Mittwoch, 5. Juni 2013

Mein Mai in Musik und Film

Filme:

Evil Dead
Worum geht’s: Vier Freunde besuchen eine abgelegene Hütte im Wald, um einer von ihnen beim kalten Entzug zu helfen. Im Mittelpunkt stehen dabei das Geschwisterpaar David (Shiloh Fernandez) und Mia (Jane Levy). Als Mia von einem Dämonen besessen wird, halten die anderen das für bloße Nebenwirkungen ihres Entzugs und das Übel nimmt seinen Lauf...Der Film ist eine lose Neu-Interpretation des Horrorfilm-Klassikers gleichen Namens (auf deutsch damals: Tanz der Teufel), ein Remake ist er aber nicht wirklich.
Stärken: Evil Dead ist sicher einer der brutalsten und ekelhaftesten Horrorfilme, die ich bisher gesehen habe. Was den Film aber angenehm vom puren „Torture Porn“ abhebt, ist die in ihrer Überzogenheit einfach nur unterhaltsame Gewalt und die beeindruckende Zielstrebigkeit der Handlung. Es folgt Schock auf Schock, der Kreativität und Boshaftigkeit der Filmemacher sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Die Darsteller sind für Horror-Film-Verhältnisse typisch langweilig, aber zumindest Jane Levy (bekannt aus der Comedy-Serie Suburgatory) ist kaum wieder zu erkennen und durchaus eindrucksvoll. Und Handwerklich ist Evil Dead sowieso über jeden Zweifel erhaben...
Das Beste: Die wahren Hauptdarsteller sind natürlich Make-Up, Effekte und vor allem der Sound. Eine visuell so überzogene und manische Gewaltorgie durch den Sound noch mal deutlich widerlicher zu machen, ist schon eine Leistung. Und auch wenn es visuell nichts neues, aber dafür viele Special Effects gibt, ist das ganze viel überzeugender gemacht, als in den meisten modernen Horrorfilmen. Gemeinsam mit dem Make Up, den düsteren Kamerafiltern und ungefähr 10.000 Litern Kunstblut schafft der Film so einen absolut atemlosen Adrenalinrausch von vorne bis hinten.
Probleme: Der Film ist (zum Glück) kein bloßes Remake des Originals, sondern eine weitgehend eigenständige Geschichte, die sich aber vielleicht zu oft vor dem Vorbild verbeugt. Natürlich fehlt hier auch der Humor der alten Filme, stattdessen gibt es höchstens mal nervöse Lacher oder verblüfftes Kichern, wegen dem Ausmaß des Gezeigten. Wer also ein Problem mit Blut, Gore oder ständig weiter eskalierenden Schockeffekten hat, sollte von diesem Film fern bleiben. Davon abgesehen erfindet Evil Dead natürlich auch das Rad nicht neu und steckt voller Klischees und fehlender Charakterentwicklung. Aber das braucht ein Film mit einer solchen Erzählgeschwindigkeit eigentlich auch nicht!

Frohes Schaffen – Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral
Worum geht’s: Konstantin Faigle geht der Frage nach, warum die Arbeit sich als weltweite Religion etablieren konnte, als Hauptmerkmal unserer Identität und als Mittelpunkt unseres Lebensentwurfs und Selbstverständnisses. In Experten-Interviews, Streifzügen durch verschiedenste Aspekte unserer Arbeitswelt und kurzen Spielfilm-Szenen versucht er zu beleuchten, wie es dazu kam, dass die Arbeit zum Mittelpunkt der Gesellschaft wurde und wie man das Ganze vielleicht ändern könnte.
Stärken: Die Interviews sind größtenteils sehr interessant, weil sie es schaffen die gleichzeitig absurde und erschreckende Natur unserer Arbeitswelt äußerst treffend auf den Punkt zu bringen. Der Film schafft es dadurch und durch die verschiedenen Impressionen aus dem Arbeitsalltag oft eigentlich sehr naheliegende Tatsachen und Erkenntnisse ins Gedächtnis zu rufen und zum denken an zu regen.
Das Beste: Auch wenn es zunächst nicht so aussieht, versucht der Film sich auch in Verbesserungsvorschlägen und zeigt Alternativen auf, anstatt nur an zu klagen. Gleichzeitig ist der Film zumindest größtenteils kein Plädoyer gegen Arbeit und Schaffen an sich.
Probleme: Die Spielfilm-Einspieler sind zwar stellenweise witzig, aber so klischeebeladen, dass es weh tut und vor allem am Ende wirkt das Ganze wie eine billige romantische Komödie aus dem Privat-Fernsehen. Der Film hätte stattdessen lieber noch mehr echte Lebensentwürfe zeigen können.



Musik:


Nur noch mal kurz vorweg, weil es immer noch absolut unglaubwürdig wirkt – Laura Marling ist erst 23 Jahre alt und hat jetzt ihr viertes, fantastisches Album in gerade einmal 7 Jahren vorgelegt. Once I Was An Eagle folgt dem 6-Silben-Prinzip von Marlings Alben und ist auch musikalisch unverkennbar ihr Werk, aber mit über 60 Minuten Laufzeit und 16 Titeln das längste und sicherlich auch das ambitionierteste Werk der Engländerin.

Diese Tatsache macht von Anfang an skeptisch beim Hören, denn eine solche Länge würden Andere als Doppelalbum verkaufen und das heißt meistens jede Menge Füllmaterial und/oder ermüdendendes Konzept-Album. Und auch Once I Was An Eagle lässt sich durch ein Interlude grob in zwei Abschnitte teilen, die qualitativ nicht ganz auf einem Niveau sind. Doch das wird nur deswegen zu einem (Luxus)-Problem, weil die erste Hälfte des Albums so unglaublich stark ist. Die ersten vier Stücke wurden schon vorab zusammen mit einem beeindruckenden Kurzfilm veröffentlicht und wurden offensichtlich auch dafür geschrieben am Stück gehört zu werden. Die Übergänge sind fließend und ähnliche Themen und Symbole tauchen in allen Songs auf. Ergänzt wird die erste Hälfte des Albums von der wunderschönen, düsteren Ballade Little Love Caster, die wieder einmal eindrucksvoll zeigt, wie meisterhaft Marling die nur scheinbar so simplen Songs beherrscht. Eingerahmt wird dieses Juwel von den bisher „lautesten“ zwei Songs in der Karriere von Laura Marling. Master Hunter spielte sie schon lange live und das rockige und wütende Gefühl kommt auch auf Platte äußerst gut. Devil's Resting Place schließt musikalisch und lyrisch die wahrscheinlich beste halbe Stunde in Laura Marlings Karriere angemessen episch ab.

Was insgesamt schon auffällt ist, dass Once I Was An Eagle das düsterste Album in einer ohnehin schon düsteren Karriere ist, aber auch das eingängigste und bei Mangel eines besseren Wortes „energischste“ von Laura Marling. In den Songs steckt viel Trauer und Wut, aber auch jede Menge Stolz und Kraft. Dabei orientiert sich Marling sicherlich noch mehr als sonst, an amerikanischen Vorbildern, aber zum Glück ist sowohl die Kritik sie singe zu „amerikanisch“ absolut hanebüchen als auch die Angst, dass sie in absehbarer Zeit in die gleiche musikalische Sackgasse rennt, wie ihre ehemalige Backing Band (Mumford and Sons), nachdem sie jetzt ihren Wohnsitz nach Los Angeles verlegt hat.

Die zweite Hälfte von Once I Was An Eagle kann das Niveau verständlicherweise nicht ganz halten. Die ersten Songs sind keineswegs schlecht, aber doch irgendwie altmodische und vergleichsweise eher unspektakuläre Folk-Nummern. Doch auch hier gibt es uneingeschränkte Highlights, besonders zum Ende hin. Das psychedelische When Were You Happy? (And How Long Has That Been) und das bittersüße Love Be Brave warten mit wunderbaren E-Gitarren-Melodien auf und erinnern im besten Sinne an den Folk aus den 60ern. Das abschließende Saved These Words reiht sich dann in die Tradition aufwühlender, rockiger Album-Closer ein und ebenso in die Tradition der Ab- aber auch Lob-Gesänge auf die Liebe und das Leben. Und so geht die lange und doch so kurzweilige Reise beschwingt zu Ende mit der Erkenntnis, dass auch das vierte Album von Laura Marling zwar nicht fehlerlos, doch aber zutiefst beeindruckend und befriedigend ist. Die Vorfreude war keinesfalls zu groß und die Frage wohin die musikalische Reise dieser Frau noch gehen kann, die den Großteil ihrer Karriere immer noch vor sich hat...

Altar of Plagues aus Irland haben bisher modernen, atmosphärischen Black Metal gemacht, der den Spagat schaffte sowohl alteingesessene Metalfans als auch Indie-Kritiker zu begeistern. Doch statt weiter auf dieser erfolgreichen Schiene zu fahren, wirft die Band auf Teethed Glory & Injury fast alle Black Metal-Wurzeln über Bord, ebenso wie die meisten Trademarks ihres bisherigen Band Sounds. Weg sind die überlangen, atmosphärischen Songs und weg sind fast alle Spuren eines klassischen Metalsounds überhaupt. Stattdessen gibt es viele elektronische Elemente auf dem neuen Album, jede Menge Noise, viele Experimente und kaum Songs über 5 Minuten Länge. Und am erstaunlichsten ist, dass dabei kein anstrengendes, experimentelles Werk heraus kommt, sondern eines der fesselndsten, aufwühlendsten und schlichtweg besten Metal-Alben seit langem!

Aber eigentlich ist auch diese Bezeichnung nur unzureichend, denn Metal im eigentlichen Sinne machen Altar of Plagues kaum noch. Doch ebenso wenig benutzen sie, wie viele andere Post-irgendwas-Bands, die elektronischen Einflüsse oder die Noise-Momente nicht als bloße Zwischenspiele oder Hintergrund-Geplänkel. Stattdessen verbinden sie diese Genre-fremden Einflüsse zusammen mit eher Metaltypischen Elementen zu einem unglaublich dichten Klangteppich. Und das erste was dabei auffällt ist, wie körperlich und seelisch berührend diese Platte ist, wie vollkommen sie den Hörer einfängt und nicht mehr loslässt. Altar of Plagues versuchen nie „böse“ oder „brutal“ zu wirken und erschaffen trotzdem, oder auch gerade deswegen ein so absolut furchteinflößendes und verzweifeltes Album.

Die Vorab-Single God Alone eröffnet nach einem zutiefst beunruhigenden Intro das Album fast schon täuschend stürmisch. Der Song klingt wie ein fiebriger Albtraum mit Drums, die von überall gleichzeitig zu kommen scheinen und einem kratzigen, bösartigen Gesang. Und trotzdem bleibt genug Platz für einen merkwürdigen Groove, der das begleitende Modern Dance Musikvideo(!) äußerst passend erscheinen lässt. Die restlichen Songs des Albums sind weniger direkt und vertrackter als God Alone, aber gerade diese häufigen „Richtungs- und Stimmungswechsel“ machen Teethed Glory & Injury zu einem so erfüllenden Hörerlebnis.

Aber noch wichtiger ist natürlich die erschreckende Intensität dieser Band. Heraus zu heben ist da etwa die zweite Hälfte von Burnt Year, die aus dem ohnehin schon wütend stampfenden Song, eine so gequälte, verzweifelte und schlicht bösartige Gesangsleistung zaubert, wie ich sie selten gehört habe. Und auch die anderen Songs stehen Burnt Year in dieser Beziehung in nichts nach. Der Gesang ist abwechslungsreich und bietet von chorälen Geängen bis hin zu manischem Geschrei alles. Dieser Intensität steht die Musik zum Glück in nichts nach und dank des so breit gestaffelten Sound der Band auf diesem Album, kann die Musik noch oft genug überraschen, etwas, was der Band vorher so kaum möglich war. Auf A Remedy and a Fever, dem längsten Stück, folgt auf einen schleppenden Brocken, ein atmosphärisches Zwischenstück, dann eine kurze Passage, die zurück zu God Alone führt, dann zu einem einfach nur gigantischen Riff, das wiederum in eine hypnotische Post-Rock-Melodie übergeht. Das das alles nicht nur organisch ineinander fließt, sondern auch noch immer spannend bleibt, ist eine große Leistung von Altar of Plagues. Das auch in den noch kürzeren Songs so viel passiert, dass alles hier (auf positive Weise) viel länger wirkt als es ist und auch epischer ist, als die 10 bis 20-minütigen Songmonster anderer Metal-Bands ist noch viel beeindruckender. Das macht dieses Album zumindest am Anfang unglaublich fordernd und auch bis zu einem gewissen Grad anstrengend. Aber das ist eben keine Band, die einfach alles was sie finden kann in einen Song wirft und schaut was passiert. Hier ist alles durchdacht und gleichzeitig mit soviel Herzblut und Persönlichkeit versehen, dass es ein absoluter Hörgenuss wird.

When Saints Go Machine könnten sicher schon sehr groß sein, wenn ihre Musik noch ein klein wenig eingängiger, tanzbarer oder tonal einheitlicher wäre. Doch auch auf Infinity Pool, ihrem zweiten Album, sind die Dänen immer ein wenig zu verschroben, unberechenbar und anspruchsvoll, um dem Ersthörer sofort uneingeschränkt zu gefallen...und das ist schade, denn hier verbergen sich nicht nur große Hits, sondern ebenso tief berührende Songs zwischen Electro und melancholischem Pop.

Gibt man den Songs ein paar Durchläufe, dann setzen sich plötzlich die großen Refrains fest, bewegen einiger der Songs zum tanzen, oder aber einfach zum träumen. Stimmlich erinnert das Ganze an eine etwas eindringlichere Version von Bon Iver oder James Blake, mit denen die Musik von When Saints Go Machine auch diese nur schwer beschreibbare "melancholische Euphorie" teilen. Songs wie Iodine, System of Unlimited Love oder Order sind gleichzeitig epische, (fast) tanzbare Hymnen und doch irgendwie auch zum heulen schön. Dazwischen gibt es aber auch ruhigere Songs, allen voran das gekonnt zwischen Entspannung und Intensität schwankende Yard Heads oder das eindringliche und unheimliche Degeneration. Diese Songs und der absolut aus dem Rahmen fallende, beatlastige Opener Love and Respect mit einem brillanten Feature von Killer Mike, verhindern einen leichten Zugang und erleichtern auch den Hörfluss nicht gerade. Aber genau das sorgt eben auch für die vielen Kanten und unerwarteten Songideen, die dieses Album so auszeichnen und zu einem absoluten Hörgenuss machen!

Hessian sind eine weitere beeindruckende Band aus dem Umfeld der belgischen Church of Ra, unter deren Banner sich mehr und mehr experimentelle Bands und Projekte entwickeln. Der Mittelpunkt ist, wie der Name schon sagt die Band Amenra und auch bei Hessian spielt ein Mitglied von Amenra und eines der Church of Ra-Band The Black Heart Rebellion. Das merkt man auch hier, denn von der ersten Sekunde verbreiten Hessian einen absolut erdrückenden Sound. Verblüffend ist dabei wie die Band eine brutale Direktheit mit einer epischen Grundstimmung mischt und dabei die besten Eigenschaften von Black Metal und metallischem Hardcore zu einem düsteren Wutbrocken vermischt.

Die Musik auf Manegarmr ist dabei sicherlich nicht innovativ, aber die Durchschlagskraft und Aggressivität von Hessian geht nie zu lasten von Abwechslungsreichtum oder Intensität und erhebt die Band so deutlich über die meiste verwandte Musik. Das Ganze erinnert mich an die ebenso intensiven Celeste aus Frankreich, nur das hier Screamo, durch Hardcore und Verzweiflung durch Wut ersetzt wird. Bestes Beispiel dafür ist das wunderbar passend betitelte Swallowing Nails, dass in knapp vier Minuten diverse Tempo- und Richtungswechsel einschliesst und trotzdem nie diese absolute „In your Face“-Mentalität verliert. Die anderen Songs enthalten das schon so oft praktizierte Wechselspiel zwischen schleppender Düsternis und explosivem Geschwindigkeitsrausch, aber zum Glück beherrschen Hessian beides nicht nur perfekt, sondern reichern die Songs außerdem mit genug Ideen an um das Ganze kurzweilig und spannend zu halten. Manegarmr gipfelt dann in dem überraschend kurzen, aber äußerst effektiven Titelsong, der dann fließend in das gigantische Mother of Light übergeht, das mit seiner apokalyptischen Grundstimmung und Gastgeschrei vom Amenra-Sänger diesem Wutbrocken das einzig logische und epische Finale gibt.

MS MR klingen ganz grob gesagt, wie eine Mischung der besten Teile von Florence and the Machine und Lana Del Rey, mit einer gehörigen Portion Düsternis und deutlich mehr Tiefe, Abwechslung und natürlich Electro Pop. Secondhand Rapture funktioniert dabei als wunderbar eingängiges Popalbum mit jede Menge Ohrwurmpotential. Gleichzeitig beeindrucken die Songs aber mit einer oft unheilvollen Atmosphäre und einem dunklen Humor, die das große Drama oder den seichten Pop mühelos ausgleichen, bevor er überhand nehmen kann.

Trotzdem sind Songs wie Hurricane oder vor allem Bones immer noch gigantische Hymnen in der Sängerin Lizzy Plapinger eindrucksvoll ihre Stimme entfaltet. Aber selbst hier klingt das Drama echter und vor allem nuancierter, als bei so vielen anderen erfolgreichen Sängerinnen, wo der Gesang nur eine - die höchste - Stufe kennt. Was die Songs auf Secondhand Rapture dazu noch so ansteckend und dauerhaft genießbar macht, ist die scheinbare Mühelosigkeit, mit der Max Hershenow, die zweite Hälfte von MS MR, auf den Songs luftigen Electropop, mit stampfender Percussion und fantastisch eingängigen Popmelodien verbindet, während Plapinger ebenso mühelos die verschiedenen Tonarten von niedlich, über sexy bis hin zur überlebensgroßen Diva trifft.

Die zweite Hälfte des Albums kann die Qualität der ersten Hälfte, die überwiegend schon vorher veröffentlicht wurde, nicht ganz erreichen und am Ende klingen einige Songs doch leider etwas auswechselbar, aber insgesamt bleibt doch eines der besten Popalben des Jahres bisher und eine Band mit noch viel Potential.

Die Musik der 22-jährigen Margaret Chardiet ist nichts für schwache Nerven. Und das macht sie auch schnell klar, wenn sie Abandon mit einem markerschütternden, Stimmband zerfetzenden Schrei eröffnet. Doch dieser Schrei ist keine bloße Warnung oder Ausrufezeichen zu Beginn, sondern nur ein erster Vorgeschmack auf das, was in den folgenden gut 25 Minuten noch kommt. Die Musik von Pharmakon ist furchteinflößend, wütend und kompromisslos. Irgendwo zwischen Noise und Power Electronics schleicht und drängt sie sich in die dunkelsten Ecken der Seele des Hörers. Es ist schwer dieses überwältigende Hörerlebnis zu beschreiben, dass so hässlich und brutal klingt und doch gleichzeitig eine befreiende Wirkung ausübt. Die Musik hämmert, brodelt und pulsiert aus den Boxen und klingt am besten möglichst laut. Chardiet schreit sich dazu in den ersten beiden Songs die Seele aus dem Leib und die Stimmbänder in Fetzen und es klingt keineswegs gekünstelt, sondern echt und zutiefst beängstigend und besorgniserregend. Auf den verbleibenden Songs wird der Gesang klarer, aber keineswegs normaler. Stattdessen klingt Chardiet auch hinter Effekten und Verzerrung wie die Vertonung der Apokalypse oder zumindest dem persönlichen Nervenzusammenbruch. Das macht Abandon sicher zu keinem Zuckerschlecken, dafür aber zu einem selten eindringlichen, vielleicht sogar transformativen Hörerlebnis, irgendwo zwischen Meditation und Exorzismus.

Musik Videos:

Sam Amidon - As I roved out
Sam Amidon und sein Drummer spielen in einem verzauberten Wald mit Instrumenten, oder die Instrumente spielen mit ihnen...Das Ganze ist ein wenig albern, aber die Beteiligten haben definitiv Spaß und Amidons Stimme stiehlt sowieso in jedem Kontext die Show! 

Waxahatchee - Coast To Coast
Der rockigste und fröhlichste Song auf Cerulean Salt bekommt ein Video in dem Katie Crutchfield mit Schwester, Band und Hund im namensgebenden See schwimmt. Leider ist dieses perfekt, auf die verspätete Rückkehr des deutschen Sommers getimte Video, wieder mal nur mit technischen Hilfsmitteln in hiesigen Gefilden ansehbar... 

Laura Marling - Master Hunter
Auch in ihrem neuen Video stellt Laura Marling wieder den modernen Tanz in den Mittelpunkt und thematisiert in einer beeindruckenden Choreographie eine konfliktbeladene Beziehung zwischen sexueller Anziehung, Gewalt und Abhängigkeit.   
 
Disclosure - When A Fire starts to Burn
Wer hätte gedacht, dass ein absolut "besessener" Prediger und seine ausgeflippte, enthusiastische Gemeinde die perfekte Untermalung für einen Dance-Song wären? Und damit haben Disclosure vier fantastische Videos für vier Songs von einem Album..Beeindruckend!

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