Filme:
Evil Dead
Worum
geht’s: Vier Freunde besuchen eine abgelegene Hütte im Wald,
um einer von ihnen beim kalten Entzug zu helfen. Im Mittelpunkt
stehen dabei das Geschwisterpaar David (Shiloh Fernandez) und Mia
(Jane Levy). Als Mia von einem Dämonen besessen wird, halten die
anderen das für bloße Nebenwirkungen ihres Entzugs und das Übel nimmt
seinen Lauf...Der Film ist eine lose Neu-Interpretation des
Horrorfilm-Klassikers gleichen Namens (auf deutsch damals: Tanz der
Teufel), ein Remake ist er aber nicht wirklich.
Stärken:
Evil Dead ist sicher einer der brutalsten und ekelhaftesten
Horrorfilme, die ich bisher gesehen habe. Was den Film aber
angenehm vom puren „Torture Porn“ abhebt, ist die in ihrer
Überzogenheit einfach nur unterhaltsame Gewalt und die
beeindruckende Zielstrebigkeit der Handlung. Es folgt Schock auf
Schock, der Kreativität und Boshaftigkeit der Filmemacher sind dabei
keine Grenzen gesetzt.
Die
Darsteller sind für Horror-Film-Verhältnisse typisch langweilig,
aber zumindest Jane Levy (bekannt aus der Comedy-Serie Suburgatory)
ist kaum wieder zu erkennen und durchaus eindrucksvoll. Und
Handwerklich ist Evil Dead sowieso über jeden Zweifel erhaben...
Das Beste: Die
wahren Hauptdarsteller sind natürlich Make-Up, Effekte und vor allem
der Sound. Eine visuell so überzogene und manische Gewaltorgie durch
den Sound noch mal deutlich widerlicher zu machen, ist schon eine
Leistung. Und auch wenn es visuell nichts neues, aber dafür viele
Special Effects gibt, ist das ganze viel überzeugender gemacht, als in
den meisten modernen Horrorfilmen. Gemeinsam mit dem Make Up, den
düsteren Kamerafiltern und ungefähr 10.000 Litern Kunstblut schafft der Film so einen absolut atemlosen
Adrenalinrausch von vorne bis hinten.
Probleme: Der
Film ist (zum Glück) kein bloßes Remake des Originals, sondern eine
weitgehend eigenständige Geschichte, die sich aber vielleicht zu oft
vor dem Vorbild verbeugt. Natürlich fehlt hier auch der Humor der
alten Filme, stattdessen gibt es höchstens mal nervöse Lacher oder
verblüfftes Kichern, wegen dem Ausmaß des Gezeigten. Wer also ein
Problem mit Blut, Gore oder ständig weiter eskalierenden
Schockeffekten hat, sollte von diesem Film fern bleiben. Davon
abgesehen erfindet Evil Dead natürlich auch das Rad nicht neu und
steckt voller Klischees und fehlender Charakterentwicklung. Aber das
braucht ein Film mit einer solchen Erzählgeschwindigkeit eigentlich
auch nicht!
Frohes Schaffen – Ein
Film zur Senkung der Arbeitsmoral
Worum geht’s:
Konstantin Faigle geht der
Frage nach, warum die Arbeit sich als weltweite Religion etablieren
konnte, als Hauptmerkmal unserer Identität und als Mittelpunkt
unseres Lebensentwurfs und Selbstverständnisses. In
Experten-Interviews, Streifzügen durch verschiedenste Aspekte
unserer Arbeitswelt und kurzen Spielfilm-Szenen versucht er zu
beleuchten, wie es dazu kam, dass die Arbeit zum Mittelpunkt der
Gesellschaft wurde und wie man das Ganze vielleicht ändern könnte.
Stärken: Die
Interviews sind größtenteils sehr interessant, weil sie es schaffen
die gleichzeitig absurde und erschreckende Natur unserer Arbeitswelt
äußerst treffend auf den Punkt zu bringen. Der Film schafft es
dadurch und durch die verschiedenen Impressionen aus dem
Arbeitsalltag oft eigentlich sehr naheliegende Tatsachen und
Erkenntnisse ins Gedächtnis zu rufen und zum denken an zu regen.
Das Beste: Auch
wenn es zunächst nicht so aussieht, versucht der Film sich auch in
Verbesserungsvorschlägen und zeigt Alternativen auf, anstatt nur an
zu klagen. Gleichzeitig ist der Film zumindest größtenteils kein
Plädoyer gegen Arbeit und Schaffen an sich.
Probleme: Die
Spielfilm-Einspieler sind zwar stellenweise witzig, aber so
klischeebeladen, dass es weh tut und vor allem am Ende wirkt das
Ganze wie eine billige romantische Komödie aus dem Privat-Fernsehen.
Der Film hätte stattdessen lieber noch mehr echte Lebensentwürfe
zeigen können.
Musik:
Nur noch mal kurz
vorweg, weil es immer noch absolut unglaubwürdig wirkt – Laura
Marling ist erst 23 Jahre alt und hat jetzt ihr viertes, fantastisches
Album in gerade einmal 7 Jahren vorgelegt. Once I Was An Eagle folgt
dem 6-Silben-Prinzip von Marlings Alben und ist auch musikalisch
unverkennbar ihr Werk, aber mit über 60 Minuten Laufzeit
und 16 Titeln das längste und sicherlich auch das ambitionierteste
Werk der Engländerin.
Diese
Tatsache macht von Anfang an skeptisch beim Hören, denn eine solche
Länge würden Andere als Doppelalbum verkaufen und das heißt
meistens jede Menge Füllmaterial und/oder ermüdendendes Konzept-Album. Und auch Once I Was An Eagle lässt
sich durch ein Interlude grob in zwei Abschnitte teilen, die
qualitativ nicht ganz auf einem Niveau sind. Doch das wird nur
deswegen zu einem (Luxus)-Problem, weil die erste Hälfte des Albums
so unglaublich stark ist. Die ersten vier Stücke wurden schon vorab
zusammen mit einem beeindruckenden Kurzfilm veröffentlicht und
wurden offensichtlich auch dafür geschrieben am Stück gehört zu
werden. Die Übergänge sind fließend und ähnliche Themen und
Symbole tauchen in allen Songs auf. Ergänzt wird die erste Hälfte
des Albums von der wunderschönen, düsteren Ballade Little
Love Caster,
die wieder einmal eindrucksvoll zeigt, wie meisterhaft Marling die
nur scheinbar so simplen Songs beherrscht. Eingerahmt wird dieses
Juwel von den bisher „lautesten“ zwei Songs in der Karriere von
Laura Marling. Master
Hunter spielte
sie schon lange live und das rockige und wütende Gefühl kommt auch
auf Platte äußerst gut. Devil's
Resting Place schließt
musikalisch und lyrisch die wahrscheinlich beste halbe Stunde in
Laura Marlings Karriere angemessen episch ab.
Was
insgesamt schon auffällt ist, dass Once I Was An Eagle das düsterste
Album in einer ohnehin schon düsteren Karriere ist, aber auch das
eingängigste und bei Mangel eines besseren Wortes „energischste“ von Laura Marling.
In den Songs steckt viel Trauer und Wut, aber auch jede Menge Stolz
und Kraft. Dabei orientiert sich Marling sicherlich noch mehr als
sonst, an amerikanischen Vorbildern, aber zum Glück ist sowohl die
Kritik sie singe zu „amerikanisch“ absolut hanebüchen als auch
die Angst, dass sie in absehbarer Zeit in die gleiche musikalische
Sackgasse rennt, wie ihre ehemalige Backing Band (Mumford and Sons), nachdem sie jetzt ihren Wohnsitz nach Los Angeles verlegt hat.
Die
zweite Hälfte von Once I Was An Eagle kann das Niveau
verständlicherweise nicht ganz halten. Die ersten Songs sind
keineswegs schlecht, aber doch irgendwie altmodische und
vergleichsweise eher unspektakuläre Folk-Nummern. Doch auch hier
gibt es uneingeschränkte Highlights, besonders zum Ende hin. Das
psychedelische When Were You Happy? (And How Long Has That Been) und
das bittersüße Love Be Brave warten mit wunderbaren
E-Gitarren-Melodien auf und erinnern im besten Sinne an den Folk aus
den 60ern. Das abschließende Saved
These Words reiht
sich dann in die Tradition aufwühlender, rockiger Album-Closer ein
und ebenso in die Tradition der Ab- aber auch Lob-Gesänge auf die
Liebe und das Leben. Und so geht die lange und doch so kurzweilige
Reise beschwingt zu Ende mit der Erkenntnis, dass auch das vierte
Album von Laura Marling zwar nicht fehlerlos, doch aber zutiefst
beeindruckend und befriedigend ist. Die Vorfreude war keinesfalls zu
groß und die Frage wohin die musikalische Reise dieser Frau noch
gehen kann, die den Großteil ihrer Karriere immer noch vor sich
hat...
Altar of Plagues
aus Irland haben bisher modernen, atmosphärischen Black Metal
gemacht, der den Spagat schaffte sowohl alteingesessene Metalfans als
auch Indie-Kritiker zu begeistern. Doch statt weiter auf dieser
erfolgreichen Schiene zu fahren, wirft die Band auf Teethed Glory &
Injury fast alle Black Metal-Wurzeln über Bord, ebenso wie die
meisten Trademarks ihres bisherigen Band Sounds. Weg sind die
überlangen, atmosphärischen Songs und weg sind fast alle Spuren
eines klassischen Metalsounds überhaupt. Stattdessen gibt es viele
elektronische Elemente auf dem neuen Album, jede Menge Noise, viele
Experimente und kaum Songs über 5 Minuten Länge. Und am
erstaunlichsten ist, dass dabei kein anstrengendes, experimentelles
Werk heraus kommt, sondern eines der fesselndsten, aufwühlendsten
und schlichtweg besten Metal-Alben seit langem!
Aber eigentlich
ist auch diese Bezeichnung nur unzureichend, denn Metal im
eigentlichen Sinne machen Altar of Plagues kaum noch. Doch ebenso
wenig benutzen sie, wie viele andere Post-irgendwas-Bands, die
elektronischen Einflüsse oder die Noise-Momente nicht als bloße
Zwischenspiele oder Hintergrund-Geplänkel. Stattdessen verbinden sie
diese Genre-fremden Einflüsse zusammen mit eher Metaltypischen
Elementen zu einem unglaublich dichten Klangteppich. Und das erste
was dabei auffällt ist, wie körperlich und seelisch berührend
diese Platte ist, wie vollkommen sie den Hörer einfängt und nicht
mehr loslässt. Altar of Plagues versuchen nie „böse“ oder
„brutal“ zu wirken und erschaffen trotzdem, oder auch gerade
deswegen ein so absolut furchteinflößendes und verzweifeltes Album.
Die Vorab-Single
God Alone eröffnet nach einem zutiefst beunruhigenden Intro das
Album fast schon täuschend stürmisch. Der Song klingt wie ein
fiebriger Albtraum mit Drums, die von überall gleichzeitig zu kommen
scheinen und einem kratzigen, bösartigen Gesang. Und trotzdem bleibt
genug Platz für einen merkwürdigen Groove, der das begleitende
Modern Dance Musikvideo(!) äußerst passend erscheinen lässt. Die
restlichen Songs des Albums sind weniger direkt und vertrackter als
God Alone, aber gerade diese häufigen „Richtungs- und
Stimmungswechsel“ machen Teethed Glory & Injury zu einem so
erfüllenden Hörerlebnis.
Aber noch
wichtiger ist natürlich die erschreckende Intensität dieser Band.
Heraus zu heben ist da etwa die zweite Hälfte von Burnt Year, die
aus dem ohnehin schon wütend stampfenden Song, eine so gequälte,
verzweifelte und schlicht bösartige Gesangsleistung zaubert, wie ich
sie selten gehört habe. Und auch die anderen Songs stehen Burnt Year
in dieser Beziehung in nichts nach. Der Gesang ist abwechslungsreich
und bietet von chorälen Geängen bis hin zu manischem Geschrei
alles. Dieser
Intensität steht die Musik zum Glück in nichts nach und dank des so
breit gestaffelten Sound der Band auf diesem Album, kann die Musik
noch oft genug überraschen, etwas, was der Band vorher so kaum
möglich war. Auf A Remedy and a Fever, dem längsten Stück, folgt
auf einen schleppenden Brocken, ein atmosphärisches Zwischenstück,
dann eine kurze Passage, die zurück zu God Alone führt, dann zu einem
einfach nur gigantischen Riff, das wiederum in eine hypnotische
Post-Rock-Melodie übergeht. Das das alles nicht nur organisch
ineinander fließt, sondern auch noch immer spannend bleibt, ist eine
große Leistung von Altar of Plagues. Das auch in den noch kürzeren
Songs so viel passiert, dass alles hier (auf positive Weise) viel
länger wirkt als es ist und auch epischer ist, als die 10 bis
20-minütigen Songmonster anderer Metal-Bands ist noch viel
beeindruckender. Das macht dieses Album zumindest am Anfang
unglaublich fordernd und auch bis zu einem gewissen Grad anstrengend.
Aber das ist eben keine Band, die einfach alles was sie finden kann
in einen Song wirft und schaut was passiert. Hier ist alles durchdacht und gleichzeitig mit soviel Herzblut und Persönlichkeit
versehen, dass es ein absoluter Hörgenuss wird.
When Saints Go Machine
könnten sicher schon sehr groß sein, wenn ihre Musik noch ein klein
wenig eingängiger, tanzbarer oder tonal einheitlicher wäre. Doch
auch auf Infinity Pool, ihrem zweiten Album, sind die Dänen immer ein
wenig zu verschroben, unberechenbar und anspruchsvoll, um dem
Ersthörer sofort uneingeschränkt zu gefallen...und das ist schade,
denn hier verbergen sich nicht nur große Hits, sondern ebenso tief
berührende Songs zwischen Electro und melancholischem Pop.
Gibt man den Songs
ein paar Durchläufe, dann setzen sich plötzlich die großen
Refrains fest, bewegen einiger der Songs zum tanzen, oder aber
einfach zum träumen. Stimmlich erinnert das Ganze an eine etwas
eindringlichere Version von Bon Iver oder James Blake, mit denen die
Musik von When Saints Go Machine auch diese nur schwer beschreibbare
"melancholische Euphorie" teilen. Songs wie Iodine, System of Unlimited
Love oder Order sind gleichzeitig epische, (fast) tanzbare Hymnen und
doch irgendwie auch zum heulen schön. Dazwischen gibt es aber auch
ruhigere Songs, allen voran das gekonnt zwischen Entspannung und
Intensität schwankende Yard Heads oder das eindringliche und unheimliche
Degeneration. Diese Songs und der absolut aus dem Rahmen fallende,
beatlastige Opener Love and Respect mit einem brillanten Feature von
Killer Mike, verhindern einen leichten Zugang und erleichtern auch
den Hörfluss nicht gerade. Aber genau das sorgt eben auch für die
vielen Kanten und unerwarteten Songideen, die dieses Album so
auszeichnen und zu einem absoluten Hörgenuss machen!
Hessian
sind eine weitere beeindruckende Band aus dem Umfeld der belgischen
Church of Ra, unter deren Banner sich mehr und mehr experimentelle
Bands und Projekte entwickeln. Der Mittelpunkt ist, wie der Name
schon sagt die Band Amenra und auch bei Hessian spielt ein Mitglied
von Amenra und eines der Church of Ra-Band The Black Heart Rebellion. Das
merkt man auch hier, denn von der ersten Sekunde verbreiten Hessian einen absolut erdrückenden Sound. Verblüffend ist dabei wie
die Band eine brutale Direktheit mit einer epischen Grundstimmung
mischt und dabei die besten Eigenschaften von Black Metal und
metallischem Hardcore zu einem düsteren Wutbrocken vermischt.
Die Musik auf
Manegarmr ist dabei sicherlich nicht innovativ, aber die
Durchschlagskraft und Aggressivität von Hessian geht nie zu lasten
von Abwechslungsreichtum oder Intensität und erhebt die Band so
deutlich über die meiste verwandte Musik. Das Ganze erinnert mich
an die ebenso intensiven Celeste aus Frankreich, nur das hier
Screamo, durch Hardcore und Verzweiflung durch Wut ersetzt wird.
Bestes Beispiel dafür ist das wunderbar passend betitelte Swallowing
Nails, dass in knapp vier Minuten diverse Tempo- und Richtungswechsel einschliesst und trotzdem nie diese absolute „In your
Face“-Mentalität verliert. Die anderen Songs enthalten das schon
so oft praktizierte Wechselspiel zwischen schleppender Düsternis und
explosivem Geschwindigkeitsrausch, aber zum Glück beherrschen
Hessian beides nicht nur perfekt, sondern reichern die Songs außerdem
mit genug Ideen an um das Ganze kurzweilig und spannend zu halten. Manegarmr gipfelt dann in dem überraschend kurzen, aber äußerst
effektiven Titelsong, der dann fließend in das gigantische Mother of
Light übergeht, das mit seiner apokalyptischen Grundstimmung und
Gastgeschrei vom Amenra-Sänger diesem Wutbrocken das einzig logische und
epische Finale gibt.
MS
MR klingen ganz grob gesagt, wie eine Mischung der besten Teile von
Florence and the Machine und Lana Del Rey, mit einer gehörigen
Portion Düsternis und deutlich mehr Tiefe, Abwechslung und natürlich Electro Pop.
Secondhand Rapture funktioniert dabei als wunderbar eingängiges
Popalbum mit jede Menge Ohrwurmpotential. Gleichzeitig beeindrucken
die Songs aber mit einer oft unheilvollen Atmosphäre und einem
dunklen Humor, die das große Drama oder den seichten Pop mühelos
ausgleichen, bevor er überhand nehmen kann.
Trotzdem sind
Songs wie Hurricane oder vor allem Bones immer noch gigantische
Hymnen in der Sängerin Lizzy Plapinger eindrucksvoll ihre Stimme
entfaltet. Aber selbst hier klingt das Drama echter und vor allem
nuancierter, als bei so vielen anderen erfolgreichen Sängerinnen, wo
der Gesang nur eine - die höchste - Stufe kennt. Was die Songs auf Secondhand
Rapture dazu noch so ansteckend und dauerhaft genießbar macht, ist
die scheinbare Mühelosigkeit, mit der Max Hershenow, die zweite Hälfte
von MS MR, auf den Songs luftigen Electropop, mit stampfender
Percussion und fantastisch eingängigen Popmelodien verbindet,
während Plapinger ebenso mühelos die verschiedenen Tonarten von
niedlich, über sexy bis hin zur überlebensgroßen Diva trifft.
Die zweite Hälfte
des Albums kann die Qualität der ersten Hälfte, die überwiegend schon vorher
veröffentlicht wurde, nicht ganz erreichen und am Ende klingen
einige Songs doch leider etwas auswechselbar, aber insgesamt bleibt
doch eines der besten Popalben des Jahres bisher und eine Band mit
noch viel Potential.
Die
Musik der 22-jährigen Margaret Chardiet ist nichts für schwache
Nerven. Und das macht sie auch schnell klar, wenn sie Abandon mit
einem markerschütternden, Stimmband zerfetzenden Schrei eröffnet.
Doch dieser Schrei ist keine bloße Warnung oder Ausrufezeichen zu
Beginn, sondern nur ein erster Vorgeschmack auf das, was in den
folgenden gut 25 Minuten noch kommt. Die Musik von Pharmakon ist
furchteinflößend, wütend und kompromisslos. Irgendwo zwischen
Noise und Power Electronics schleicht und drängt sie sich in die
dunkelsten Ecken der Seele des Hörers. Es ist schwer dieses
überwältigende Hörerlebnis zu beschreiben, dass so
hässlich und brutal klingt und doch gleichzeitig eine befreiende Wirkung ausübt. Die
Musik hämmert, brodelt und pulsiert aus den Boxen und klingt am
besten möglichst laut. Chardiet schreit sich dazu in den ersten
beiden Songs die Seele aus dem Leib und die Stimmbänder in Fetzen
und es klingt keineswegs gekünstelt, sondern echt und zutiefst
beängstigend und besorgniserregend. Auf den verbleibenden Songs wird der Gesang klarer,
aber keineswegs normaler. Stattdessen klingt Chardiet auch hinter
Effekten und Verzerrung wie die Vertonung der Apokalypse oder zumindest dem persönlichen Nervenzusammenbruch. Das macht
Abandon sicher zu keinem Zuckerschlecken, dafür aber zu einem selten
eindringlichen, vielleicht sogar transformativen Hörerlebnis,
irgendwo zwischen Meditation und Exorzismus.
Sam Amidon - As I roved out
Sam Amidon und sein Drummer spielen in einem verzauberten Wald mit Instrumenten, oder die Instrumente spielen mit ihnen...Das Ganze ist ein wenig albern, aber die Beteiligten haben definitiv Spaß und Amidons Stimme stiehlt sowieso in jedem Kontext die Show!
Waxahatchee - Coast To Coast
Der rockigste und fröhlichste Song auf Cerulean Salt bekommt ein Video in dem Katie Crutchfield mit Schwester, Band und Hund im namensgebenden See schwimmt. Leider ist dieses perfekt, auf die verspätete Rückkehr des deutschen Sommers getimte Video, wieder mal nur mit technischen Hilfsmitteln in hiesigen Gefilden ansehbar...
Laura Marling - Master Hunter
Auch in ihrem neuen Video stellt Laura Marling wieder den modernen Tanz in den Mittelpunkt und thematisiert in einer beeindruckenden Choreographie eine konfliktbeladene Beziehung zwischen sexueller Anziehung, Gewalt und Abhängigkeit.
Disclosure - When A Fire starts to Burn
Wer hätte gedacht, dass ein absolut "besessener" Prediger und seine ausgeflippte, enthusiastische Gemeinde die perfekte Untermalung für einen Dance-Song wären? Und damit haben Disclosure vier fantastische Videos für vier Songs von einem Album..Beeindruckend!
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