Sonntag, 11. März 2012

Guilty Pleasure-Filme: Ey Mann - Wo is' mein Auto?


Jeder hat so ein paar Filme, die er/sie früher aus irgendwelchen Gründen viel zu oft gesehen hat und die auch jetzt noch neben ungläubigem Kopfschütteln vergeblich unterdrückte Lachanfälle auslösen. Für mich ist einer dieser/ wenn nicht sogar DER Film Ey Mann - Wo is' mein Auto? Es gab eine Zeit, in der ich diesen Film mit Freunden gefühlt mindestens ein Mal pro Woche geschaut habe. Dazu gab es meistens billigen Südsee-Rum gemischt mit Orangensaft und Cola. Ein Getränk, das auf den ersten (und auch zweiten Blick) aussieht wie der Inhalt einer Kläranalage, aber doch überraschend gut schmeckte. Dasselbe gilt passender weise auch für Ey Mann - Wo is' mein Auto?

Der Film nimmt ein simples, aber effektives Comedy-Konzept und mischt in der Folge dumpfen Humor einer Stoner-Komödie mit einem ungewöhnlich hohen Anteil an Absurdität mit großem Erfolg. Jesse und Chester wachen nach einer durchzechten Nacht auf und haben einen absoluten Filmriss. Ihr Kühlschrank ist randvoll mit Pudding, ihre Freundinnen sind sauer und Jesses Auto ist verschwunden. Die beiden machen sich auf die Suche und treffen dabei unter anderem auf äußerst attraktive, aber gefährliche Aliens, einen verrückten, französischen Straußenzüchter und eine Möchtegernsekte unter dem Anführer Zoltan (bis heute mache ich automatisch das Erkennungszeichen, sobald ich diesen Namen höre, wer den Film kennt, weiß, was ich meine...).

Das Konzept des Filmrisses und die darauf folgende Erkenntnis was in der letzten Nacht so alles passiert ist als Ursprung für die Lacher im Film war auch damals noch nichts neues, aber es wurde seitdem leider durch den gnadenlos überbewerteten The Hangover und seine vielen Kopien bis zur totalen Ermüdung ausgelutscht. Ey Mann - Wo is' mein Auto? versuchte aber erst gar nicht wie diese Filme absolut übertriebene und unglaubwürdige Szenen in einer ansonsten realen Welt ein zu bauen. Stattdessen ist der Film von Anfang an eine unglaubwürdige Stoner-Komödie, die nach und nach in einen absurd lächerlichen Kampf zwischen Gut und Böse eskaliert in dem Jesse und Chester ungewollt und planlos die Helden sind, die einen sagen umwobenen Kontinuumstransfunktionator (!!) finden müssen, um die Erde zu retten.


Interessant ist der Film auch aus den Perspektiven der Beteiligten. Als erstes kommt da natürlich Ashton Kutcher in den Sinn, der zur Zeit des Films noch lediglich als Michael Kelso, die liebenswerte Dumpfbacke aus Die wilden Siebziger bekannt war. In Ey Mann - Wo is' mein Auto? spielt er nahezu die selbe Rolle und es war damals auch für alle klar, dass er das ganz gut macht, aber ansonsten für nicht viel zu gebrauchen ist. Mittlerweile ist Ashton Kutcher nach unzähligen, mittelmäßigen Komödien, romantischen und anderen, einer Ehe mit Demi Moore und einem Job als ultranerviger Moderator von Punk'd ein Superstar geworden, der nebenbei der best bezahlte TV-Schauspieler ist und einer der erfolreichsten Twitter-Nutzer der Welt. Wie das passieren konnte, ist mir unbegreiflich und sagt so einiges über den Stand der US-Unterhaltungsindustrie aus. Aber auch, wenn ich Kutcher nicht wirklich mag, freue ich mich doch immer ein wenig für den Kutcher von damals. Sean William Scott dagegen, der die andere Hauptrolle spielt, war bereits durch seine Rolle als Stiffler in American Pie für immer als stumpf und grenzwertig lustiger Typ gecastet. Erst seit kurzem versucht er durch ernstere Rollen diesem Schema langsam zu entfliehen und beweist dabei, dass er auf jeden Fall mehr Talent hat als Kutcher, auch wenn er niemals auch nur ansatzweise dessen Starpower erreichen wird. Die einzige andere bekannte Schauspielerin ist Jennifer Garner, die ihre Rolle in dem Film bestimmt auf ewig bereuen wird, eine Tatsache, die mich bei jedem schauen wieder mit leichtzer Schadenfreude erfüllt.

Nach diesem Exkurs habe ich bemerkt, dass ich bereits endgültig zu viel und zu hochtrabend über einen solch stumpfsinnigen Film berichtet habe. Doch das ist nicht ganz ungerechtfertigt. Denn auch wenn der Film größtenteils unheimlich hirnlos erscheint, steckt doch ein gewisses Schreibtalent, eine ganze Prise Kreativität und eine Liebe zum Detail dahinter, um den scheinbar so stumpfen und billigen Humor auch nach vielen Durchgängen noch so witzig und zitierbar zu machen. So sind typische Szenen wie die Begegnung von Jesse mit einer aggressiv nervigen China-Imbiss-Mitarbeiterin (und daaann?) oder die positiv-schockierende Entdeckung der beiden Hauptdarsteller, dass sie plötzlich tätowiert sind (Was hab ich aufm Rücken?) durch ihr hohes Level an absurder Comedy und einer sich immer weiter steigernden, manischen Energie, die sich durch den ganzen Film zieht, für mich auf ewig unvergesslich.... 


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