Sonntag, 3. Februar 2013

Mein Januar in Film und Musik

Statt einer gewaltigen Best Of-Liste am Jahresende, versuche ich mich mal an monatlichen Rückblicken zu Film und Musik. Mal schauen, wie lange ich das durchhalte... 

Filme:

Silver Linings
Worum geht’s: Nachdem er seine Frau mit einem Anderen erwischt, manifestieren sich die bereits vorhandenen psychischen Probleme von Pat (Bradley Cooper) in einem Nervenzusammenbruch. Nach einem Zwangsaufenthalt in einer Nervenheilanstalt, versucht er sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und seine Frau zurück zu gewinnen. Doch seine eigenen Probleme holen ihn immer wieder ein und die Begegnung mit der instabilen, aggressiven "Neu"-Witwe Tiffany (Jennifer Lawrence) wirft seine optimistischen Pläne komplett durcheinander.
Stärken: Der Film schafft das Kunststück psychische Probleme weder als ulkige Gags ab zu tun, noch als alles überwältigende Charakterfehler. Stattdessen ist der Film eine gekonnte Melange aus bewegendem Drama, leisem Humor und Wohlfühl-Futter. Die Chemie zwischen Jennifer Lawrence und Bradley Cooper ist dabei so gut, dass nicht nur der Altersunterschied schnell vergessen ist, sondern auch meine Abneigung gegen Cooper. Der spielt hier sowieso so gut, wie nie zuvor und wird unterstützt von einer Lawrence, die zurecht endlich mal alle Preise abräumt und einem Robert de Niro, der sich endlich mal wieder Mühe gibt.
Das Beste: Die Schlüsselszene, in der Tiffany Pat und seinen Vater vor Familie und Freunden konfrontiert ist nicht nur eine großartige Leistung von Jennifer Lawrence, sondern auch eine absolut brillant in Szene gesetzte Mischung aus Drama, Humor und Gefühl.
Probleme: Die Laufzeit von 2 Stunden fällt manchmal etwas auf, besonders am Anfang, als der Film scheinbar verschiedene Themen und Richtungen der Geschichte ausprobiert. Doch dieses Problem verschwindet schnell und sogar Chris Tucker in einer kleinen Rolle kann dem Film dann nichts mehr anhaben. 

Django Unchained
Worum geht’s: Zwei Jahre vor dem amerikanischen Bürgerkrieg wird dem Sklaven Django (Jamie Foxx) von dem charismatischen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) die Freiheit geschenkt. Im Gegenzug für Djangos Hilfe beim Kopfgeldjäger-Geschäft verspricht Schultz ihm seine Frau Hildi (Kerri Washington) aus den Klauen des sadistischen Plantagenbesitzers Calvin Candie (Leonardo Di Caprio) zu befreien.
Stärken: Django Unchained ist in jeder Hinsicht ein absoluter Tarantino-Film, man weiß also genau, was man geboten bekommt. Insgesamt ist er aber einer der kurzweiligsten und unterhaltsamsten Filme des Regisseurs. Die Längen und die Bruchstückhaftigkeit von Inglorious Basterds wurden weitgehend umgangen und es gibt deutlich mehr Lacher. Und die Besetzung ist bis in die kleinsten Nebenrollen weitgehend hervorragend (Walton Goggins!).
Das Beste: Ganz klar Waltz und Di Caprio. Auch wenn Christoph Waltz eigentlich exakt die gute Variante seiner Basterds-Rolle spielt, macht es wieder unheimlich Spaß diesem so sympathischen Schauspieler dabei zu zu schauen, wie er aus einer spaßigen Karikatur eine so charismatische Person macht. Und Di Caprio hat so viel Spaß an seiner fast schon grotesk klischeehaften Bösewicht-Rolle, dass man sich nur freuen kann.
Probleme: Ich bin kein wirklicher Tarantino-Fan, deswegen war für mich das Ganze definitiv eine halbe Stunde zu lang. Und Jamie Foxx ist mir nach wie vor absolut unsympathisch und auch stellenweise ein Schwachpunkt des Films – Aber andererseits wäre die Alternative Will Smith gewesen, also will ich nicht meckern...

House At The End Of The Street
Worum geht’s: Eine Mutter und ihre Tochter (Elisabeth Shue und Jennifer Lawrence) ziehen in ein Haus, das besonders billig ist, weil nebenan ein Mädchen vor einigen Jahren ihre Eltern umgebracht hat. Die Tochter freundet sich gegen die Einwände ihrer Mutter und dem Rest der Stadt mit dem verstörten, überlebenden Sohn der ermordeten Familie (Max Thieriot) an.
Stärken: Die Besetzung ist mit Jennifer Lawrence und Elisabeth Shue zumindest auf dem Papier besser, als bei handelsüblichen Thrillern, doch es ist klar, dass dieser schon ältere Film nur groß veröffentlicht wurde, weil Lawrence mittlerweile ein Star ist. Denn auch die Schauspieler können dieses größtenteils vorhersehbare B-Movie nicht vor der Mittelmäßigkeit retten.
Das Beste: Der unvermeidliche „Twist“ ist natürlich absolut vorhersehbar, aber immerhin in seiner Konsequenz überraschend. Ansonsten könnte man natürlich Jennifer Lawrence im zunehmend verschwitzten Tank Top als Highlight werten – zumindest hatten das die Filmmacher sicher im Sinn...
Probleme: Der Film braucht zu lange, um in die Gänge zu kommen und springt wenig überzeugend zwischen Horror, Psycho-Thriller, Teen-Film und Familiendrama hin und her. Danach ist er nicht spannend genug, um zu unterhalten und nicht innovativ genug, um zu überraschen. Statt dem handelsüblichen Psycho-Thriller, hätte ich mir da fast noch lieber das Slasher-Film-Ende gewünscht, dass ich am Anfang erwartet hatte...


Musik: 

Kitty (ehemals Kitty Pryde) ist zurück mit ihrer zweiten, richtigen Veröffentlichung und nach all dem Hype und all dem Hass macht sie immer noch diese wunderbar fluffige Pop/Rap-Musik, die oftmals gekonnt versteckt, wie clever und stachelig die Texte eigentlich sind. Dazu gibt es bessere Beats, eine bessere Produktion und prominentere Features als bisher. Im Mittelpunkt steht trotzdem noch Kittys witzige, intelligente Kombination aus wachsendem Selbstbewusstsein und sympathischer Unbegaglichkeit im Rampenlicht.
 
The Black Heart Rebellion haben vorher durchaus ansprechenden Screamo/Hardcore gemacht, aber auf Har Nevo präsentieren sie sich mit einem vollkommen neuen und aufregenden Sound. Die 8 Stücke hier sind atmosphärische Meisterleistungen, die grandios Spannung aufbauen und dann wieder entladen. Das ganze könnte man grob irgendwo zwischen Post-Rock und Hardcore einorden, aber das wird Har Nevo nur schwer gerecht. Stattdesen erinnern mich die Songs an leidenschaftliche Beschwörungen und unheimliche Rituale, die alle Sine fesseln. Unbedingt anhören und Geduld mitbringen!

A$ap Rocky rappt größtenteils darüber, was für ein toller, reicher Hecht er doch ist, aber sein Talent und sein entspanntes Auftreten heben ihn trotzdem deutlich über den Durchschnitt. Dazu hat er aber auch noch ein Gespür dafür, was funktioniert und einen guten Geschmack. So kommt es, dass sich auf dem Song 1Train praktisch alle angesagten "Underground"-Rapper der letzten Jahre das Mikro in die Hand geben (Kendrick Lamar, Joey Bada$$, Danny Brown, Action Bronson, Yelawolf und Big K.R.I.T.) und sich neben den üblichen Verdächtigen (z.B. Drake oder 2 Chainz) auch ein toller Santigold-Hook oder ein prominentes Imogen Heap-Sample auf dem Album wieder findet.

Doppel-Alben sind immer verdächtig. Denn nur selten haben Künstler wirklich so viel gutes Material, dass es nicht auf ein Album passen würde. Und so bekommen wir mehr Füller, mehr Gleich Klingendes und oft einfach zuviel des Guten. Und bei Biffy Clyro macht man jetzt ohnehin eine Mischung aus Stadion-Rock und Halb-Balladen. Die alten Fans bekommen hier und da ein paar geniale, verrückte Momente zugeworfen, aber leider reicht das nicht, um aus Opposites ein interessantes Album zu machen...

Videos:

Dutch Uncles - Flexxin
 
Schöner Popsong – Bestes Tanzvideo seit Radiohead's Lotus Flower!

Marriages - The Shadows Of My Name
Was passiert wenn man eine großartige Post-Rock-Band vor toller Kulisse eine akustische Version eines neuen Liedes spielen lässt, bei der die Sängerin erstmals richtig singen darf? Magie!

Corrections House - Hoax The System
Das Video zum neuen Song der Supergroup Corrections House (Mitglieder von Neurosis, Eyehategod, Yakuza und Nachtmystium) erfüllt eigentlich wirklich jedes Klischee eines Metalvideos, ist aber trotzdem in Kombination mit dem unheimlichen, hämmernden Song eine hypnotische Meisterleistung.

Chelsea Wolfe - Flatlands
Das passiert, wenn man Chelsea Wolfe ein Budget gibt: Versprengte, aber wunderschöne Szenen, die als unheimliche Einblicke in Wolfes Träume und/oder makellose Foto-Shootings zu doppeln scheinen.
 

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