2013
war schon wieder ein fantastisches Jahr für Musik! Es gab für mich
kein unangefochtenes Top-Album oder auch nur 2 oder 3, die ich viel
besser fand als alles andere. Statt dessen waren es unzählige Alben
aus unterschiedlichsten Genres, die mich vollkommen überzeugt haben.
Davon haben ganz viele meine Erwartungen übertroffen oder kamen gar
ganz aus dem Nichts.
Enttäuschungen
gab es für mich keine schlimmen, aber es war eindeutig das Jahr in
dem der Internet-Hype gänzlich die Musikwelt dominiert hat. Heraus
kamen dabei für mich verfrüht in den Himmel gelobte Alben, die
problematisch sind (Kanye West) oder bei denen ich einfach nicht das
großartige bzw. überhaupt einen Zugang finde (Arcade Fire, HAIM,
Daft Punk, Savages). Auf der anderen Seite half dieser Hype aber auch
Künstlern zum wohlverdienten, großen Erfolg, den sie vor dieser
massiven Internetpropaganda wahrscheinlich nie erreicht hätten
(Lorde, Chvrches, London Grammar uvm.).
Bei
näherer Betrachtung ist es ein Jahr in dem ich mich alt, wie nie
fühle: Die knappe Hälfte meiner Top 20 setzt sich aus
Unter-25-Jährigen zusammen und auch auf der restlichen Liste finden
sich genug Debüt-Alben von Interpreten, die teilweise über 10 Jahre
jünger als ich sind und trotzdem schon einen absolut eigenständigen
Stil haben. Schlecht für mich, aber definitiv gut für die Zukunft
der Musik.
Insgesamt
ist es mir nie so schwer gefallen, mich auf eine Liste fest zu legen.
EP's u.ä. habe ich weg gelassen, sonst wäre folgendes sicher noch dabei gewesen: FKA Twigs - EP2, Burial - Rival Dealer, Priests - Tape Two, Bölzer - Aura, Tiny Ruins - Haunts
Und hier sind meine Top 50-Alben für dieses Jahr:
Und hier sind meine Top 50-Alben für dieses Jahr:
1.
Waxahatchee – Cerulean Salt
Die größte Stärke von
Waxahatchee ist wie hier kraftvolle, schöne Musik, die sich durchaus
jede Menge Eingängigkeit erlaubt, mit so absolut direkten, brutal
ehrlichen Texten zu großartigen Songs verbindet. Ich habe mein
persönliches Album-Highlight Peace and Quiet
an einem Tag an die 30 Mal gehört und war jedes Mal wieder davon
fasziniert wie ein auf den ersten Blick so kleiner und simpler Song
mich gleichzeitig mit seiner Leichtigkeit einfängt und doch jedes
Mal wieder voll in die Magengrube trifft. Das gilt für mehr oder
weniger alle der 13 Lieder auf Cerulean Salt und macht das ganze
Album zu einer seltenen Meisterleistung. Immer wieder gibt es diese
so unglaublich treffenden und wahren Sätze aus Katie Crutchfields
Mund, in deren Texten sich Lakonie und Poesie unvergleichlich gut die
Klinke in die Hand geben. Mit der Mischung aus wütendem Punk Rock
und resignierten Folk gibt es dazu die perfekte musikalische
Untermalung für ein Album, das direkt ins Herz trifft und
gleichzeitig im Kopf hängen bleibt.
Highlights:
Hollow Bedroom, Lively, Swan Dive, Peace And Quiet
-
2.
Lady Lamb The Beekeeper – Ripely Pine
Aly Spaltro macht schon seit
Jahren Musik als Lady Lamb the Beekeeper und hat seit je her im
Schlafzimmer aufgenommene Songs veröffentlicht, die eigentlich nach
mehr Ambition, Produktion und Aufmerksamkeit schrien. Das alles hat
sie jetzt vereint auf ihrem ersten „richtigen“ Album Ripely Pine.
Die Songs, viele bereits in anderen Version bekannt, bekommen ein
deutlich rockigeres, oftmals orchestrales, manchmal gar bombastisches
Gewand, ohne jemals etwas von ihrer rohen, direkten Ehrlichkeit zu
verlieren. Spaltro ist eine versierte Musikerin, aber der Mittelpunkt
ist ganz klar ihre große, leidenschaftliche Stimme, die sie mühelos
von zärtlichem Flüstern zu mächtigem,
„Räume-zum-Schweigen-bringenden“ Gesang wandelt. Die ausufernden
Arrangements der meisten Songs fügen sich zu dynamischen und
hakenschlagenden Liedern zusammen, die sich trotz ihrer Komplexität
wunderbar um den ebenso dynamischen Gesang schmiegen. Die Texte dazu
sind direkt, bildlich und irgendwie „körperlich“. Sie sind nach
Angaben von Lady Lamb the Beekeeper oft noch die Gedanken einer
17-Jährigen über Sex, Liebe und Beziehung, doch abgesehen von der
unprätentiösen Sprache wirkt das Ganze doch viel reifer und
aufregender als das.
Highlights:
Aubergine, Bird Balloons, You Are The Apple, Mezzanine
-
3.
Baths – Obsidian
Überall liest man als allererstes wie düster
und negativ das zweite Album von Will Wiesenfeld geworden ist. Von dem sehr dunkel
gehaltenen, ominösen Cover zu den oft beunruhigend
depressiven Texten, ist an dieser Feststellung natürlich etwas dran.
Nach eigener Aussage Wiesenfelds ist Obsidian das Ergebnis einer
langwierigen Viruserkrankung, die den Künstler aus der Bahn warf und deren Überwindung zu einer so eingehenden Beschäftigung mit den dunkeln
Seiten des Lebens bewegte.
Trotzdem sind die Songs kein bloßes Suhlen im eigenen Elend und
Schmerz. Stattdessen gibt es oft fast schon zärtliche, überaus lebendige elektronische
Musik, die zwar vor Melancholie und Schmerz strotzt, aber auch immer
wieder Raum lässt für Momente purer Schönheit. Obsidian legt
sich nicht auf eine Stimmung fest, sondern schafft
eingängige, manchmal fast tanzbare Popsongs, die bei genauerem
Hinhören ordentlich runter ziehen können...oder doch eher Lieder
über die dunkelsten Ecken der Seele, die gleichzeitig irgendwie
glücklich machen? Diese Gegensätzlichkeit, so mühelos zu einem
durchweg großartigen Album vereint, macht Obsidian zu einem der
spannendsten und langlebigsten Hörerlebnis 2013.
Highlights:
Miasma Sky, Incompatible, No Eyes, Phaedra
-
4.
Run the Jewels – Run The Jewels
Killer Mike und El-P haben zwei
der besten (Hip Hop)-Alben des letzten Jahres gemacht und sind dabei
scheinbar so gute Freunde geworden, dass sie die Zusammenarbeit
verlängern wollten. Heraus kommt ein Free Download-Album, das ein
wenig als Gute Laune-Schnellschuss präsentiert wurde, aber so viel
mehr ist. Natürlich ist das Ganze längst nicht so durchdacht und
tiefgründig, wie die beiden Soloalben letztes Jahr, aber von einem
„Spaß“-Album ist es trotzdem meilenweit entfernt. Denn sowohl
El-P als auch Killer Mike klingen selbst noch beeindruckend, oft auch
bedrohlich, wenn sie sich mit eher seichten Themen befassen. Daneben
spielt wieder einmal die knallharte und düstere Produktion von El-P
eine Hauptrolle, aber vor allem ist es die geniale Chemie der auf dem
Papier so unterschiedlichen Rapper, die Run the Jewels zu einem
solchen Genuss macht. Die Beiden haben einfach so viel Spaß
miteinander und spornen sich nebenbei zu neuen Höchstleistungen an,
die die Konkurrenz erblassen lässt.
Highlights:
Banana Clipper, Twin Hype Back, A Christmas Fucking Miracle
-
5.
Love A – Irgendwie
Seit dem Debüt von Captain Planet
hat mich kein deutschsprachiges Album mehr so schnell und vollständig
begeistert wie das zweite Album von Love A.
Die Band schafft es wunderbar plakative, politische Überzeugungen
mit ebenso zynischen wie schwarzhumorigen Alltagsbeobachtungen und
pathosgeladenen, persönlichen Texten zu balancieren. Die Musik dazu
ist astreiner Punk Rock zwischen eingängigem Midtempo und wütenden,
schnelleren Nummern. Textlich ist das oft schräg und seltsam, ebenso
aber meistens unheimlich treffend und einfach nur wahr. Das ganze
klingt dann auch oft wie eine Mischung aus eben Captain Planet und
den großen Vorbildern Turbostaat, bewahrt sich aber auch einen hohen
Grad an Eigenständigkeit und vor allem Wiedererkennungswert.
Highlights:
Entweder; Der Tausendste Affe; Nutzlos Glücklich; Heul doch, Punk!
-
6.
San Fermin – San Fermin
San Fermin wurde direkt nach dem Musikstudiums-Abschluss in einem Zeitraum von 3
Wochen ausschließlich von dem Yale-Absolventen Ellis
Ludwig-Leone komponiert. Die vielseitigen Songs beschäftigen sich
mit den „großen“ Themen des Lebens – (unerfüllte) Liebe,
Ängste, Nostalgie – begleitet von einem ausschweifenden, manchmal
bombastischen Sound. Neben Ludwig-Leones großem Talent seinen
anspruchsvollen, durchdachten Liedern, für insgesamt über 20
verschiedene Musiker, genug Wärme und emotionale Resonanz
einzuhauchen, sind es vor allem die drei Sänger(innnen), die den
verschiedenen Stimmen seiner Geschichten fantastisches Leben
einhauchen. Allen Tates wehmütigem Bariton im Zentrum sind die
lebendigen Sopran-Stimmen von Jess Wolfe und Holly Laessig (aus der
Band Lucius) zur Seite bzw. entgegen gestellt. Alle drei Stimmen sind
unglaublich kraftvoll, klassisch trainiert und vor allem mit
traumwandlerischer Sicherheit in den einzelnen Songs angeordnet. Das
Ergebnis ist ein in jeder Hinsicht grandioses Album mit unzählbaren
Gänsehaut-Momenten und triumphalen Höhepunkten, das trotz der
Beteiligten und dem Entstehungsprozess ganz weit weg vom seelenlosen
Konzeptalben entfernt ist.
Highlights:
Renaissance!, Sonsick, Bar, Deadalus (What We Have)
-
7.
Deafheaven – Sunbather
Jedes Jahr gibt es ein Konsens-Metal-Album,
das von Metal-Blogs bis hin zu Feuilletons großer Tageszeitungen
mit Lob überhäuft wird und zu einem Crossover-Erfolg wird.
Sunbather, dass zweite Album der Black Metal Band Deafheaven, ist es
dieses Jahr und manchmal vergisst man zwischen den
Kritiker-Liebeserklärungen und elitärem Hipster-Geschrei, dass es
trotz allem einfach ein fantastisches Album ist, dem mit
unvoreingenommen Eintauchen viel besser gedient ist als mit
unendlicher verbaler Auseinandersetzung. Neben der grandiosen
Mischung aus Black Metal, Shoegaze und Post-Rock ist es vor allem die
überfließende Emotionalität der epischen Songs, die Sunbather zu
so einem einzigartigen Hörerlebnis machen.
Highlights:
Dream House, The Pecan Tree
-
8.
The National – Trouble Will Find Me
Auf dem Papier fand ich die Musik von The National schon
immer äußerst ansprechend. Dieser tiefe, dramatische Gesang von
Matt Berninger mit den Texten voller Selbstmitleid und Depression,
der trotzdem immer zutiefst ehrlich und berührend bleibt. Und dazu
eine Musik, die es schafft gleichzeitig ausufernd und intim
daher zu kommen. Der Sound von The National erinnert mich an
einen abgenutzten, aber strahlenden Diamanten. Nur packen konnte es
mich trotzdem nie so ganz. Das ist mit Trouble will find me zum Glück endlich anders. Nach einigen Hördurchläufen mit halber Aufmerksamkeit
machte es plötzlich klick und es ließ mich nicht mehr los. Alle
Qualitäten der Band sind immer noch da, nur noch deutlicher irgendwie.
Die Songs funktionieren als leise, melancholische Hymnen, aber wirken
auch wie aus einem Guß. The National haben alles unnötige aus dem
Sound geworfen und lassen ihre Musik jetzt als schlankere Version
noch heller strahlen. Heraus kommt ein fehlerloses Meisterwerk und so
etwas wie eine zurückhaltende Gefühlsexplosion.
Highlights:
Don't Swallow The Cup, Sea Of Love, This Is The Last Time, Graceless
-
9.
Torres – Torres
Es fällt mir schwer die Musik von
Torres zu beschreiben ohne mit Genres oder vergleichbaren
Künstlerinnen um mich zu werfen. Doch auch wenn beides notwendig
ist, wird es dem fantastischen Album der Dame aus Nashville nur
schwer gerecht. Denn wie ausgereift, abwechslungsreich und nicht
zuletzt wuchtig dieses Debüt ist, kann man nur schwer in Worte
fassen. Die Songs lassen sich widerstrebend als Folk einordnen, doch
es gibt sowohl bittersüße Balladen, als auch ordentliche Gitarren
zu hören. Das auffälligste Vorbild ist sicher Sharon van Etten,
aber bei Torres ist alles etwas düsterer, gewaltiger, gleichzeitig
doch auch irgendwie farbenfroher und diese Stimme ist einfach nur
groß.
Highlights:
Honey, When Winter's Over, Don't Run Away, Emilie, Come To Terms
-
10. Chvrches – The Bones Of What You Believe
Die Erfolgsgeschichte von
Chvrches ist auch nach unzähligem Wiederkauen noch ziemlich
unglaubwürdig. Drei Veteranen der Glasgower Indie-Szene, die bisher
zwar mit kritischem, aber nie kommerziellen Erfolg gesegnet waren,
steigen um auf Synth Pop und werden schon mit dem ersten
veröffentlichten Song von allen Seiten mit Lobeshymnen überschüttet. Im
Laufe dieses Jahres gibt es weitere Singles und eine
EP, die allesamt großartig sind und ihnen nicht nur anhaltende
Kritikerliebe, sondern auch einen immer größeren Bekanntheitsgrad
bescheren.
Die
Gefahr nach so vielen Hits mit dem Debütalbum zu enttäuschen
umgingen die drei Schotten einfach dadurch, dass The Bones of what
you Believe fast ausschließlich aus eingängigen, aber nicht
gleichförmigen Hits besteht. Es hilft sicherlich, dass alle
Beteiligten viel Erfahrung im cleveren Songwriting haben und ihren
poppigen Songs so immer mehr Finesse und Tiefgang als erwartet
verleihen. Es hilft sicher auch, dass die Mitglieder von Chvrches
intelligente, bescheidene und einfach sympathische Menschen sind, die alles in ihre Musik stecken.
Dann erscheint es zwar immer noch unglaublich, dass die Band
mittlerweile große Hallen bespielt und überall auf der Welt im
Fernsehen auftritt, aber zumindest könnte es keiner besseren Band
passieren.
Highlights:
The Mother We Share, Gun, Tether, Lies, Recover
-
11. Billy Woods – Dour Candy
Dour Candy ist ein in jeder Hinsicht
beeindruckendes Rap-Album, das leider viel zu wenig Beachtung
findet. Billy Woods war für mich hauptsächlich von gemeinsamen
Tracks mit Vordul Mega von Cannibal Ox ein Begriff, aber in den zehn
Jahren seitdem hat er sein eigenes Label gegründet und durchgängig
Musik veröffentlicht. Allein in diesem Jahr veröffentlichte er
zusätzlich zu Dour Candy noch ein gemeinsames, auch sehr gutes Album
mit Euclid unter dem Namen Armand Hammer.
Was
Dour Candy so interessant für mich macht, sind die poetischen Texte
von Woods - eloquente Gedanken und Reflektion über das tägliche
Leben. Es gibt anschaulichen Realismus, statt Klischees und
Angeberei, Tiefe und Intelligenz statt Partymusik für die Massen.
Das und Woods eher unaufgeregter und scheinbar müheloser Flow, tragen
sicher zu der mangelnden Popularität bei, machen das Album aber auch
zu so einem ungewöhnlichen Genuss.
Die
Produktion von Blockhead, der mit Labor Days von Aesop Rock eines
meiner absoluten Lieblings-Rap-Alben produziert hat, klingt
organisch, verspielt, klassisch und vor allem perfekt zugeschnitten
auf Billy Woods kreativen, wandelbaren Stil.
Highlights:
Gilgamesh, Tinseltown, Tumbleweed, Pro Wrestling
-
12.
Future of the Left – How To Stop Your Brain In An Accident
Andrew
Falkous bleibt auch 2013 einer meiner absoluten Lieblings-Texter. In
den lyrics auf How to stop... bekommen unter anderem erbärmliche
Männerfiguren, die Musikindustrie, alle Teile der Popkultur, die
Politik und natürlich auch er selbst ihr Fett weg. Texte und Musik wechseln dabei scheinbar
spielend zwischen beißender Satire, schwarzem Humor und Momente
unvermuteter Melancholie und Tragik. Oft kämpfen Absurdität und kühler Realismus in Falkous Geschichten miteinander und auch
gerade dadurch entsteht die Magie unheimlich einprägsamer Songs. Die
Musik ist dazu ein ebenso harter, wie eingängiger Mix aus Noise Rock
und Post Punk mit Indie Rock-Schlagseite.
Highlights:
Singing Of The Bonesaws, French Lessons, She Gets Passed Around At Parties, Something Happened
-
13.
Junior Astronomers – Dead Nostalgia
Dead Nostalgia ist sicher
nicht das innovativste oder abwechslungsreichste Album. Die Songs
hören sich oft etwas ähnlich an und es mangelt manchmal an Dynamik.
Aber all das machen die Junior Astronomers locker wieder wett mit
einer rohen Intensität, die ich so selten gehört habe. Den größten
Anteil daran hat sicherlich Frontmann Terrence Richard, dessen kraftvolle
Stimme zu jeder Sekunde eine beeindruckende,
überschäumende Gefühlswelt offenbart. Er schreit mehr als er singt
und verausgabt sich vom ersten bis zum letzten Song. Die Musik dazu
ist schnörkellos, aber ebenso kraftvoll und hangelt sich von
Höhepunkt zu Höhepunkt irgendwo zwischen Indie Rock und
melodischem Hardcore.
Highlights:
Before Crimes; Touching War; Little Sister, Little Dog; Dead
Nostalgia
-
14.
Glasser – Interiors
Das Debüt-Album von Cameron Mesirow erschien
2010, aber da sie seitdem ziemlich komplett von der Bildfläche
verschwand, fühlte es sich deutlich länger an. Interiors macht
glücklicherweise genau dort weiter, wo Ring aufgehört hat, nur eben
besser produziert, mit noch besseren Songs und größeren Ambitionen.
Mesirow macht immer noch funkelnden, detailverliebten Electro Pop,
bei dem allerdings Atmosphäre und Gefühl mindestens gleichrangig neben Eingängigkeit stehen. Es gibt viele strahlende, euphorische
Momente, doch gleichzeitig wirken die Songs auf Interiors angenehm
zurück genommen und unaufdringlich. Die Stimme von Mesirow kommt
dank besserem Song-Writing und besserer Produktion angemessen zur
Geltung und entfaltet ihre unvergleichliche beruhigende, einlullende oder auch mal euphorisierende Wirkung auf beeindruckende Weise.
Highlights:
Design, Landscape, Keam Theme, Divide
-
15. Phosphorescent – Muchacho
Die Musik von
Phosporescent ist wirklich zum weinen schön. Diesen Ausdruck
verbinde ich oft mit der Musik von Sigur Ros, deren Lieder es immer
eindrucksvoll schaffen eine oft überwältigende Melancholie mit
warmer Euphorie zu einem verwirrenden, aber zutiefst bewegenden
Hörerlebnis zu verbinden. Und auch wenn die Musik von Matthew Houck
alias Phosporescent musikalisch nur wenig mit den Isländern gemein
hat, mischt er ebenso gekonnt widerstrebende Stimmungen zu
wundervollen Liedern
Highlights:
Song For Zula, Terror in the Canyons (The Wounded Master), The Quotidian Beasts
-
-
16. HVOB – HVOB
HVOB aus Österreich machen eine perfekte Mischung aus
Electro Pop und Deep House, der ebenso gut auf der Tanzfläche
funktioniert wie im Schlafzimmer. Die Songs haben alle eine
hypnotische Monotonie gemein, die immer wieder aufgebrochen wird durch zarte
Melodien und Anna Müllers sinnlicher, verträumter Stimme.
Highlights:
Jack, Dogs, Pay As You Go Mobile Phone
-
17. This Routine is Hell – Howl
This Routine is Hell machen
kompromisslosen Punk Rock, der den Spagat schafft gleichzeitig an die
besten Momente von Bands wie Modern Life is War und Ceremony zu
erinnern, ohne wie eine Kopie zu klingen. Stattdessen gibt es 12
atemlose, direkte Wutbrocken mit plakativen, großartigen Texten und
einer unbändigen Energie, die ansteckend ist.
Highlights:
Nostalgia, Howl, Wrongdoer
-
18.
Laura Marling – Once I Was An Eagle
Nur noch mal kurz vorweg, weil
es immer noch absolut unglaubwürdig wirkt – Laura Marling ist erst
23 Jahre alt und hat jetzt ihr viertes, fantastisches Album in gerade
einmal 7 Jahren vorgelegt. Once I Was An Eagle folgt dem
6-Silben-Prinzip von Marlings Alben und ist auch musikalisch
unverkennbar ihr Werk, aber mit über 60 Minuten Laufzeit und 16
Titeln das längste und sicherlich auch das ambitionierteste Werk der
Engländerin. […] Was insgesamt
schon auffällt ist, dass Once I Was An Eagle das düsterste Album in
einer ohnehin schon düsteren Karriere ist, aber auch das
eingängigste und bei Mangel eines besseren Wortes „energischste“
von Laura Marling. In den Songs steckt viel Trauer und Wut, aber auch
jede Menge Stolz und Kraft. Dabei orientiert sich Marling sicherlich
noch mehr als sonst, an amerikanischen Vorbildern, aber zum Glück
ist sowohl die Kritik sie singe zu „amerikanisch“ absolut
hanebüchen als auch die Angst, dass sie in absehbarer Zeit in die
gleiche musikalische Sackgasse rennt, wie ihre ehemalige Backing Band
(Mumford and Sons), nachdem sie jetzt ihren Wohnsitz nach Los Angeles
verlegt hat.
Highlights:
Breathe, Master Hunter, Little Love Caster, When Were You Happy? (And
How Long Has That Been)
-
19.
Poliça – Shulamith
Wenn das Debüt-Album einen zur
Lieblings-Indie-Band von Jay Z macht und zur Lieblingsband von Justin
Vernon überhaupt, dann hat man es wohl geschafft. Es bleibt nur die Frage, wie
es weiter gehen soll. Poliça haben sich dazu entscheiden ihren Sound
aus Schlagzeuglastigem Indie Rock und Synth Pop vorsichtig zu
verfeinern und zu erweitern. Im Mittelpunkt steht immer noch Channy
Leaneagh's gespenstische, majestätische Stimme und ihre
intelligenten Texte. Die Musik dazu ist insgesamt etwas zurück
genommener, aber auch detail- und abwechslungsreicher. Die zwei
Schlagzeuge kommen nicht mehr ganz so häufig, aber dafür umso prägnanter zur Geltung, vor allem im Kontext des noch „elektronischer“ anmutenden Gesamtsounds.
Highlights:
Vegas, Very Cruel, Spilling Lines, Matty
-
20.
Kanye West – Yeezus
Ich glaube langsam das plötzliche Erscheinen
von Yeezus und der damit einhergehende, fast unerträgliche Hype
überall hat viele Kritiker überrumpelt. Sie hämmerten scheinabr innerhalb von
Stunden Kritiken raus und überschlugen sich mit Lobeshymnen. Und da
man das danach schlecht zurück nehmen konnte, tauchte Yeezus den
Rest des Jahres überall auf und natürlich jetzt auch auf den
meisten Bestenlisten 2013 ganz oben. Ich selbst habe meine Meinung seit dem
Erscheinen mindestens dreimal geändert und bin jetzt zu dem
Entschluss gekommen, dass Yezuz weder ein Geniestreich noch ein
Zeichen für den Untergang des Abendlandes ist.
Die
Produktion ist fast durchgehend fantastisch, aufregend und für einen
Mainstream-Star wie West ziemlich gewagt. In starkem Kontrast zum
poppigen Bombast des Vorgängers dominiert hier ein Noise- und
Industrial-Sound, düster, roh und direkt. Die meisten Songs haben
mindestens einen genialen, aufregenden und/oder unerwarteten Moment.
Das
Problem sind jedoch die Texte. Die rangieren von provokant und gut
über frauenfeindlich und faul bis hin zu peinlich und lachhaft. Da
werden auf Blood on the Leaves etwa die Verbindung von zwei
fantastischen, gegensätzlichen Samples mit einem schnell
hingekritzelten, schon mal da gewesen Text verunstaltet, der sich mit
„immer diese blöden Frauen!“ zusammen fassen lässt. Auf
ähnliche Weise verlieren viele der Songs an Kraft und statt offener
Kinnlade gibt es mehr Augenrollen. Das ganze macht Yeezus für mich
zu einer zwiespältigen Angelegenheit, die nur in der richtigen
Stimmung und mit Kompromissbereitschaft genießbar bleibt.
Highlights:
New Slaves, Blood On The Leaves, Guilt Trip, Bound 2
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21.
The Knife – Shaking the Habitual
Highlights:
A Tooth For An Eye, Full Of Fire, Stay Out Here
-
22. Forest Swords – Engravings
Highlights: Thor's Stone, The Weight Of Gold, Friend, You Will Never Learn
Highlights: Thor's Stone, The Weight Of Gold, Friend, You Will Never Learn
23. Chelsea Wolfe – Pain is Beauty
Highlights:
Feral Love, House Of Metal, The Waves Have Come
-
24.
Conquering Animal Sound – On Floating Bodies
Highlights:
I'll Be Your Mirror, A Noise Remains, Treehouse
-
25.
Frightened Rabbit – Pedestrian Verse
Highlights:
Housing (In), Nitrous Gas, The Oil Slick
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26.
Tim Hecker – Virgins
Highlights:
Live Room, Amps Drugs Harmonium, Stab Variation
-
27.
Danny Brown – Old
Highlights:
Torture, Lonely, Side B [Dope Song], Smokin & Drinkin
-
28.
Blue Hawaii – Untogether
Highlights:
Try To Be, In Two II, Sierra Lift
-
29.
London Grammar – If You Wait
Highlights:
Hey Now, Sights, Strong, Interlude (Live)
-
30.
AroarA – In the Pines
Highlights:
14, 10, 12
-
31.
Julia Holter – Loud City Song
Highlights:
Maxim's II, Horns Surrounding Me, City Appearing
-
32.
Dear Reader – Rivonia
Highlights:
Down under, Mining, Good Hope, Already Are, Victory
-
33.
Darkside – Psychic
Highlights:
Golden Arrow; Heart; The Only Shrine I've Seen; Freak, Go Home
-
34.
Nine Inch Nails – Hesitation Marks
Highlights:
Copy Of A, Find My Way, While I'm Still Here
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35.
Lorde – Pure Heroine
Highlights:
Tennis Court, Royals, Team
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36.
Windhand – Soma
Highlights:
Woodbine, Cassock, Boleskine
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37.
Foals – Holy Fire
Highlights:
Inhaler, Bad Habit, Providence
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38.
Subrosa – More Constant than the Gods
Highlights:
The Usher, Cosey Mo, No Safe Harbor
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39.
Sheep, Dog & Wolf – Egospect
Highlights:
Breathe, Not Aquatic, Fades
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40.
Her Royal Harness – The Hunting Room
Highlights:
Mercenary Man, Blood + Fire, Your Heart Is Harder
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41.
MS MR – Secondhand Rapture
Highlights:
Hurricane, Bones, Fantasy
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42.
RVIVR – The Beauty Between
Highlights:
Spider Song, Wrong Way/One Way, The Hunger Suite I. Go Away
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43.
Swearin'
Highlights:
Dust In The Gold Sack, Unwanted Place
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44.
Altar of Plagues – Teethed Glory & Injury
Highlights:
God Alone, Burnt Year, Reflection Pulse Remains
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45.
Arcade Fire – Reflektor
Highlights:
We Exist, Normal Person, Afterlife
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46.
Pharmakon – Abandon
Highlights:
Ache, Crawling On Bruised Knees
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47.
Celeste – Animale(s)
Highlights:
Dans ta salive, sur sa peau; Empreinte d'érotisme
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48.
Great Thunder – Groovy Kind of Love
Highlights: A Soft Spot For Bruised Fruit, It Takes So Much, You Left Me With An Ocean
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49.
Daughter – If You Leave
Highlights:
Youth, Tomorrow, Human
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50. Nails – Abandon All Life
Highlights:Wide Open Wound, Pariah, Suum Cuique
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