Montag, 28. Mai 2012

Nicolas Cage – Unser Bester und schlechtester Schauspieler Hollywoods


Nicolas Cages Filmkarriere ist schon fast schizophren. Es ist zwar normal, dass bekannte Filmstars neben großen Hits, auch einige unbekanntere Qualitätsfilme und ebenso richtig schlechte Filme nur für das Geld abliefern, aber in einem Umfang und einer Intensität wie bei Nicolas Cage, das ist wirklich selten.


Großartige Filme: 
 

Matchstick Men / Tricks

Cage als neurotischer, von Zwangsstörungen schwer beeinträchtigter Trickbetrüger, dessen mühsam aufrecht erhaltenes Alltagsleben, durch das plötzliche Auftauchen einer ihm bis dahin unbekannten Tochter im Teenageralter, zerstört wird. Der Film fühlt sich wohl irgendwo zwischen den Eckpfosten Familiendrama und intelligenter, düsterer Komödie mit einer Prise Action und überraschenden Wendungen. In den vielen Ticks und Neurosen der Figur kann Cages überdimensionales Schauspiel wunderbar kanalisiert werden. 

Adaption

Zu viel von der Handlung zu verraten würde nicht nur das Seherlebnis vermiesen, sondern auch einfach total verwirren. Cage spielt Charlie Kaufman, den neurotischen Drehbuchschreiber von Being John Malkovich (und auch von diesem Film), der unter einer Schreibblockade bei der Adaption eines Sachbuches über Orchideenzüchtung leidet und schließlich widerwillig von seinem weniger begabten aber erfolgreichen Zwillings-Bruder Hilfe (natürlich ebenfalls von Nicolas Cage gespielt) annimmt. Sie spionieren der Autorin des Sachbuchs und der Hauptfigur ihres Buches hinterher und es verschmelzen zunehmend die Grenzen zwischen dem Leben der Brüder und dem unfertigen Drehbuch...klingt verwirrend? Ist es auch, aber ebenso großartig und fantastisch gespielt.

Leaving Las Vegas

Nicolas Cage spielt einen beruflich und privat gescheiterten, alkoholkranken Drehbuchautor, der beschließt nach Las Vegas zu gehen um sich dort zu Tode zu trinken. Dort lernt er eine Prostituierte (Elisabeth Shue) mit eigenen Problemen kennen, zu der er eine ungewöhnliche Freundschaft entwickelt: Sie darf ihn nicht an seinem Vorhaben hindern und er darf nichts zu ihrem Beruf sagen. Zwischen den beiden verlorenen Seelen entwickelt sich aus dieser hoffnungslosen Ausgangslage eine intensive und ungewöhnliche Beziehung. Leaving Las Vegas ist ein unheimlich deprimierender und trauriger Film, aber auch unbedingt sehenswert. Und Nicolas Cage hat hierfür vollkommen zur Recht u.a. einen Oscar und einen Golden Globe erhalten.

Bringing out the Dead

In diesem überraschend unbekannten und definitiv unterschätzten Film von Martin Scorsese ist Nicolas Cage einfach perfekt besetzt. Seine manische Energie entfesselt er hier für die Rolle eines Krankenwagenfahrers, den die unaufhörlichen Begegnungen mit Leid und Tod zunehmend zermürben und kaputt machen. Der Film ist düster, hässlich und schwankt zwischen der Monotonie und der plötzlichen Aufregung, die das Arbeitsleben von Cages Figur ausmachen. Die getriebene und nervöse Darbietung von Cage passt hier wieder einmal hervorragend zur Rolle.

Weitere (scheinbar) gute Filme, die ich leider noch nicht gesehen habe: Rasing Arizona, Wild at Heart, Mondsüchtig, Bad Lieutenant

Auch noch gut:



Kick-Ass

Einer der Vorreiter des Genres „realistische" Superhelden-Filme; handelt von einem Jugendlichen, der, zunächst mit wenig Erfolg, beschließt Superheld zu werden. Dabei erregt er nicht nur die Aufmerksamkeit der Kriminellen seiner Stadt, sondern auch von einem Vater-Tochter-Gespann, das schon länger im Superhelden-Geschäft ist. Cage spielt dabei den Vater und die Rolle zwischen liebevollem aber total durchgeknallten Vater und knallharten, überlebensgroßem Batman-Verschnitt meistert er im Schlaf.

Lord of War

Cage spielt einen Waffenhändler, dessen Werdegang der Film wiedergibt. Der äußerst stylische Film bewegt sich zwischen ernstem Drama und bitterböser Komödie, ist gut besetzt und regt mit seinem konfrontativem Protagonisten und ungewöhnlichen Behandlung des Themas Waffenhandel zum Denken an.

Trashig, aber hat irgendwie was:


Con Air

Cage spielt einen Mann, der aus unverständlichen Gründen im Hochsicherheitsgefängnis gelandet ist, nachdem er aus Notwehr getötet hat. Logischerweise ist er dann Teil eines Gefängnistransports per Flugzeug auf dem sich neben ihm noch eine bunte Mischung von Psychopathen befindet, gespielt von überraschend guten Schauspielern. Selbstverständlich wird das Flugzeug von den Kriminellen übernommen und Cage ist der Einzige, der sie aufhalten kann. Es folgt Non-Stop-Action, kombiniert mit dummen Sprüchen und angereichert von allen Bösewicht-Karikaturen, die man sich nur vorstellen kann. Als Kind war der Film schon was tolles, aber mit etwas Abstand betrachtet, wirkt der Film und besonders Cages langhaarige Südstaaten-Parodie eher wie eine unfreiwillige Komödie...Spaß macht es aber trotzdem.

Face/Off

Ein typischer 90er-Jahre-Action Film: Laut, absurd, grenzdebil und trotz allem sehr spaßig, ob freiwillig oder unfreiwillig...John Travolta spielt einen FBI-Agenten, der sich das Gesicht seines im Koma liegenden Erzfeindes (gespielt von Cage) transplantieren lässt, um so an Informationen über den Ort einer bald explodierenden Bombe von dem Bruder dieses Mannes zu erfahren (wirklich nahe liegend oder?!). Natürlich geht das schief und Cage schnappt sich im Gegenzug das Gesicht von Travolta und übernimmt dessen Leben. Was folgt sind absurde Schießereien, ein Wettkampf des Over-actings und eine absolut bescheuerte und überflüssige Handlung. Trotz allem macht der Film sehr viel Spaß, wenn man das Hirn einfach ausschaltet.

Siehe auch: 
-> Nur noch 60 Sekunden: Nicolas Cage als Meister-Autodieb im Ruhestand muss in einer Nacht 50 Autos stehlen um seinen Bruder zu retten...was den Film rettet ist der absolute geniale Cast...
-> The Rock: Abtrünnige Marines nehmen in Alcatraz Geiseln, drohen mit biologischen Waffen, wenn die Angehörigen von gefallenen Veteranen nicht sofort staatliche Unterstützung bekommen, klingt wie ein schlechter Witz, aber klar nur Nicolas Cage und Sean Connery können sie aufhalten!

So schlecht, dass es schon wieder gut ist:


Vampire's Kiss 
 
Cage spielt einen Versicherungsmitarbeiter, der nach einer Begegnung mit einer mysteriösen Frau fest davon überzeugt ist von ihr in einen Vampir verwandelt worden zu sein. In der Folge beobachtet der Film Cages Figur dabei, wie er einen totalen Nervenzusammenbruch erleidet: Er verhält sich zunehmend wie ein Vampir, trinkt Blut, meidet Sonnenlicht und verfällt langsam immer mehr dem Wahnsinn. Parallel dazu belästigt und schikaniert er seine religiöse und unschuldige Sekretärin auf der manischen Suche nach verschwundenen Firmenunterlagen. Ich kann nur vermuten, dass der Film ursprünglich irgendwo zwischen gruseligem B-Movie und ernsthaftem Psycho-Drama angesiedelt war, aber durch Cages bis zur Groteske überzogenes Spiel und der sich immer weiter ins absurde steigernden Handlung, gewinnt Vampire's Kiss neues Kult-Leben irgendwo zwischen Komödie und der erschreckenden Darstellung echten Wahnsinns.

Wicker Man

Wicker Man ist das Remake eines Thrillers aus dem Jahre 1972. Jede Ernsthaftigkeit und Qualität des Films wird leider (oder zum Glück?) überschattet von Cages absolut einzigartigen Overacting. Das Internet sorgte dafür, dass Szenen in denen Cage wie von der Tarantel gestochen rumschreit oder diverse Frauen oder Figuren in Tierkostümen verprügelt, massenweise verbreitet und weiter verarbeitet wurden und somit der Film von niemandem mehr ernst genommen werden kann.

Leider noch nicht gesehen, aber Ausschnitte lassen auf „viel“ hoffen: Deadfall, Zandalee

Nicolas Cage brauchte das Geld:


Hier ist die erschreckend große Anzahl von Filmen, deren größtes Unterhaltungspotential die unzähligen Varianten an Perücken Frisuren sind, die Cage auffährt. Davon abgesehen hat man die Handlung der Filme meist 5 Minuten nach dem Abspann vergessen oder aber regt sich noch Tage später auf. Ein paar „Highlights“


Das Vermächtnis der Tempelritter & Das Vermächtnis des geheimen Buches

Billige Kopien des bewährten Dan Brown-Rezepts in dem Cage als Schatzjäger einer Karte auf der Rückseite der Unabhängigkeitserklärung(!) zu einem von den amerikanischen Gründervätern hinterlassenen Schatz(!!) sucht...im zweiten Teil wird es noch aufgeblähter und bescheuerter...Schnitzeljagden für fantasielose Verschwörungs-Fans.

Bangkok Dangerous

Nicolas Cage als Auftragsmörder in Thailand, der von seinem Gewissen geplagt ist und sich verliebt bla bla bla, mein Gott schaut euch bitte seine Haare an! Alles andere habe ich bereits vor dem Abspann wieder vergessen.

Next

Hier spielt Cage einen Mann, der zwei Minuten in die Zukunft sehen kann. Eigentlich interessante Idee...Nachdem er diese Fähigkeit zunächst nur zu seinem Vorteil nutzt, hilft er schließlich durch eine Folge von nicht erwähnenswerten Handlungsfolgen dem FBI gegen Terroristen, verliebt sich nebenbei in eine 20 Jahre jüngere Frau und blablabla

Der letzte Tempelritter

Nicolas Cage als alternder Tempelritter auf der Jagd nach einer Hexe, die sich als besessenes Mädchen heraus stellt. Nach einigem Nachdenken kommt es mir so vor, als ob ich während dem Schauen eingeschlafen bin, denn ich erinnere mich nur noch an das Ende und Cages Frisur...


In dieser Qualität gibt es sicher noch annähernd 10 weitere Filme und ich habe sie aus perverser Neugierde, wirrer Loyalität und auch einer Prise Masochismus alle gesehen!

Es bleibt nur zu hoffen, dass Nicolas Cage sich in absehbarer Zeit von seinen Schulden befreien kann oder den Pakt mit dem Teufel irgendwie aufheben kann, denn ich bin sicher nach all der Scheiße, die er in den letzten Jahren auf die Leinwand geschmiert hat, stecken noch ein oder zwei gute Filme in ihm...


und weil man es nicht oft genug anschauen kann, zum Abschluss noch mal ein herrlich treffende Zusammenfassung von Nicolas Cage's Karriere: 

 

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