Dienstag, 18. September 2012

Konzert-Review: Woven Hand im Zoom Club in Frankfurt


17.9.2012

Dank verspäteter S-Bahn komme ich erst um 10 nach 9 Uhr ins Zoom, wo Woven Hand heute spielen werden. Wie so oft, ist es leider nicht ganz klar, ob 21 Uhr Beginn oder Einlass ist, aber die überraschend gut gefüllte Halle sagt mir, dass es scheinbar schon gleich soweit ist. Und tatsächlich, bereits wenige Minuten später geht es tatsächlich los, ohne Vorband (es sei denn, die habe ich schon verpasst, was ich aber nicht glaube), stattdessen mit einem leidenschaftlichen Indianergesang, der eine durchaus stimmungsvolle und passende Einleitung abgibt, auch wenn er etwas zu lange andauert...

Schon das erste Lied macht dann ziemlich klar, was heute hier passieren wird. Glistening Black, ein absolutes Highlight der neuen CD The Laughing Stalk klingt gigantisch und ist live einfach nur unglaublich heavy. Das neue Album ist sicher das rockigste, was Woven Hand bisher aufgenommen haben, aber das es live „so“ heavy und überwältigend rüber kommen würde, hätte ich nicht gedacht und bin angenehm überrascht. Und so geht es dann auch fast das ganze Konzert über weiter- ruhige Momente sind selten. Es ist ein wenig schade, dass ältere Stücke und/oder ruhigere Momente kaum zur Geltung kommen, aber dafür gibt es ein sehr energetisches, in sich stimmiges Rockkonzert. Highlights sind für mich neben dem eindrucksvollen Opener der Laughing Stalk-Track King o King, der das reguläre Konzert ebenso beeindruckend beendet, wie es begann und der atmosphärische Doppelpack Kingdom of Ice und Sinking Hands, die das Konzert kurzzeitig mehr in eine düstere und unheimlichere Richtung lenken. Dazwischen gibt es nach meiner Erinnerung nach das komplette aktuelle Album (alle Songs sind auf jeden Fall für das Live-Erlebnis geschaffen und wirken deutlich mächtiger) und 3 oder 4 Songs der letzten beiden Alben.   

David Eugene Edwards sitzt nicht wie sonst oft, sondern tänzelt ständig vor dem Mikro hin und her, schüttelt seinen Kopf wild und leitet die Songs mit meist unverständlichem, dramtischem Sprechgesang/Beschwörungsformeln ein – kurz gesagt, er erfüllt genau das Bild des leicht dramatischen, durchgeknallten Predigers, das ich von ihm schon nach dem Hören der Platten hatte. Ansonsten gibt es bis auf ein paar vereinzelte "Thank You's" und einem höfliches Winken der Band am Ende des Konzerts keine Publikumsinteraktion, aber das hätte wohl auch die Atmosphäre nur gestört.

Fast alle der Songs klingen live anders, alle sind heftiger, mit längeren Jamparts und mehr oder weniger deutlich anderem Gesang. Viele wird es sicher irritiert haben, denn die Songs hatten auf der Bühne oft mehr gemeinsam mit Stoner Rock oder sogar so etwas wie Metal im weitesten Sinne und weniger mit Folk Rock oder Country. Mir gefiel was ich hörte größtenteils, nur vermisste ich manchmal den leidenschaftlichen, klar verständlichen Gesang der Platten. Live kam das manchmal zu eintönig und überdreht daher. Ob das auschließlich an Edwards Gesangsart liegt, oder auch an dem sehr verzerrten Mikrofon und dem Sound des Zooms, bei dem eben Gesang, zumindest am Anfang des Konzerts etwas unterging, ist nicht ganz klar. Aber das ist auch mein einziger Kritikpunkt an dem Konzert. 

Der Sound war zwar ziemlich laut, klang aber für meine Laienohren mit Ohrenstöpseln ziemlich gut und ausgewogen. Edwards Backing-Band ist exzellent und vor allem der Drummer, den ich zwar fast nie sehen konnte, der aber immer 2-4 Sachen gleichzeitig zu machen schien, verdient meinen vollen Respekt. Nach 2 Zugaben wir das Publikum mit einem weiteren Indianerchor nach circa 70-80 Minuten zurück gelassen und ich kann nur hoffen, dass es nicht das letzte Mal Woben Hand in Frankfurt war.

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