Nicolas Cages Filmkarriere
ist schon fast schizophren. Es ist zwar normal, dass bekannte
Filmstars neben großen Hits, auch einige unbekanntere Qualitätsfilme
und ebenso richtig schlechte Filme nur für das Geld abliefern, aber
in einem Umfang und einer Intensität wie bei Nicolas Cage, das ist
wirklich selten.
Großartige
Filme:
Matchstick Men / Tricks
Cage als neurotischer, von
Zwangsstörungen schwer beeinträchtigter Trickbetrüger, dessen
mühsam aufrecht erhaltenes Alltagsleben, durch das plötzliche
Auftauchen einer ihm bis dahin unbekannten Tochter im Teenageralter,
zerstört wird. Der Film fühlt sich wohl irgendwo zwischen den
Eckpfosten Familiendrama und intelligenter, düsterer Komödie mit einer Prise
Action und überraschenden Wendungen. In den vielen Ticks und Neurosen der Figur kann Cages überdimensionales Schauspiel wunderbar kanalisiert werden.
Adaption
Zu viel von der Handlung zu
verraten würde nicht nur das Seherlebnis vermiesen, sondern auch
einfach total verwirren. Cage spielt Charlie Kaufman, den neurotischen
Drehbuchschreiber von Being John Malkovich (und auch von diesem
Film), der unter einer Schreibblockade bei der Adaption eines
Sachbuches über Orchideenzüchtung leidet und schließlich
widerwillig von seinem weniger begabten aber erfolgreichen Zwillings-Bruder Hilfe
(natürlich ebenfalls von Nicolas Cage gespielt) annimmt. Sie
spionieren der Autorin des Sachbuchs und der Hauptfigur ihres Buches
hinterher und es verschmelzen zunehmend die Grenzen zwischen dem
Leben der Brüder und dem unfertigen Drehbuch...klingt verwirrend?
Ist es auch, aber ebenso großartig und fantastisch gespielt.
Leaving Las Vegas
Nicolas
Cage spielt einen beruflich und privat gescheiterten, alkoholkranken
Drehbuchautor, der beschließt nach Las Vegas zu gehen um sich dort
zu Tode zu trinken. Dort lernt er eine Prostituierte (Elisabeth Shue)
mit eigenen Problemen kennen, zu der er eine ungewöhnliche
Freundschaft entwickelt: Sie darf ihn nicht an seinem Vorhaben
hindern und er darf nichts zu ihrem Beruf sagen. Zwischen den beiden
verlorenen Seelen entwickelt sich aus dieser hoffnungslosen Ausgangslage eine intensive und ungewöhnliche
Beziehung. Leaving Las Vegas ist ein unheimlich deprimierender und
trauriger Film, aber auch unbedingt sehenswert. Und Nicolas Cage hat
hierfür vollkommen zur Recht u.a. einen Oscar und einen Golden Globe
erhalten.
Bringing out
the Dead
In
diesem überraschend unbekannten und definitiv unterschätzten Film
von Martin Scorsese ist Nicolas Cage einfach perfekt besetzt. Seine
manische Energie entfesselt er hier für die Rolle eines
Krankenwagenfahrers, den die unaufhörlichen Begegnungen mit Leid und
Tod zunehmend zermürben und kaputt machen. Der Film ist düster,
hässlich und schwankt zwischen der Monotonie und der plötzlichen
Aufregung, die das Arbeitsleben von Cages Figur ausmachen. Die
getriebene und nervöse Darbietung von Cage passt hier wieder einmal
hervorragend zur Rolle.
Weitere (scheinbar) gute
Filme, die ich leider noch nicht gesehen habe: Rasing Arizona, Wild
at Heart, Mondsüchtig,
Bad
Lieutenant
Auch noch gut:
Kick-Ass
Einer
der Vorreiter des Genres „realistische" Superhelden-Filme; handelt von
einem Jugendlichen, der, zunächst mit wenig Erfolg, beschließt
Superheld zu werden. Dabei erregt er nicht nur die Aufmerksamkeit der
Kriminellen seiner Stadt, sondern auch von einem
Vater-Tochter-Gespann, das schon länger im Superhelden-Geschäft
ist. Cage spielt dabei den Vater und die Rolle zwischen liebevollem
aber total durchgeknallten Vater und knallharten, überlebensgroßem
Batman-Verschnitt meistert er im Schlaf.
Lord of War
Cage
spielt einen Waffenhändler, dessen Werdegang der Film wiedergibt.
Der äußerst stylische Film bewegt sich zwischen ernstem Drama und
bitterböser Komödie, ist gut besetzt und regt mit seinem
konfrontativem Protagonisten und ungewöhnlichen Behandlung des
Themas Waffenhandel zum Denken an.
Trashig,
aber hat irgendwie was:
Con Air
Cage
spielt einen Mann, der aus unverständlichen Gründen im
Hochsicherheitsgefängnis gelandet ist, nachdem er aus Notwehr
getötet hat. Logischerweise ist er dann Teil eines
Gefängnistransports per Flugzeug auf dem sich neben ihm noch eine
bunte Mischung von Psychopathen befindet, gespielt von überraschend guten Schauspielern. Selbstverständlich wird das
Flugzeug von den Kriminellen übernommen und Cage ist der Einzige,
der sie aufhalten kann. Es folgt Non-Stop-Action, kombiniert mit
dummen Sprüchen und angereichert von allen Bösewicht-Karikaturen,
die man sich nur vorstellen kann. Als Kind war der Film schon was
tolles, aber mit etwas Abstand betrachtet, wirkt der Film und
besonders Cages langhaarige Südstaaten-Parodie eher wie eine
unfreiwillige Komödie...Spaß macht es aber trotzdem.
Face/Off
Ein
typischer 90er-Jahre-Action Film: Laut, absurd, grenzdebil und trotz
allem sehr spaßig, ob freiwillig oder unfreiwillig...John Travolta spielt einen FBI-Agenten, der sich
das Gesicht seines im Koma liegenden Erzfeindes (gespielt von Cage)
transplantieren lässt, um so an Informationen über den Ort einer
bald explodierenden Bombe von dem Bruder dieses Mannes zu erfahren (wirklich nahe liegend oder?!).
Natürlich geht das schief und Cage schnappt sich im Gegenzug das
Gesicht von Travolta und übernimmt dessen Leben. Was folgt sind
absurde Schießereien, ein Wettkampf des Over-actings und eine
absolut bescheuerte und überflüssige Handlung. Trotz allem macht der Film sehr viel Spaß,
wenn man das Hirn einfach ausschaltet.
Siehe
auch:
-> Nur noch 60 Sekunden: Nicolas Cage als Meister-Autodieb im Ruhestand muss in einer Nacht 50 Autos stehlen um seinen Bruder zu retten...was den Film rettet ist der absolute geniale Cast...
-> The Rock: Abtrünnige Marines nehmen in Alcatraz Geiseln, drohen mit biologischen Waffen, wenn die Angehörigen von gefallenen Veteranen nicht sofort staatliche Unterstützung bekommen, klingt wie ein schlechter Witz, aber klar nur Nicolas Cage und Sean Connery können sie aufhalten!
-> Nur noch 60 Sekunden: Nicolas Cage als Meister-Autodieb im Ruhestand muss in einer Nacht 50 Autos stehlen um seinen Bruder zu retten...was den Film rettet ist der absolute geniale Cast...
-> The Rock: Abtrünnige Marines nehmen in Alcatraz Geiseln, drohen mit biologischen Waffen, wenn die Angehörigen von gefallenen Veteranen nicht sofort staatliche Unterstützung bekommen, klingt wie ein schlechter Witz, aber klar nur Nicolas Cage und Sean Connery können sie aufhalten!
So schlecht, dass es schon wieder gut ist:
Vampire's Kiss
Cage spielt einen
Versicherungsmitarbeiter, der nach einer Begegnung mit einer
mysteriösen Frau fest davon überzeugt ist von ihr in einen Vampir
verwandelt worden zu sein. In der Folge beobachtet der Film Cages
Figur dabei, wie er einen totalen Nervenzusammenbruch erleidet: Er
verhält sich zunehmend wie ein Vampir, trinkt Blut, meidet
Sonnenlicht und verfällt langsam immer mehr dem Wahnsinn. Parallel
dazu belästigt und schikaniert er seine religiöse und unschuldige Sekretärin auf der manischen Suche nach verschwundenen
Firmenunterlagen. Ich kann nur vermuten, dass der Film ursprünglich
irgendwo zwischen gruseligem B-Movie und ernsthaftem Psycho-Drama
angesiedelt war, aber durch Cages bis zur Groteske überzogenes Spiel
und der sich immer weiter ins absurde steigernden Handlung, gewinnt
Vampire's Kiss neues Kult-Leben irgendwo zwischen Komödie und der
erschreckenden Darstellung echten Wahnsinns.
Wicker Man
Wicker Man ist das Remake
eines Thrillers aus dem Jahre 1972. Jede Ernsthaftigkeit und Qualität
des Films wird leider (oder zum Glück?) überschattet von Cages
absolut einzigartigen Overacting. Das Internet sorgte dafür, dass
Szenen in denen Cage wie von der Tarantel gestochen rumschreit oder
diverse Frauen oder Figuren in Tierkostümen verprügelt, massenweise
verbreitet und weiter verarbeitet wurden und somit der Film von
niemandem mehr ernst genommen werden kann.
Leider noch nicht gesehen,
aber Ausschnitte lassen auf „viel“ hoffen: Deadfall, Zandalee
Nicolas Cage
brauchte das Geld:
Hier
ist die erschreckend große Anzahl von Filmen, deren größtes
Unterhaltungspotential die unzähligen Varianten an Perücken
Frisuren sind, die Cage
auffährt. Davon abgesehen hat man die Handlung der Filme meist 5
Minuten nach dem Abspann vergessen oder aber regt sich noch Tage
später auf. Ein paar „Highlights“
Das
Vermächtnis der Tempelritter & Das Vermächtnis des geheimen
Buches
Billige
Kopien des bewährten Dan Brown-Rezepts in dem Cage als Schatzjäger
einer Karte auf der Rückseite der Unabhängigkeitserklärung(!) zu
einem von den amerikanischen Gründervätern hinterlassenen
Schatz(!!) sucht...im zweiten Teil wird es noch aufgeblähter und
bescheuerter...Schnitzeljagden für fantasielose Verschwörungs-Fans.
Bangkok
Dangerous
Nicolas
Cage als Auftragsmörder in Thailand, der von seinem Gewissen geplagt
ist und sich verliebt bla bla bla, mein Gott schaut euch bitte seine
Haare an! Alles andere habe ich bereits vor dem Abspann wieder vergessen.
Next
Hier
spielt Cage einen Mann, der zwei Minuten in die Zukunft sehen kann. Eigentlich interessante Idee...Nachdem er diese Fähigkeit zunächst nur zu seinem Vorteil nutzt,
hilft er schließlich durch eine Folge von nicht erwähnenswerten Handlungsfolgen dem FBI gegen Terroristen, verliebt sich nebenbei in
eine 20 Jahre jüngere Frau und blablabla
Der
letzte Tempelritter
Nicolas
Cage als alternder Tempelritter auf der Jagd nach einer Hexe, die
sich als besessenes Mädchen heraus stellt. Nach einigem Nachdenken
kommt es mir so vor, als ob ich während dem Schauen eingeschlafen
bin, denn ich erinnere mich nur noch an das Ende und Cages Frisur...
In dieser Qualität gibt es sicher noch annähernd 10 weitere Filme und ich habe sie aus perverser Neugierde, wirrer Loyalität und auch einer Prise Masochismus alle gesehen!
Es
bleibt nur zu hoffen, dass Nicolas Cage sich in absehbarer Zeit von
seinen Schulden befreien kann oder den Pakt mit dem Teufel irgendwie
aufheben kann, denn ich bin sicher nach all der Scheiße, die er in
den letzten Jahren auf die Leinwand geschmiert hat, stecken noch
ein oder zwei gute Filme in ihm...
und weil man es nicht oft genug anschauen kann, zum Abschluss noch mal ein herrlich treffende Zusammenfassung von Nicolas Cage's Karriere: