Statt einer gewaltigen Best Of-Liste am Jahresende, versuche ich mich mal an monatlichen Rückblicken zu Film und Musik. Mal schauen, wie lange ich das durchhalte...
Filme:
Silver Linings
Worum geht’s:
Nachdem er seine Frau mit einem Anderen erwischt, manifestieren
sich die bereits vorhandenen psychischen Probleme von Pat (Bradley
Cooper) in einem Nervenzusammenbruch. Nach einem Zwangsaufenthalt in
einer Nervenheilanstalt, versucht er sein Leben wieder in den Griff zu
bekommen und seine Frau zurück zu gewinnen. Doch seine eigenen
Probleme holen ihn immer wieder ein und die Begegnung mit der
instabilen, aggressiven "Neu"-Witwe Tiffany (Jennifer Lawrence) wirft
seine optimistischen Pläne komplett durcheinander.
Stärken: Der Film
schafft das Kunststück psychische Probleme weder als ulkige Gags ab
zu tun, noch als alles überwältigende Charakterfehler. Stattdessen ist der Film eine gekonnte Melange aus bewegendem Drama,
leisem Humor und Wohlfühl-Futter. Die Chemie zwischen Jennifer
Lawrence und Bradley Cooper ist dabei so gut, dass nicht nur der
Altersunterschied schnell vergessen ist, sondern auch meine Abneigung
gegen Cooper. Der spielt hier sowieso so gut, wie nie zuvor und wird
unterstützt von einer Lawrence, die zurecht endlich mal alle
Preise abräumt und einem Robert de Niro, der sich endlich mal wieder
Mühe gibt.
Das Beste: Die
Schlüsselszene, in der Tiffany Pat und seinen Vater vor Familie und
Freunden konfrontiert ist nicht nur eine großartige Leistung von
Jennifer Lawrence, sondern auch eine absolut brillant in Szene
gesetzte Mischung aus Drama, Humor und Gefühl.
Probleme: Die
Laufzeit von 2 Stunden fällt manchmal etwas auf, besonders am
Anfang, als der Film scheinbar verschiedene Themen und Richtungen der
Geschichte ausprobiert. Doch dieses Problem verschwindet schnell und
sogar Chris Tucker in einer kleinen Rolle kann dem Film dann nichts
mehr anhaben.
Django
Unchained
Worum geht’s: Zwei
Jahre vor dem amerikanischen Bürgerkrieg wird dem Sklaven Django
(Jamie Foxx) von dem charismatischen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz
(Christoph Waltz) die Freiheit geschenkt. Im Gegenzug für Djangos
Hilfe beim Kopfgeldjäger-Geschäft verspricht Schultz ihm seine Frau
Hildi (Kerri Washington) aus den Klauen des sadistischen
Plantagenbesitzers Calvin Candie (Leonardo Di Caprio) zu befreien.
Stärken: Django
Unchained ist in jeder Hinsicht ein absoluter Tarantino-Film, man
weiß also genau, was man geboten bekommt. Insgesamt ist er aber
einer der kurzweiligsten und unterhaltsamsten Filme des Regisseurs.
Die Längen und die Bruchstückhaftigkeit von Inglorious Basterds
wurden weitgehend umgangen und es gibt deutlich mehr Lacher. Und die
Besetzung ist bis in die kleinsten Nebenrollen weitgehend
hervorragend (Walton Goggins!).
Das Beste: Ganz
klar Waltz und Di Caprio. Auch wenn Christoph Waltz eigentlich exakt
die gute Variante seiner Basterds-Rolle spielt, macht es wieder
unheimlich Spaß diesem so sympathischen Schauspieler dabei zu zu
schauen, wie er aus einer spaßigen Karikatur eine so charismatische
Person macht. Und Di Caprio hat so viel Spaß an seiner fast schon
grotesk klischeehaften Bösewicht-Rolle, dass man sich nur freuen
kann.
Probleme:
Ich bin kein wirklicher Tarantino-Fan, deswegen war für mich das
Ganze definitiv eine halbe Stunde zu lang. Und Jamie Foxx ist mir
nach wie vor absolut unsympathisch und auch stellenweise ein
Schwachpunkt des Films – Aber andererseits wäre die Alternative
Will Smith gewesen, also will ich nicht meckern...
House At The End Of The Street
Worum
geht’s: Eine Mutter und ihre Tochter (Elisabeth Shue und
Jennifer Lawrence) ziehen in ein Haus, das besonders billig ist, weil nebenan ein Mädchen vor einigen Jahren ihre Eltern umgebracht hat. Die
Tochter freundet sich gegen die Einwände ihrer Mutter und dem Rest
der Stadt mit dem verstörten, überlebenden Sohn der ermordeten
Familie (Max Thieriot) an.
Stärken:
Die Besetzung ist mit Jennifer Lawrence und Elisabeth Shue zumindest
auf dem Papier besser, als bei handelsüblichen Thrillern, doch es ist klar,
dass dieser schon ältere Film nur groß veröffentlicht wurde, weil
Lawrence mittlerweile ein Star ist. Denn auch die Schauspieler können
dieses größtenteils vorhersehbare B-Movie nicht vor der
Mittelmäßigkeit retten.
Das
Beste: Der unvermeidliche „Twist“ ist natürlich absolut
vorhersehbar, aber immerhin in seiner Konsequenz überraschend.
Ansonsten könnte man natürlich Jennifer Lawrence im zunehmend
verschwitzten Tank Top als Highlight werten – zumindest hatten
das die Filmmacher sicher im Sinn...
Probleme:
Der Film braucht zu lange, um in die Gänge zu kommen und springt
wenig überzeugend zwischen Horror, Psycho-Thriller, Teen-Film und
Familiendrama hin und her. Danach ist er nicht spannend genug, um zu
unterhalten und nicht innovativ genug, um zu überraschen. Statt dem handelsüblichen Psycho-Thriller, hätte ich mir da fast noch lieber das Slasher-Film-Ende gewünscht, dass ich am Anfang erwartet hatte...
Musik:
Kitty
(ehemals Kitty Pryde) ist zurück mit ihrer zweiten, richtigen
Veröffentlichung und nach all dem Hype und all dem Hass macht sie
immer noch diese wunderbar fluffige Pop/Rap-Musik, die oftmals gekonnt
versteckt, wie clever und stachelig die Texte eigentlich sind. Dazu
gibt es bessere Beats, eine bessere Produktion und prominentere
Features als bisher. Im Mittelpunkt steht trotzdem noch Kittys witzige,
intelligente Kombination aus wachsendem Selbstbewusstsein und
sympathischer Unbegaglichkeit im Rampenlicht.
The
Black Heart Rebellion haben vorher durchaus ansprechenden
Screamo/Hardcore gemacht, aber auf Har Nevo präsentieren sie sich
mit einem vollkommen neuen und aufregenden Sound. Die 8 Stücke hier
sind atmosphärische Meisterleistungen, die grandios Spannung
aufbauen und dann wieder entladen. Das ganze könnte man grob
irgendwo zwischen Post-Rock und Hardcore einorden, aber das wird Har
Nevo nur schwer gerecht. Stattdesen erinnern mich die Songs an
leidenschaftliche Beschwörungen und unheimliche Rituale, die alle
Sine fesseln. Unbedingt anhören und Geduld mitbringen!
A$ap
Rocky rappt größtenteils darüber, was für ein toller, reicher
Hecht er doch ist, aber sein Talent und sein entspanntes Auftreten
heben ihn trotzdem deutlich über den Durchschnitt. Dazu hat er aber auch noch ein Gespür dafür, was funktioniert und
einen guten Geschmack. So kommt es, dass sich auf dem Song 1Train praktisch alle
angesagten "Underground"-Rapper der letzten Jahre das Mikro in die Hand geben (Kendrick Lamar, Joey Bada$$, Danny Brown, Action Bronson, Yelawolf und Big K.R.I.T.) und sich neben den
üblichen Verdächtigen (z.B. Drake oder 2 Chainz) auch ein toller Santigold-Hook oder ein
prominentes Imogen Heap-Sample auf dem Album wieder findet.
Doppel-Alben
sind immer verdächtig. Denn nur selten haben Künstler wirklich so
viel gutes Material, dass es nicht auf ein Album passen würde. Und so
bekommen wir mehr Füller, mehr Gleich Klingendes und oft einfach zuviel des
Guten. Und bei Biffy Clyro macht man jetzt ohnehin eine Mischung aus
Stadion-Rock und Halb-Balladen. Die alten Fans bekommen hier und da
ein paar geniale, verrückte Momente zugeworfen, aber leider reicht
das nicht, um aus Opposites ein interessantes Album zu machen...
Videos:
Dutch Uncles - Flexxin
Schöner
Popsong – Bestes Tanzvideo seit Radiohead's Lotus Flower!
Marriages - The Shadows Of My Name
Was
passiert wenn man eine großartige Post-Rock-Band vor toller Kulisse
eine akustische Version eines neuen Liedes spielen lässt, bei der
die Sängerin erstmals richtig singen darf? Magie!
Corrections House - Hoax The System
Das
Video zum neuen Song der Supergroup Corrections House
(Mitglieder von Neurosis, Eyehategod, Yakuza und Nachtmystium)
erfüllt eigentlich wirklich jedes Klischee eines Metalvideos, ist
aber trotzdem in Kombination mit dem unheimlichen, hämmernden Song
eine hypnotische Meisterleistung.
Chelsea Wolfe - Flatlands
Das
passiert, wenn man Chelsea Wolfe ein Budget gibt: Versprengte, aber
wunderschöne Szenen, die als unheimliche Einblicke in Wolfes Träume
und/oder makellose Foto-Shootings zu doppeln scheinen.
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