Dienstag, 26. Juli 2011

Liebeserklärung an einen Film: The Fountain

The Fountain ist abgesehen von seinem Erstlingswerk der unbekannteste und am schlechtesten rezipierte Film von Darren Aronofsky, der mit Requiem for a Dream zuvor einen Kultfilm und danach mit The Wrestler und Black Swan zwei oscarprämierte Filme schuf. The Fountain ging dagegen etwas unter und wurde von der Presse und dem Publikum nur lauwarm aufgenommen. Zu ambitioniert, zu philosophisch, zu verwirrend? All das ist der Film sicher manchmal und auch seine „Liebe besiegt alles“-Breitseite ist für viele Zuschauer und Kritiker zu heftig. Für mich ist der Film aber auch gerade deswegen ein unbedingter Lieblingsfilm. Es gibt natürlich noch einige Gründe mehr, doch zuerst eine kurze Filmbeschreibung ohne allzuviel des Inhalts vorwegzunehmen.

Der Film umspannt drei Geschichten und nahezu 1000 Jahre. Im Mittelpunkt steht der Wissenschaftler Tommy (Hugh Jackman), der verzweifelt ein Gegenmittel für den unheilbaren Krebs sucht an dem seine Frau Izzi (Rachel Weisz) erkrankt ist. Er ist so besessen davon die Krankheit und den Tod zu besiegen, dass er sich immer weiter von Izzi entfernt, die langsam ihren nahenden Tod akzeptiert und versucht ihre letzten Tage zu genießen. Dabei schreibt sie eine Geschichte, die gleichzeitig als Spiegel der Haupthandlung dient und ihrem Mann ihre Todesakzeptanz näher bringen soll. In dieser Parallelgeschichte, die im Spanien des 16. Jahrhunderts spielt, beauftragt die spanische Königin ihren treuen Konquistador (ebenso Weisz und Jackman) den Quell ewigen Lebens im Dschungel Südamerikas zu finden als letzte Hoffnung ihres vom Krieg geschundenen Landes. Die dritte Storyline spielt scheinbar mehrere hundert Jahre später fernab der Erde im Weltraum: Ein Mann (Jackman erneut) lebt nur umgeben vom Baum des Lebens (der ihn scheinbar bis dahin am Leben erhalten hat) und den Geistern seiner Vergangenheit einsam und gequält in einer mysteriösen Schutzhülle. Noch mehr von der Handlung zu erzählen würde nur das Sehvergnügen nehmen und noch mehr verwirren. Die Geschichten werden abwechselnd und in nicht chronologischer Reihenfolge erzählt bis sie in einem der schönsten Höhepunkte der Filmgeschichte alle zusammenlaufen und den bis dahin im Dunkeln tappenden Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes erleuchten.

Ein Reiz des Filmes für mich ist sicherlich, dass er zum denken, philosophieren und träumen anregt. Aber das macht nur eine der Ebenen aus. Aus einer rein audiovisuellen Perspektive erreicht der Film eine nahezu orgiastische Perfektion. Filter und Kameraarbeit lassen die beiden Hauptfiguren abwechselnd fragil und menschlich und dann wieder fast ätherisch erscheinen. Die Storylines fließen gekonnt ineinander und überschneiden sich an manchen Orten des Films auf unerwartete Weise. Insgesamt erschafft der Film besonders für sein eher kleines Budget nicht nur allgemein wunderschöne Bilder, sondern auch bemerkenswerte Effekte durch das Fotografieren chemischer Reaktion als Ersatz für herkömmliche CGI-Effekte. Der ganze Film wäre aber sicher nur halb so eindrucksvoll ohne den Soundtrack von Clint Mansell und der schottischen Post Rock-Band Mogwai. Die Musik schwankt immer zwischen melancholischer Klavier- und Streichermusik und dem nächsten aufwühlenden Klimax. Die Musik funktioniert genau wie sicher auch der Film als Einzelkunststück, aber gemeinsam erheben sie den Film zu einem fast spirituellen, audiovisuellen Erlebnis.

Entfernt man die ganzen filmischen Kunstgriffe und die mit Symbolik und Spiritualität beladenen Handlungsstränge funktioniert dieser wunderbare Film aber noch auf einer dritten Ebene: Er erzählt eine oft erzählte aber in dieser Intensität selten gesehene Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die Raum und Zeit überschreitet. Jakman und Weisz haben eine unglaubliche Chemie und geben mit eindrucksvollen schauspielerischen Leistungen dieser im Grunde altmodischen Liebesgeschichte die nötige Glaubwürdigkeit und Gravitas.

The Fountain ist sicher nicht ein Film für alle, aber wer sich darauf einlässt wird schnell von einer Intensität eingesaugt, die einen erst lange nach dem Ende des Films mit Gänsehaut und Tränen in den Augen wieder loslässt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen