Hier geht es nicht um Meisterwerke der Filmkunst, sondern um ein paar der wenigen, soliden Actionfilme der letzten 10 Jahre
Taken / 96 Hours
In einem Satz: Spion im Ruhestand muss seine Tochter vor Frauenhändlern in Paris retten.
Liam Neeson ist ein absoluter Bad Ass, wer hätte das gedacht. Neeson ist ein respektierter Schauspieler, was ihn aber nicht davon abhält unheimlich viele Schrottrollen anzunehmen. Welchem Mafiaboss er wohl Geld schuldet ist unklar, aber mit diesem Film hat er ausnahmsweise mal einen Volltreffer gelandet. Im Film wird seine Tochter im Parisurlaub verschleppt und er muss die Entführer finden, bevor sie endgültig verkauft wird und verschwindet. Dieses Unterfangen beinhaltet ein wenig Detektivarbeit, aber sonst im wesentlichen Nonstop-Action. Neeson legt bei seiner Suche halb Paris in Schutt und Asche und verprügelt in eindrucksvoll choreographierten Szenen auch noch die halbe Unterwelt der Stadt. Neesons Rolle ist eine schöne Mischung aus Jason Bourne und den Filmhelden alter Schule, als Actionfilme noch einen absurd hohen Bodycount hatten. Der Großteil des Films ist so gut, dass er locker über die schreckliche Rolle der Tochter hinwegtröstet, die 17 sein soll, Mitte 20 war und sich verhält wie Lolita, die als Kind zu oft auf den Kopf gefallen ist. Wenn man also ausblendet, wer da gerettet werden muss (und zum Glück sehen wir nicht viel von der Tochter) steht dem Genuss dieses Films nicht mehr im Wege.
Bourne Ultimatum
In einem Satz: Top-Agent der CIA verliert nach einem Einsatz sein Gedächtnis und muss seine Vergangenheit ergründen während er gegen skrupellose Geheimdienstler kämpft.
Vor der Bourne-Trilogie hätte wohl niemand geglaubt, dass Matt Damon einen der coolsten und glaubwürdigsten Action-Helden des letzten Jahrzehnts spielen würde. Nach den Büchern von Robert Ludlum ist die Bourne-Trilogie in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Jason Bourne, der im ersten Teil des Films mit einer Schußwunde und Amnesie aus dem Meer gefischt wird, findet nach und nach heraus, dass er Teil einer Elite-Killer-Truppe der CIA war und verbringt den Rest der drei Filme damit eine Verschwörung aufzudecken in deren Mittelpunkt er steht. Die Bourne-Filme funktionieren dabei als intelligente Spionage-Thriller, die auch, im Gegensatz zu den sonstigen Filmen auf dieser Liste, mit einer plausiblen Story aufwarten können. Gleichzeitig ist Jason Bourne aber der ultimative Bad-Ass, der James Bond vermutlich in sekundenschnelle auf eine extrem ästhetische Weise umbringen könnte. Verblüffend ist auch, dass der letzte Teil der Reihe eindeutig der Beste ist. Die Geschichte (von der ich lieber nicht zuviel verraten will) wird weitergeführt ohne wie bei Forsetzungen oft üblich in Belanglosigkeit und Bomabst zu versinken und die Action- und vor allem Kampfszenen suchen ihresgleichen. Der Film war dann auch nicht nur ein finanzieller Erfolg, sondern hat eine verblüffende aber auch gerechtfertigte, positive Wertung bei Kritikern erhalten. Wer also Actionfilme mag, die sowohl das Gehirn als auch die Adrenalinausschüttung anregen, kommt um die Bourne-Reihe nicht herum, die leider auch keinerlei Konkurrenz hatte in den letzten Jahren...
Transporter
In einem Satz: Ex-Militär arbeitet als Fahrer/Kurier für die Unterwelt und deckt aus Versehen einen Menschenhändler-Ring auf.
Transporter war der Film, der Jason Statham fast zu einem Actionstar machte. Sein Name hat sich zwischenzeitlich etwas abgenutzt, da er scheinbar den Drang hat jedes Projekt anzunehmen und einen richtigen Hit hatte er abgesehen von der Transporter-Reihe auch nicht mehr. Aber jeder verbindet den Namen Statham seitdem mit kompromissloser Action. The Transporter hebt sich aus zwei Gründen aus dem Einheitsbrei an Action-Filmen hervor. Erstens ist es ein unglaublich stylischer Film in jeder Hinsicht. Angefangen von seinem Hauptdarsteller, über die Kulissen bis hin zur Kameraarbeit ist einfach alles an diesem Film schick und cool. Zweitens natürlich die Actionszenen. Es gibt mehrere spektakuläre Verfolgungsjagden, die durch gute Schnitte und ihre vergleichbare Kürze nie langweilig werden. Die dafür umso ausgedehnten Kampfszenen sind unglaublich. Perfekt choreographiert, extrem abwechslungsreich und kreativ, erinnern sie an alte Jackie Chan-Filme, nur brutaler und humorlos. Humorlosigkeit ist auch noch etwas, dass positiv auffällt. Es gibt fast keine dummen Sprüche oder erzwungenen Auflockerungshumor. Die Story ist aufs nötigste reduziert und versucht nicht mehr aus sich zu machen als sie ist: Ein notwendiges Grundgerüst. Die weibliche Hauptrolle besteht leider wie so oft nur aus Klischees: Zwar sieht sie für Hollywood-verhätnisse ungewöhnlich aus, ansonsten besteht ihre Rolle leider nur aus abwechselndem Schreien, Quietschen, Schmollen und unschuldigem Lächeln. Das ist aber verkraftbar, denn sie tritt zum Glück nie zu lange in den Vordergrund und lässt der Action die verdiente Hauptrolle.
Smokin Aces
In einem Satz: Ein ehemaliger Entertainer aus Las Vegas ist der Kronzeuge gegen die Mafia, diverse Auftragskiller und das FBI versuchen ihn zuerst in seinem Hotel zu erreichen.
Ein All-Star-Cast spielt extreme Karikaturen von Figuren aus Gangsterfilmen und die meisten haben Spaß mit ihren überzogenen Rollen. Nach einer Anfangsphase in der alle Figuren in amüsanten Anekdoten vorgestellt werden und die hanebüchene Hintergrundgeschichte erzählt wird, kommen wir zum Mittelteil, der eigentlich nur aus großartigen Actionszenen besteht. Alle Personen kommen nach und nach zum Hotels des Mafiakronzeugens, dass in einem wunderbar überzogenen und stilistisch ansprechenden Kugelhagel untergeht. Die fiebrige Kamerarbeit und der druckvolle Soundtrack von Clint Mansell sorgen für eine wirkungsvolle Untermalung dieses Overkills. Danach kommt der Film leider zu einem Totalstopp und muss sich noch dramatisch und unbeholfen zu dem total unnötigen "Überraschungs"-Ende quälen. Der Film lohnt sich aber allein für den actionlastigen Teil und die vielen „Den Schauspieler kenne ich doch irgendwoher“-Momente.
Man on Fire
In einem Satz: Ex-CIA-Agent mit dunkler Vergangenheit und Alkoholproblem wird als Bodyguard einer Unternehmertochter in Mexiko City angeheuert, um sie vor Entführungen zu beschützen.
Man on Fire ist der einzige Film auf der Liste, der kein typischer Action Film ist, sondern mehr ein ungewöhnlicher Thriller, der eine ganze Hälfte seiner Laufzeit darauf verwendet seine Figuren aufzubauen und nur im letzten Drittel zu einem explosiven Actionthriller wird. Die Actionszenen und die Gewalt sind hier wirklich notwendig im Kontext der Geschichte, die wiederum eben nicht nur ein Mittel zum Zweck bleibt. Die erste Stunde des Films kommt dabei fast ohne spannende Szenen aus und wird dazu verwendet dem trinkenden, suizidalen Protagonisten (Denzel Washington) wieder an das Leben heranzuführen, durch seinen neuen Schützling (Dakota Fanning). Nachdem der Film in der schönen ersten Hälfte eine fast schon Vater-Tochter-Beziehung zwischen den beiden aufgebaut hat, läutet die dramatische Entführung von Fannings Charakter die Action-Hälfte des Films ein. Ohne zu viel verraten zu wollen: Denzel Washington ist großartig als gnadenloser Rache-Engel, der sich auf äußerst brutale und ebenso kreative Weise Aller entledigt, die in irgendeiner Form an der Entführung beteiligt waren. Die hektische, effektreiche Regieführung von Tony Scott (Top Gun, The Last Boy Scout, Staatsfeind Nr. 1) und die perfekt passende Musik (u.a. Nine Inch Nails) treiben das Adrenalin und die bei Rache-Thrillern übliche Genugtuung des Zuschauers noch weiter hoch bis zum zwar leicht kitschigen aber doch zufriedenstellenden Ende des Films. Neben den kreativen Actionsequenzen hebt neben diesem auffälligen Stil des Regisseurs vor allem die Chemie zwischen Washington und Fanning Man on Fire hervor.