Dienstag, 27. November 2012

Das Beste aus 2012 - Teil 1: Musikvideos

Schon wieder ist ein Jahr fast vorbei und es wird Zeit für meinen lange geplanten und ausführlichen Musik- und Film-Rückblick 2012. Zu Beginn gibt es was einfaches, mit schönen Bildern und ohne viel Text, bevor es dann die nächsten Wochen mit vielen Musiktipps und noch mehr Geschreibsel weiter geht. 
Enjoy! 



10. Japandroids – The House that Heaven built: Eine so sympathische, spielfreudige und geradlinige Band wie die Japandroids brauchen einfach so ein altmodisches Video, das in wunderbar mitreißenden Bildern den Touralltag zusammenfasst und bei jedem anschauen sofort wieder Lust auf ein Konzert der Jungs macht.


9. Aesop Rock – Cycles to Gehenna: Eines der Highlights auf einem der besten Alben des Jahres bekommt ein Musikvideo mit nächtlichen Motorradfahrten und martialisch anmutenden Ballerinas – wie auch die Musik, nicht gleich verständlich, aber äußerst stimmungs- und kraftvoll... 


8. Xiu Xiu – Honeysuckle: Ein sterbender Fisch, ausfallende Zähne und ein blutender Apfel – wie Musik und Text von Xiu Xiu neigen auch ihre Videos zum Overkill. Aber ein so eindringlicher Song über Depression, Verzweiflung und Schmerz braucht ein ebenbürtiges Video. Und das Video von Honeysuckle vermischt scheinbar alltägliche Szenen aus dem Leben einer jungen Frau mit beunruhigenden und abstoßenden Bildern, bis sich auch die scheinbar harmlosen Szenen zu alptraumhaften Szenen verschieben. 
 

7. WIFE – Bodies: Das Video von Bodies kombiniert gespenstische Straßenszenen mit einem merkwürdigen Ritual aus Kerzen, einem Hirschgeweih, schwarzer Farbe, einem Pfirsisch, Körperflüssigkeiten und diversen anderen, zweckentfremdeten Gegenständen zu einer der Musik  angemessen Begleitung – die schnellen Schnitte und grobkörnigen, hypnotischen Bilder untermalen die unheimliche, intensive Wirkung der Musik äußerst gut.


6. Amenra – Boden: Bands mit einem vergleichbar heftigen Sound wie Amenra begnügen sich meist mit Bandaufnahme-Videos oder versuchen ihre Musik mit eher peinlichen, „brutalen“ Videos zu unterstreichen. Doch bei Amenra, wo Konzept und Ästhetik so wichtig sind, gibt es stattdessen ein künstlerisch wertvolles Video. Eine junge, leicht zerrupft aussehende Frau wacht nackt in einem unheimlichen, mystisch anmutenden Wald auf und verbringt den Rest des Video mit befremdlichen Ritualen. Die atemberaubende Kulisse, eine fast monochrome Farbauswahl und die ebenso faszinierenden, wie beunruhigenden Handlungen der schönen Hauptfigur komplementieren den einzigartigen Sound von Amenra besser, als jedes „Metal-Video“ es tun könnte. 

 (für Leute ohne youtube-Account alternativ hier: vimeo)

5. Rhye – Open: Es ist schwer, das Video von Open zu beschreiben, ohne es wie einen Softporno klingen zu lassen – Knapp gesagt: Verschiedene Paare werden beim Sex gefilmt. Dazu passt, dass der Song eine intime, zutiefst sinnliche Schlafzimmer-Ballade ist. Doch wie der Song, strahlt auch das Video eine Wärme und Vertrautheit aus, die das aufreizende Konzept problemlos ausbalancieren. Mit cleveren Schnitten wechselt das Video die Akteure immer wieder kaum merklich aus und schafft so einen äußerst schönen und grazilen Tanz sich liebender Menschen.

 (Youtube ist blöd, das Video gibts bei vimeo)
 
4. Fiona Apple – Every Single Night: Das Video von Every Single Night wirkt wie ein bizarrer Traum, den man selbst schon mal so ähnlich gehabt zu haben scheint. Die Bilder sind seltsam und unzusammenhängend, haben aber immer etwas kunstvolles und einprägsames. Die kurzen Szenen des Videos wechseln dabei von sexy zu gruselig zu lustig, oft mit wenigen Schnitten oder gar in der selben Szene. Im Mittelpunkt steht dabei immer Apples fesselnde Präsenz – optisch wie akustisch. 

 (Youtube ist blöd, das Video gibts bei vimeo)

3. Grimes – Genesis: Das Musikvideo von Genesis ist einfach total durchgeknallt: Claire Bucher schlüpft in mehrere Outifts/Persönlichkeiten, die sich an Irrwitzigkeit überbieten – vom Anime-Charakter bis hin zum Domina-Roboter ist alles dabei. Dazu fährt sie mit dem Geländewagen durch die Wüste und Los Angeles oder tanzt, mit Schwert und Morgenstern bewaffnet im Bild herum. Das ganze wirkt wie eine Mischung aus Power Rangers-Outtakes, 90er Jahre Pop-Musikvideo und Gangsterfilm aus einer Parallelwelt. Kombiniert mit Buchers offensichtlichem Spaß an der Sache wird das Video zu einer Offenbarung.  
 (Youtube ist blöd, das Video gibts bei vimeo
 
2. Frank Ocean – Pyramids: Pyramids ist wie ein typisches R n B-Video - nur auf einem schlechten Drogentrip. Die Genre-üblichen Locations sind immer ein wenig zu dunkel, zu grell oder zu verschwommen, die leicht bekleideten Stripperinnen verwandeln sich für wenige Sekunden in etwas dämonenhaftes und lassen den Zuschauer, ebenso wie den Protagonisten des Videos an seinem Verstand zweifeln. Es fühlt sich an, als ob hier etwas absolut nicht stimmt. Sex-Appeal und Gruselfaktor gehen eine unheimlich wirkungsvolle Mischung ein, Frank Oceans einmalige Stimme, die fantastische Produktionsqualität und John Mayers psychedelisches Gitarren-Solo in der Wüste tun ihr übriges, um aus einem der besten Songs des Jahres, (trotz Kürzung des Liedes) auch eines der besten Videos des Jahres zu machen.  

 (Youtube ist blöd, das Video gibts bei vimeo)
 
1. Explosions in the Sky – Postcard from 1952: Die Musik von Explosions in the Sky klingt schon immer wie ein Soundtrack zu einem epischen Film, der nur noch nicht gedreht wurde. Also passt das visuelle Feuerwerk dieses Videos einfach nur perfekt zu dieser so euphorischen, triumphalen Musik. Die Idee ist simpel, aber grandios umgesetzt: Alte Kindheitsfotos von entscheidenden Momenten im Leben, werden zu kleinen Filmszenen erweckt und von den Protagonisten Jahre später noch einmal rekonstruiert. Durch die malerische, exquisite Produktionsqualität und die sich langsam steigernde, majestätische musikalische Untermalung bekommen die Szenen eine unglaubliche Bedeutsamkeit und Tiefe. Heraus kommt eine zum weinen schöne, nostalgische Liebeserklärung an die Fotografie, die Kindheit und das Leben! 

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