierenden Gesamtkunstwerk.


Danny Browns geradlinigstes Album bisher rückt sein Talent als Geschichtenerzähler und grandiosen Rapper in den Mittelpunkt. Dirty Laundry erfüllt Danny Browns Versprechen eines Stand-Up Comedy-Rap-Albums, aber es ist nie albern oder platt. Stattdessen ist es ein humorvoller, tiefgründiger Blick auf den Alltag voller Sätze, die lange im Gedächtnis bleiben.


Noise Musik mit ungewöhnlich melodischer Schlagseite. Die Kontraste sind es, die Street Sects Musik besonders spannend machen. Kalt und aggressiv aber doch auch eingängig und emotional. Und ein chaotischer Sound hinter dem sich fast schon poppige Melodien verbergen, wenn man genau hinhört.


Fast 10 Minuten abwechslungsreicher, atemloser Black Metal im weitesten Sinne. Dazu eine kritische Auseinandersetzung mit Amokläufen und der Waffenkultur in den USA. Ich kann kaum erwarten was die Band als nächstes macht!


Eine stimmungsvolle Horror-Kurzgeschichte verpackt in beeindruckende Raps und mächtige Synths. Die schnellen, rasiermesserscharfen Raps schleichen in die Gehörgänge, bis der Song plötzlich eindrucksvoll explodiert in einen Sound auf den viele Horrorfilme-Macher sicher neidisch wären.


Auch wenn es schon vielfach angepriesen wurde, bevor ich den Song zum ersten Mal gehört habe, bleibt die abrupte Explosion dieses Songs nach zwei Minuten melancholischem Vorspiel immer noch der aufregendste Musikmoment des Jahres für mich. Brutus vermischen die altbekannten Bausteine von Post-Rock und verschiedenen Metalbausteinen äußerst effektiv und haben mit Sängerin/Drummerin Stefanie Mannaerts ein beeindruckendes Alleinstellungsmerkmal.


Explosive, hypnotische Mischung aus Punk, Noise und Spoken Word. Die Lyrics sind genial und noch genialer vorgetragen. Sie ziehen in den Bann und lassen einen nicht mehr los, während der Song sich wild windet und immer weiter steigert.


Diese Mischung aus alles durchdringender, fast erdrückender Melancholie und einer ebenso tief gehenden Euphorie, die die beste elektronische Musik auszeichnet, macht HVOB zu so einer effektiven Band. Nach einem eher enttäuschenden Kollaborations-Album 2017, knüpft das neue Werk der Band wieder an diese Tradition an. Und Bloom war der perfekte Vorbote für das was kommen sollte, vor allem in Kombination mit diesem wunderschönen, erdrückenden Video.


Ein ganzes Orchester verhilft Angel Olsens gigantischer Stimme und Präsemnz zu noch mehr Power und wenn der Song richtig durch startet klingt es wie ein Sonnenaufgang nach langer Dunkelheit.


Idles hören einfach nicht auf damit wütende, witzige und unglaublich eingängige Punkhymnen zu schreiben. Gut so!


Nach einem überall gefeierten Album im letzten Jahr ist Rosalía 2019 nicht nur ein Kritikerliebling, sondern auch ein echter Popstar. Und wie Milionària eindrucksvoll zeigt, kann sie diese beiden Welten auch problemlos verbinden.


Sharon van Etten hat eine bemerkenswerte Entwicklung von den Anfängen verhuscht-trauriger Singer-Songwriter Musik zurück gelegt und ist auf Seventeen endgültig Rockstar und Rockröhre. Der Song erinnert stark an Bruce Springsteen und schwelgt in 80er-Nostalgie. Er klingt aber auch wie eine logische Weiterentwicklung von van Ettens Musik und setzt ihre umwerfende Stimme auf beeindruckende Weise in Szene und in den Mittelpunkt.


Eine Noise-Band macht ein Black Metal/Sludge-Album und heraus kommt doch nicht wirklich, das was man erwartet. Der Song Ghost Tropic etwa wandelt sich von einer doomigen Passage mit cleanem, düsterem Gesang zu etwas das klingt wie Noise Musik mit den Mitteln des Black Metal. Erschütternd und mitreißend.


Bei dem neuen Album von James Blake scheiden sich die Geister. Ein weiterer Geniestreich oder albern, kitschig und überfrachtet? Für mich funktionierte Blake schon immer am besten in kleinen Dosen und so bleibe ich bei Into the Red und den kleinen Momenten die auch nach 1000 mal hören noch umhauen. Hier ist es für mich vor allem diese kleine Klaviermelodie nach einer guten halben Minute, bei der für mich immer noch alles um mich herum stoppt zu existieren.


Metal + Hardcore + Entombed-Sound + Kurt Ballou-Produktion + Breakdown-Meisterklasse = das für mich unterhaltsamste und spannendste Stück harte Musik 2019 bisher.


Banks schreibt viele düstere, clevere Popsongs über gescheiterte Beziehungen. Doch Till Now klingt roher und spannender als die meisten. Jillian Banks Stimme versprüht Emotionen und ihre Stimme bricht wiederholt. Dazu ertrinkt der ganze Song langsam im Bass...schade, dass der Rest des Albums viel glatter ist...


Stoner Metal, Progressive Rock, Doom Metal? Von allem etwas und dann noch etwas alte Baroness und Pallbearer macht großartigen Metal.


Just Mustard werden als Shoegaze verkauft, aber October klingt viel zu bedrohlich und mächtig für mein Verständnis von dieser Musikrichtung. Mächtige Post Rock-Gitarren sind die Grundlage zu einem verdammt gigantischen Sound, während der Gesang von Katie Ball überall und nirgendwo zugleich zu sein scheint.