Filme:
The Master
Worum geht’s:
Ein zielloser, instabiler und getriebener Kriegsveteran (Joaquin
Phoenix) begegnet in den 50er Jahren durch Zufall einem brillanten
und charismatischen Philosophen (Philip Seymour Hofmann), der gerade
versucht eine Scientology-ähnliche Bewegung zu etablieren. Die
beiden so diametral verschiedenen Männer sind zutiefst fasziniert
von einander und können trotz ständiger Konflikte nie ganz los lassen.
Stärken: Der Film
ist in fast jeder Hinsicht eine Meisterleistung: Von der Regie, über die
Kameraarbeit bis hin zu Schnitt und Kostümen ist er optisch ein
absoluter Genuss. Und dank der fantastischen Darsteller und den
grandiosen Dialogen ist der Film auch unter der Oberfläche vom
ersten Moment an fesselnd.
Das Beste: Philip
Seymour Hofmann und Joaquin Phoenix sind wie gewohnt absolut grandios, scheinen sich aber hier gegenseitig zu ganz
neuen Höhenflügen an zu stacheln. Es ist ein Vergnügen den beiden dabei
zu zuschauen!
Probleme: The
Master funktioniert als intensiver Blick in die komplexe Beziehung
zweier außergewöhnlicher Männer, als Portrait eines zutiefst
verwirrten Mannes oder auch gar als tiefgründige Analyse einer Zeit voller Umbrüche in der amerikanischen Geschichte.
Ein leicht verdaulicher Film mit klarem Handlungsbogen und einem
erfüllenden Ende ist es aber nicht – Wer so etwas erwartet wird
enttäuscht und gelangweilt werden.
A Good Day To Die Hard
Worum geht’s: John
McClane ist zurück! Im fünften Teil der Stirb Langsam-Reihe muss (darf? will?)
der mittlerweile 58-jährige Bruce Willis noch mal in die legendäre
Rolle schlüpfen. Diesmal versucht er seinen Sohn Jack zu retten (zum
letzten Mal zu sehen als Baby im ersten Teil), der in Moskau unter
Mordverdacht festgehalten wird. Schnell stellt sich heraus, dass Jack
ein CIA-Agent ist, der versucht einen politischen Gefangenen zu
retten, der im Besitz brisanter Informationen über den designierten
Verteidigungsminister Russlands ist. Vater und Sohn versuchen im Rest des Films am Leben zu bleiben, die Welt zu retten und dazwischen ihre zerrüttete
Beziehung zu kitten. Mehr sollte man nicht verraten...und viel mehr
kann man auch nicht verraten, da das schon die ganze Story ist,
abgesehen von zwei eher vorhersehbaren Wendungen...
Stärken:
Der Film hat Qualitäten, die viele Action-Filme in letzter Zeit
vermissen lassen: Er ist nicht zu lang, er hält sich nicht mit einer
pseudo-komplexen Story auf und er vergisst nicht auch Spaß zu
machen. Darüber hinaus ist ein kompetenter Side-Kick auch mal was
tolles...
Dieser John McClane ist zwar meilenweit von dem sensiblen, interessanten Mittelklassehelden der ersten Teile entfernt, aber im Gegensatz zu vergleichbaren Figuren immer noch äußerst interessant und unterhaltsam.
Dieser John McClane ist zwar meilenweit von dem sensiblen, interessanten Mittelklassehelden der ersten Teile entfernt, aber im Gegensatz zu vergleichbaren Figuren immer noch äußerst interessant und unterhaltsam.
Das Beste:
Überlange Verfolgungsjagden und zu viel CGI sind meistens das
schlimmste an modernen Action-Filmen. Doch selbst ich muss zugeben,
dass die Verfolgungsjagd im ersten Drittel des Films spektakulär ist
und das Ende ein visueller Augenschmaus ist, auch wenn es
stellenweise fast wie ein (sehr hochklassiges) PC-Spiel aussieht.
Abgesehen davon ist es eben immer noch John McClane, die coolste Sau auf dem Planeten!
Probleme: Erst
einmal das unvermeidliche aus dem Weg – Stirb Langsam 5 kann
natürlich den ersten 3 Teilen keinesfalls das Wasser reichen, aber
das erwartet auch niemand mit realistischen Erwartungen. Doch auch
mit deutlich kleineren Ansprüchen sind die „herzergreifenden“
Vater-Sohn-Momente zwischen der Action oft so schwerfällig und
schlecht umgesetzt, dass es weh tut. Das mag auch daran liegen, dass
neben John McClane nicht viel Raum für eine interessante Sohn-Rolle
bleibt.
Leider fehlt dazu nicht nur
die Story, sondern auch oft der nötige Humor, um die konstante Action
etwas auf zu lockern. So bleibt ein solider Action-Film, der
zumindest stellenweise witzig ist und die Vergangenheit der Reihe nicht zu sehr beschmutzt.
Musik:
Aly
Spaltro, die alleinige Song-Writerin von Lady Lamb the Beekeeper ist
erst 23, ihre meisten Songs hat sie gar mit 18 oder 19 geschrieben und man könnte sie auf den ersten Blick als hübsch
oder gar niedlich bezeichnen. Doch in der schmalen Dame steckt eine
überraschend gewaltige Stimme und jede Menge angenehm kantige,
leidenschaftliche und intelligente Texte.
Die Musik dazu könnte man im weitesten Sinne als Folk bezeichnen oder ihnen gar den eher nichtssagenden Stempel „Singer-Songwriter“ aufdrücken. Doch die Musik auf Ripely Pine sprengt diese Kategorien mühelos und es bleiben kraftvolle, wahnsinnig emotionale Lieder zwischen zarter Folk-Ballade und wütendem Gitarren-Rock. Spaltro schlägt dabei lyrisch und musikalisch wilde Haken, statt Vorhersehbarkeit gibt es über die gesamte Laufzeit eine elektrisierende Spannung und immer wieder Momente, die für pure Gänsehaut sorgen.
Die Musik dazu könnte man im weitesten Sinne als Folk bezeichnen oder ihnen gar den eher nichtssagenden Stempel „Singer-Songwriter“ aufdrücken. Doch die Musik auf Ripely Pine sprengt diese Kategorien mühelos und es bleiben kraftvolle, wahnsinnig emotionale Lieder zwischen zarter Folk-Ballade und wütendem Gitarren-Rock. Spaltro schlägt dabei lyrisch und musikalisch wilde Haken, statt Vorhersehbarkeit gibt es über die gesamte Laufzeit eine elektrisierende Spannung und immer wieder Momente, die für pure Gänsehaut sorgen.
Die größte Kunst von
Aly Spaltro ist dabei ihren Songs, die fast allesamt bereits Jahre
zuvor als mehr oder weniger hochwertige Schlafzimmer-Aufnahmen
veröffentlicht wurden, neues Leben einzuhauchen. Denn oft
verlieren so intime und emotionale Heimaufnahmen, wie sie Lady Lamb the
Beekeeper macht, an Wucht im Studio; sie werden glatt gebügelt,
überproduziert und verlieren ihre Unmittelbarkeit. Diese Sorgen sind
hier nicht nur unbegründet, sondern werden schnell lachhaft, wenn
man hört wie aus diesen bereits ausnahmslos großartigen, kleinen
Songs noch viel bessere "große" Songs werden. Es hilft natürlich, dass alle
Lieder auf Ripely Pine auch schon vorher große Hymnen waren, auch wenn sie sparsam
instrumentiert und im Schlafzimmer/Waschkeller aufgenommen wurden.
Die Studioversion haben dazu aber nun endlich die Produktion, die sie
verdienen, um die gigantische Power von Spaltro gebührend wieder zu
geben.
Dazu kommt noch alles von
Bläsern über Streichern bis zu einem Chor und trotzdem klingen die
Songs dadurch nie künstlich oder nach leeren Bombast. Das ist Spaltros so verblüffend
ausgereiftem und mitreißenden Song-Writing zu verdanken, aber
natürlich auch ihrer riesigen Stimme, die den Hörer mit ihrer
Ehrlichkeit und Kraft förmlich an die Wand drückt. Diese Frau wurde
zum Rockstar geboren und Ripely Pine ist schon jetzt mein kaum noch
anfechtbares Album des Jahres!
Frightened
Rabbit haben ein Luxusproblem – vor 5 Jahren haben sie mit Midnight
Organ Fight eines der besten Folk-Alben aller Zeiten geschrieben, ein
melancholisches Meisterwerk. Seitdem haben sie sich vom Folk
weitgehend verabschiedet und sind zu einem Major Label gewechselt.
Das macht natürlich nervös, doch Pedestrian Verse zerstreut alle
Ängste schnell - die Magie ist immer noch da.
Der Grund dafür
steckt dabei bereits im Titel: Sänger Scott Hutchinson schrieb sich
in ein Heft für die Albumtexte die Warnung „Pedestrian Verse“,
um eben genau solche klischee-beladenen, nichtssagenden Texte zu
vermeiden. Und so steckt trotz neuem Sound und größerem Erfolg
immer noch genau so viel Herz, Witz, Gefühl und Charme in
Hutchtinsons Texten, die er dann mit seiner so wundervoll
unvollkommenen Stimme noch einzigartiger macht.
Darüber hinaus zeichnet
sich Pedestrian Verse aber auch durch eine größere Vielfalt aus –
sowohl von den Stimmungen, als auch von der Musik – eine Qualität,
die das letzte Album „The Winter of Mixed Drinks“ manchmal
vermissen ließ. Hier gibt es große Hymnen, die sich trotzdem eine
intime Qualität bewahren und kleine Balladen mit großer emotionaler
Schlagkraft. Heraus kommt epischer Folk Rock im weitesten Sinne, mit ein klein wenig
Experimentierfreude, aber ohne leeren Bombast. Pedestrian Verse
könnte zwar sicher Stadien füllen, funktioniert aber auch zuhause,
alleine im Wohnzimmer an einem trüben Regentag – da, wo Frightened
Rabbit schon immer am besten hin passten.
Es fällt mir schwer die Musik von Torres zu beschreiben ohne mit
Genres oder vergleichbaren Künstlerinnen um mich zu werfen. Doch
auch wenn beides notwendig ist, wird es dem fantastischen Album der
Dame aus Nashville nur schwer gerecht. Denn wie ausgereift,
abwechslungsreich und nicht zuletzt wuchtig dieses Debüt ist, kann
man nur schwer in Worte fassen. Die Songs lassen sich widerstrebend
als Folk einordnen, doch es gibt sowohl bittersüße Balladen, als
auch ordentliche Gitarren zu hören. Das auffälligste Vorbild ist
sicher Sharon van Etten, aber bei Torres ist alles etwas düsterer,
gewaltiger, gleichzeitig doch auch irgendwie farbenfroher und diese Stimme ist einfach nur groß.
Bevor ich also weiter
vollkommen unzureichend beschreibe, werfe ich einfach mal
„aufregendstes Debüt 2013“ in den Raum...
Es gibt nur eine handvoll Alben dieses Jahr, die
ich sehnlicher erwarte, als Fourth Corner. Eine solche
Erwartungshaltung kann eigentlich nur enttäuscht werden und nach
ausführlichem Hören, muss ich zumindest eingestehen, dass Trixie
Whitley ihr gewaltiges Potential nicht gänzlich ausreizt auf ihrem
offiziellen Debüt-Album. Nach zwei hervorragenden, weil musikalisch
reduzierten EPs, ist auf dem Album leider vieles etwas zu
überproduziert und glatt. Die Songs, die auf der EP oder live
absolute Gänsehaut erzeugen, werden in neuen Versionen mit zu vielen
Instrumenten und zu viel Produktion überfrachtet. Im Mittelpunkt
steht natürlich trotzdem noch diese riesige Stimme, die auf jedem
Song klingt, als ob sie um ihr Leben singt. Am besten wäre Whitley
aber immer noch, wenn man sie mit höchstens einer Gitarre oder einem
Klavier in einen Raum stecken würde.
Die besten Stücke auf Fourth Corner sind dann auch die mit möglichst wenig drumherum. Und dann kann Trixie Whitley immer noch mühelos Gänsehautschübe erzeugen. Ansonsten höre ich mir lieber die alten Versionen der Songs an und freue mich auf das Live-Erlebnis nächste Woche.
Die besten Stücke auf Fourth Corner sind dann auch die mit möglichst wenig drumherum. Und dann kann Trixie Whitley immer noch mühelos Gänsehautschübe erzeugen. Ansonsten höre ich mir lieber die alten Versionen der Songs an und freue mich auf das Live-Erlebnis nächste Woche.
Nach
dem spaßigen, aber unspektakulären Debüt der Foals war das
ambitionierte, epische Total Live Forever eine große Überraschung
und eine mutige Veränderung und Erweiterung des Sounds der Band. Von
diesem Ausgangspunkt ist es natürlich schwierig noch einmal ähnlich
große Sprünge in Qualität oder Klangwelt zu schaffen, doch Holy
Fire ist deswegen keinesfalls eine Enttäuschung. Stattdessen gibt es noch
mehr Experimente, einen gigantischen Sound und eigentlich nur
Volltreffer. Die Post Rock-Elemente sind dabei noch einmal deutlich
gestiegen und die meisten Songs bersten fast vor Leidenschaft und
Spannung. Die Vorabsingle My Number ist dabei am ehesten der
eingängige und poppige Hit, während mein persönliches
Album-Highlight Inhaler eine gigantische Hymne ist, die den Hörer
eher von hinten durch die Brust erwischt und dabei deutlich nach
Jane's Addiction oder gar den Deftones klingt. Die anderen Lieder
bewegen sich zwischen diesen beiden Polen, kleine oder unauffällige
Nummern sucht man dabei zum Glück vergeblich.
Videos:
Cold Mailman – My
Recurring Dream
Bei
My Recurring Dream fungiert das
durchaus schöne Lied nur als nebensächlicher Soundtrack zu
einem unglaublich hochwertigen, ambitionierten und einfach nur
beeindruckenden Video. Die Kamera wandert scheinbar ohne Schnitte von
einer Traumsequenz zur nächsten und benutzt dabei Gegenstände oder
Momente darin, um absolut fließend von einer Szene zur nächsten zu
springen. Wie es die Beteiligten geschafft haben, so ein Unterfangen so
großartig um zu setzen, erst recht mit einem moderaten Budget, ist
mir eben so ein Rätsel, wie die Tatsache, dass dieses Video nicht
überall ein Thema ist...
Zu
den atemberaubend schönen, atemberaubend traurigen
Balladen von Rhye gibt es bereits zwei ebenso tolle und äußerst passende Musikvideos. Jetzt bekommt der Song Open ein weiteres Video
zur Seite gestellt, das ein junges Paar einen Tag lang an ein
Strandhaus begleitet und vor toller Kulisse erneut das eigentlich so
ausgelutschte Thema „Beziehungen sind kompliziert“ ebenso bitter-süß, wie treffend umsetzt.
James Blake –
Retrograde
Das Video von
Retrograde benutzt die selben Komponenten wie ältere James
Blake-Videos. Satte Farben, wunderschöne Kulissen, eine
neugierig verweilende Kamera und eine schwer greifbare,
melancholische Stimmung. Das Ergebnis ist fesselnd und komplementiert
einen der zweifellos besten Song des Jahres bisher wunderbar.
Soap & Skin –
Sugarbread
Sugarbread lässt
sich, wie alle Songs und Videos von Anaja Plaschg beschreiben –
Verstörend, ergreifend und ein kleine wenig prätentiös. Neu ist
hier nur die noch erfolgreiche Symbiose von elektronischem Bombast
und Plaschgs melancholischer Stimme, die unheimliche Wucht der Musik
ist nach wie vor intakt.
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